Julia Extra Band 0293
Notizen und war froh, beschäftigt zu sein, während sie heimlich Julian beobachtete, der wieder einmal eine äußerst überzeugende Präsentation ablieferte. Sie bewunderte ihn für seine Liebe und Hingabe in Bezug auf seine Arbeit. Wenn er doch nur in der Lage wäre, das Gleiche für eine Frau zu empfinden …
Anschließend gingen sie gemeinsam zum Auto.
„Und wo geht es jetzt hin?“, fragte sie.
„Ich muss noch einen Baugrund besichtigen, und dann können wir zu Abend essen.“
Nach einer halben Stunde Fahrt bog Julian ab und hielt auf einem einsamen Sandplatz. Dort stiegen sie aus, und Susan folgte ihm stolpernd durch die Dämmerung. Ein Vorarbeiter begrüßte sie und schüttelte Julians Hand. Dann ging er voraus, und Julian streckte seinen Arm nach Susan aus.
„Komm mit. Du sollst das alles sehen.“
„Wirklich?“ Überrascht ließ sie sich von ihm über die Baustelle führen. Dabei musste sie sich mehrmals fest an seinen Arm klammern, um den Halt nicht zu verlieren.
Nein, nein, nein, das darf nicht wieder passieren, dachte sie verzweifelt. Ich darf mich nicht wieder von ihm einwickeln lassen. Er darf mich nicht mehr verletzen.
Diese Lektion hatte sie gelernt, und das auf unheimlich schmerzhafte Weise.
Auf der anderen Seite fühlte es sich so gut an, ihre Hand in seiner starken, warmen Hand zu wissen. Fast eine Stunde lang ließen sie sich so die baulichen Fortschritte vom Vorarbeiter zeigen. Und von Zeit zu Zeit warf Julian Susan einen Blick zu, der sie bis ins Mark traf.
Was war nur mit ihr los? Und es musste doch etwas damit auf sich haben, dass Julian ihr unbedingt dieses Projekt zeigen wollte. Trotz ihrer Vorgeschichte miteinander war Susan geneigt, sich wieder von ihm einwickeln zu lassen. Es war, als teilten sie mehr miteinander als nur einen gemeinsam begangenen Betrug.
„Wo geht es jetzt hin?“, fragte sie, nachdem sie die Baustelle verlassen hatten.
„Ich habe einen Tisch in einem Restaurant hier in der Nähe reserviert. Wie klingt das, wenn ich sage: offenes Feuer und saftiges Steak?“
„Zauberhaft“, antwortete sie, ohne weiter darüber nachzudenken. Dabei fühlte es sich nicht richtig an. Wann führten sie und Julian jemals ein ernsthaftes Gespräch? Worüber sollten sie sich bei einem belanglosen Essen unterhalten?
Und so wie er sie ansah, schien ihm selbst aufzugehen, wie verlogen ein solcher Abend im Restaurant war.
„Was ist?“, fragte er mit harter Miene.
„Warum hast du mich heute wirklich mitgenommen?“, wollte sie wissen. „Das war nicht unbedingt nötig, und das wissen wir beide.“
„Bist du noch nicht auf den Gedanken gekommen, dass ich deine Gesellschaft genieße?“
Diese Frage versetzte ihr einen schmerzhaften Stich. „Ich habe dir gesagt, dass es mir endgültig reicht. Du nutzt mich wieder und wieder für deinen persönlichen Vorteil aus, und das macht mich allmählich krank!“ Frustriert schlug sie sich mit einer Hand auf den Oberschenkel. „Bist du es nicht selbst langsam satt, Menschen bis aufs Blut auszusaugen? Wenn du eine Seele hast, Julian, solltest du Skrupel davor haben, andauernd Menschen zutiefst zu verletzen.“
Endlose Minuten lang sagte er kein Wort, sondern umklammerte nur schweigend das Lenkrad seines Sportwagens. „Manchmal vielleicht.“
Mehr war nicht aus ihm herauszubekommen, während sie durch ein dunkles kleines Dorf fuhren. Susan erkannte am Straßenrand das Schild des Restaurants, das Julian ihr zuvor genannt hatte, und sah ihn überrascht an, als er entschlossen daran vorbeifuhr.
„Was ist los?“, wollte sie wissen.
„Ich muss noch nach einem Gebäude sehen.“
Irritiert starrte sie durch die Windschutzscheibe, als schließlich ein hohes, altes Steinhaus am Ende einer gepflegten Allee zum Vorschein kam. Es war bereits später Abend, und als sie aus dem Wagen stiegen, wehte ein kühler Wind.
Julian zog einen Schlüssel aus der Tasche.
„Willst du hineingehen?“, fragte Susan.
„Natürlich.“
Kies knirschte unter ihren Schuhen, als sie über den Vorplatz auf die Eingangstür zugingen. Julian schloss die Tür auf, winkte Susan herein und schaltete das Licht an.
Sofort erkannte Susan, dass dies eines von Julians Projekten war. Das gesamte Innenleben des Hauses war umgebaut, erhellt und modernisiert worden. Es sah traumhaft aus.
„Ich stelle eben die Heizung an“, verkündete er und verschwand in einen anderen Raum.
Es war das perfekte Haus für eine Familie. Die riesige Küche führte durch große
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