Julia Extra Band 0293
Assistentinnen mitnehmen und kein einfaches Mädchen aus der Provinz.
„Wo soll es denn hingehen?“, erkundigte sie sich zaghaft.
„Wir reisen morgen Abend ab in Richtung holländische Antillen, Rückflug ist dann am Montag. Es handelt sich um einen äußerst wichtigen Auftrag.“ Er zog die Stirn in Falten und sah Susan direkt in die Augen. „Verstehen Sie das?“
Wieder nickte sie, und ihre Gedanken überschlugen sich. Die Antillen lagen in der Karibik, und das bedeutete mindestens acht Stunden Flug dorthin. Wenn Julian nur wegen eines potenziellen Auftrags so weit reiste, musste es sich um eine ernste Angelegenheit handeln.
Susan hatte sich schnell wieder im Griff. „Kann ich etwas tun, um diese Reise vorzubereiten?“
„Ja, buchen Sie die Tickets.“ Er schob ihr ein paar Unterlagen entgegen. „Hier steht alles drin, was Sie wissen müssen. Morgen werde ich nicht im Büro sein, und das bedeutet, wir treffen uns erst am Flughafen. Erste-Klasse-Lounge. Die Infos können Sie mir per SMS schicken.“
Mit geübtem Blick überflog Susan die Papiere und verkniff es sich, weitere Fragen zu stellen. Dabei hätte sie nur zu gern gewusst, was sie beispielsweise einpacken sollte – und vor allem, warum er ausgerechnet sie für diesen Job ausgewählt hatte.
Energisch schob sie ihre Neugier beiseite. „Ist das alles?“
Sein Blick wurde etwas entspannter, und seine Mundwinkel umspielte ein leises Lächeln. Susan bekam den Eindruck, dass sie genau das tat, was er von ihr erwartete – und es gefiel ihr nicht besonders.
„Ja, das ist alles.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, widmete er sich wieder seiner Arbeit.
Susan schlich aus seinem Büro und kehrte mit wackligen Knien an ihren Schreibtisch zurück.
Ich fliege in die Karibik, dachte sie fassungslos und gab sich für einen Moment den traumhaften Bildern in ihrer Fantasie hin: weiße Sandstrände, bunte Cocktails, tropische Wälder, lachende Menschen und sanfte Abendbrisen. Es war, als würde ein großes, unerwartetes Abenteuer vor ihr liegen …
Wer konnte schon wissen, was geschah oder wem sie dort möglicherweise begegnete? Das Wichtigste war: Sie hatte Pläne für dieses Wochenende, gigantische Pläne!
Nachdem sie die notwendigen Reisevorbereitungen veranlasst hatte, schlüpfte Susan in ihren Mantel. Sie flog in die Karibik … mit Julian Douglas!
Einen Augenblick lang versuchte sie sich auszumalen, wie sich so ein Wochenende an der Seite ihres Chefs anfühlen würde. Zusammen in einem Flugzeug, in einem Hotel, am Strand.
Entspannte er sich vielleicht sogar in so einer traumhaften Atmosphäre? Oder war er verkrampft und kurz angebunden – wie sonst auch?
Wie er wohl aussieht, wenn er tatsächlich mal lächelt?, überlegte sie, aber dieser Gedanke war einfach zu abwegig. Sie hatte Julian Douglas niemals gut gelaunt erlebt, aber das war in diesem Moment auch vollkommen gleichgültig. Sie würde für ihn Notizen machen und ihm seine Unterlagen hinterherschleppen – mehr erwartete er schließlich nicht von ihr.
Trotzdem war die Vorstellung, mit diesem Mann ein exotisches Wochenende zu verbringen, reizvoll und unheimlich aufregend. Nachdem ihr soziales Leben auf dem Nullpunkt angekommen war, weil Susan sich mit Leib und Seele nur um ihre Schwester gekümmert hatte, war es nun an der Zeit, eine ganz neue Ära zu beginnen. Und den Anfang machte Susan an diesem Wochenende in der Karibik – wenn das kein Glücksfall war!
Sie unterdrückte ein hysterisches Lachen und verspürte plötzlich unbändige, mädchenhafte Freude. Drei Tage in Sint Rimbert, und mit einem Mal schien alles möglich zu sein! Sie tat genau das, was Dani von ihr erwartete, und packte das Leben bei den Hörnern. Es war der Neuanfang von … irgendetwas Tollem. Auch wenn Julian Douglas dabei war, würde sie sich dennoch amüsieren, interessante Menschen kennenlernen und neue Orte sehen.
Leichtfüßig durchquerte sie auf dem Heimweg die Altstadt von Edinburgh und steuerte auf das georgianische Stadthaus zu, das inmitten aufwändig renovierter Häuser schäbig und heruntergekommen wirkte. Es sah wie ein Unkraut zwischen bildschönen Rosenstöcken aus. Leider fehlte Susan das Geld für neue Fenster, einen neuen Fassadenanstrich und für die Beseitigung der zahllosen anderen Makel, aber immerhin war dies ihr Zuhause. Ein Heim voller Erinnerungen, das sie um jeden Preis erhalten wollte.
Im Vorflur fiel ihr auf, wie still und trostlos die Atmosphäre war, seit Dani zur Universität
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