Julia Extra Band 0293
umspielte seine Mundwinkel. „Selbstverständlich. Wo wir einkaufen werden, könntest du dir nicht einmal eine Garnitur Unterwäsche leisten.“
Sein Sarkasmus ließ sie kalt. „Ich würde dort auch niemals welche kaufen wollen.“ Mit hoch erhobenem Kopf ging sie ihm voran aus dem Zimmer.
2. KAPITEL
Susan saß kerzengerade auf einem cremefarbenen Ledersofa, während Julian sich im Flüsterton mit der Inhaberin einer Edelboutique in der Princes Street unterhielt.
Es ließ vermuten, welchen Respekt und welches Ansehen ein Mann wie Julian genoss, wenn allein für ihn um acht Uhr abends eine Boutique geöffnet wurde. Seine arrogante, autoritäre Ausstrahlung war für Susan eher ein Grund, sich so weit wie möglich von ihm fernzuhalten.
Mit zusammengepressten Lippen starrte sie in den Regen hinaus. Allen im Raum war klar, dass Susan ohne Anleitung nicht in der Lage war, sich eine geschmackvolle Kleiderkollektion zusammenzustellen. Aber sie selbst ließ sich von dieser Tatsache nicht weiter verunsichern. Wenn Julian darauf bestand, sie wie eine Kleiderpuppe anzuziehen, und obendrein dafür bezahlen wollte, sollte er sich seine Wunschgarderobe doch selbst aussuchen!
Aber offensichtlich betraute er eine Angestellte der Boutique mit der Aufgabe, Susan für ein ganzes Wochenende in Übersee vollständig auszustatten.
„Mr. Douglas hat den Wunsch geäußert, Ihnen Outfits für das kommende Wochenende vorzustellen“, begann die Frau freundlich. „Würden Sie bitte hier entlangkommen?“
Ohne Julian eines Blickes zu würdigen, folgte Susan der Dame in die hinteren Räume der Boutique.
„Ich bin Claire“, stellte die Verkäuferin sich vor und war dann damit beschäftigt, einzelne Kleidungsstücke aus deckenhohen Regalen zu fischen. „Sie werden mit Sicherheit zwei Abendkleider brauchen, einige legere Kleider für den Tag, einen Badeanzug …“
Die Liste wurde immer länger, und schon bald verlor Susan den Überblick. Wie in Trance strich sie hier über zarten Satinstoff oder ließ dort feinste Seide durch ihre Finger gleiten.
Warum machte Julian sich solche Umstände? Als seine Sekretärin brauchte sie keinesfalls Kleidung dieser hohen Qualität. Tat Susan ihm einfach nur leid? Das war eher unwahrscheinlich. Schämte er sich für sie? Doch selbst wenn, weniger teure Kleider hätten ihren Zweck ebenso erfüllt.
Über eine Stunde später probierte Susan die letzte Robe des Tages an: ein sündhafter stoffgewordener Traum mit Spaghettiträgern, der sich wie flüssiges Mondlicht über ihre reizvollen Kurven ergoss.
Susan selbst war sprachlos über ihre Verwandlung. Noch nie hatte sie sich so gesehen. Ihre hellblonden Haare fielen weich auf die Schultern, und die Augen wirkten in Susans hübschem Gesicht riesig groß und geheimnisvoll.
Was für eine Frau will Julian aus mir machen?, fragte sie sich bestürzt. Und warum?
„Fantastisch“, beteuerte Claire zum wiederholten Male. „Mr. Douglas wird es auch sehen wollen.“
„Ich glaube nicht, dass er …“, wandte Susan ein. Aber im nächsten Augenblick wurde sie schon in den Vorraum der Boutique geschoben, und Julian begutachtete sie schweigend von Kopf bis Fuß.
„Sehr schön“, bemerkte er schließlich. „Packen Sie es mit den anderen Sachen zusammen, wir müssen gehen.“
Susan wollte protestieren, doch ihre Widerworte gingen kläglich unter. Claire war damit beschäftigt, die Rechnung über mehrere tausend Pfund zu erstellen, und Susan blieb erst einmal nichts anderes übrig, als das teure Abendkleid vorsichtig abzustreifen.
Plötzlich spürte sie, wie sie beobachtet wurde. Atemlos drehte sie sich um und sah Julian, der von ihrem halb nackten Anblick gefesselt zu sein schien.
„Ich wollte dir nur sagen, dass du dich beeilen sollst“, brummte er schroff.
Mit gespieltem Selbstbewusstsein stemmte sie beide Hände in die Hüften. „Hast du genug gesehen?“
Ein überraschter Ausdruck huschte über sein Gesicht. „So viel gibt es ja nicht zu sehen“, sagte er verkniffen und war verschwunden, bevor Susan etwas erwidern konnte.
Wenige Minuten später saß sie mitsamt unzähliger Tüten, Taschen und Schachteln in einem Taxi. Julian wies den Fahrer an, Susan nach Hause zu bringen, danach blickte er sie über die offene Wagentür hinweg ernst an. „Das silberne Kleid“, bemerkte er barsch. „Trag es am letzten Abend.“
Sie richtete sich im Sitz auf. „Wir sehen uns morgen am Flughafen“, sagte sie spitz und streckte die Hand mit einem
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