Julia Extra Band 0293
Schwester. „War mir ein Vergnügen, dich kennenzulernen, Dani.“
Erst als sie gemeinsam in seinem Sportwagen saßen, brach Julian das Schweigen zwischen ihnen. „Was ist los, Susan?“
„Was los ist?“ Sie lachte trocken. „Was los ist, willst du wissen?“
„Es wird bald vorüber sein“, sagte er beschwichtigend, und Susan schluckte einen Kommentar hinunter.
Das Dinner fand im Balmoral statt, Edinburghs größtem Luxushotel direkt auf der Princes Street.
„Julian! Wie nett, Sie zu sehen.“ Geoffrey war der Erste, der sie im Foyer begrüßte, als sie Arm in Arm durch das Eingangsportal schritten. „Wie fühlen Sie sich, Susan?“, fragte er schneidend und ließ keinen Zweifel daran, dass er sie beide provozieren wollte.
„Jetlag“, sagte sie knapp. „Julian, ich möchte meinen Mantel loswerden.“ Mit diesen Worten ließ sie den anderen Architekten stehen und ging weiter.
Ihr fiel auf, dass um sie herum getuschelt wurde, während sie den großzügigen Raum durchquerten. Immerhin trat hier Julian Douglas auf, zusammen mit seiner frisch angetrauten Ehefrau. Das erregte die Neugier aller Anwesenden.
Der Abend zog sich unangenehm in die Länge. Niemand schien davon überzeugt zu sein, dass Julian Douglas sich tatsächlich in den Hafen der Ehe begeben hatte.
Diese Tatsache machte Susan auf merkwürdige Weise traurig. Offenbar traute niemand ihm zu, dass er sich ernsthaft in eine Frau verlieben könnte – oder dass eine Frau ihn aufrichtig liebte.
Und obwohl er sich charmant und entspannt gab, waren seine Augen von Schatten gezeichnet. Susan hatte ihn nie zuvor so erlebt. Offensichtlich nahm ihn dieses falsche Schauspiel mehr mit, als er zugeben mochte.
Vielleicht wünscht er sich ja auch, alles wäre echt, dachte Susan plötzlich. Aber da ist wohl mein eigener Wunsch Vater des Gedankens …
Irgendwie schaffte sie es, während des Essens, der vielen Ansprachen und dem ewigen Händeschütteln ihre Haltung zu bewahren.
„Ich entschuldige mich kurz“, flüsterte sie Julian zwischen zwei Reden zu und eilte zu den Waschräumen. Ihr fiel nicht auf, dass sie verfolgt wurde, bis sie hinter sich eine vertraute Stimme hörte.
„Wo wollen Sie denn hin, Susan?“
Sie drehte sich auf dem Absatz um und sah Geoffrey in sein verschlagenes Gesicht. „Ich gehe nur kurz für Damen“, antwortete sie spitz.
„Sie sehen gestresst aus. Vielleicht wird das alles etwas zu viel für Sie.“
„Zugegeben, es ist ziemlich langweilig“, lenkte sie geschickt ein. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden?“ Sie wandte sich ab, aber Geoffrey packte sie am Arm.
Sein Gesicht verwandelte sich in eine verzerrte Maske. „Glauben Sie ja nicht, dass Sie damit durchkommen!“, zischte er wütend. „Ich weiß genau, dass Julian Sie dafür bezahlt, ganz gleich womit. Sie geben nur vor, seine Frau zu sein. Hassell lässt sich vielleicht davon täuschen, aber ich nicht.“
Seine Finger krallten sich in ihr Handgelenk, und Susan erschrak. „Lassen Sie mich sofort los!“, verlangte sie scharf.
Er schüttelte den Kopf. „Sie wissen doch nicht einmal, was für ein Mann er ist, oder? Die Leute verehren ihn für seine Entwürfe, aber im Grunde kann niemand ihn leiden. Und niemand will ihn hier sehen.“
„Damit meinen Sie wohl in erster Linie sich selbst“, stellte Susan eiskalt fest. „Mir ist nicht ganz klar, wieso Sie ihn dermaßen hassen.“
„Wissen Sie überhaupt, mit wem Sie sich da eingelassen haben?“, erkundigte er sich, und seine Augen bekamen einen fiebrigen Glanz. „Er ist ein Typ von der Straße.“ Triumphierend warf er den Kopf in den Nacken. „Seine Mutter war drogenabhängig und hat ihn regelmäßig zum Betteln gezwungen, um ihre Sucht zu finanzieren.“
Susan starrte ihn fassungslos an. „Woher wissen Sie das?“
„Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, es herauszufinden“, gab er zurück. „Er verleugnet seine Herkunft und gibt sich als einer von uns aus, aber das ist er nicht. In einer drittklassigen Abendschule hat er seine Abschlüsse gemacht. Kein Wunder, dass ihn niemand in sein Büro aufnehmen wollte. Ständig musste er die miesesten Aufträge annehmen, die niemand anders haben wollte.“ Sein Lachen klang bösartig. „Er hat für einen Hungerlohn Tankstellen gebaut!“
„Tatsächlich?“ Susan hob ihr Kinn. „Offenbar hat er aber Erfolg gehabt, denn heutzutage entwirft er keine Tankstellen mehr.“
Geoffrey brachte sein Gesicht dicht an ihres. „Nur weil er einschüchtert,
Weitere Kostenlose Bücher