Julia Extra Band 0293
sie leidenschaftlich. „Ich möchte mit dir schlafen, Claire“, sagte er unumwunden.
Für einen Moment stockte ihr der Atem, bevor sie antwortete: „Das möchte ich auch.“
„Leider habe ich James und Laura zu Hause.“
„Und leider wohne ich zurzeit in einem Gästehaus. Trotzdem könnten wir uns in mein Zimmer schleichen“, schlug sie kühn vor.
Ihm schien, als würde sie erröten, und diese Mischung aus Schüchternheit und Provokation fand er hinreißend.
„Ja, aber ich möchte June nicht auf der Treppe begegnen“, wandte Ethan ein.
„Ich auch nicht. Und was nun? Welche Möglichkeit bleibt uns?“
„Warten. Laura und James fahren morgen Nachmittag nach Detroit zurück und dann …“
„Sind wir endlich allein“, beendete sie den Satz.
Auf dem Weg zurück nach Glen Arbor hielten sie sich die ganze Zeit über an den Händen, im Ort angekommen, parkten sie vor der Pension, und Ethan brachte Claire zur Tür, wo sie sich so hingebungsvoll küssten wie zwei Teenager nach dem Schulball.
„Ganz so habe ich mir das Ende unseres Rendezvous nicht vorgestellt“, sagte Ethan schließlich leise.
„Ich auch nicht. Ich habe mir sogar ganz besonders sexy Dessous angezogen“, gestand Claire.
„Musstest du das ausgerechnet jetzt sagen?“
„Tut mir leid.“
„Schon gut, Claire. Welche Farbe?“
„Die Dessous? Natürlich schwarz.“
Er stöhnte leise. „Meine Lieblingsfarbe. Hast du noch mehr schwarze Reizwäsche?“
Sie lächelte schalkhaft. „Ich glaube, ja, aber ich muss erst nachsehen.“
„Gut. Zieh sie morgen an.“ Er küsste sie noch einmal schnell, dann drehte er sich um und eilte zum Auto.
Claire sah ihm nach. Der nächste Tag schien eine Ewigkeit weit weg zu sein.
Claire stand am nächsten Morgen schon früh auf, denn wieder einmal hatte sie wenig geschlafen. Vor Aufregung. Sie hatte wach dagelegen und sich alles Mögliche ausgemalt.
Trotzdem fühlte sie sich frisch und voller Energie.
Zu allem bereit.
Sogar zu einem Neubeginn der Beziehung, falls Ethan es ebenfalls wirklich wollte.
Inzwischen war Claire wieder bewusst geworden, weshalb sie sich damals für ihn interessiert hatte: nicht nur, weil er auffallend attraktiv war, sondern weil er so viele gute Charaktereigenschaften besaß. Unabhängigkeit und Zielstrebigkeit waren aber nicht die wichtigsten davon, viel mehr zählte sein Sinn für Humor und seine Fürsorglichkeit, sein wacher Verstand, seine Fairness.
Und dass er ihr das Gefühl gab, sie wäre eine ganz besondere, für ihn wichtige und fähige Frau. Seltsamerweise war es noch immer so, und es freute sie, obwohl sie inzwischen genug eigenes Selbstvertrauen entwickelt hatte, um ihren Weg zu gehen.
Ihre euphorische Stimmung dauerte leider nur so lange, bis sie den Computer eingeschaltet und die E-Mail des Personalchefs von Mayfield gelesen hatte, einem alten Freund, der sie anfangs unter seine Fittiche genommen hatte.
Nun teilte er ihr in knappen Worten mit, welche Abfindung sie zu erwarten habe und forderte sie auf, bis Jahresende über ihren Anteil an den Firmenaktien zu entscheiden.
Das letzte noch ausstehende Gehalt würde man ihr erst zukommen lassen, wenn sie den Schlüssel zum Büro und ihren Firmenausweis zurückgegeben habe. Ferner würden ihre persönlichen Gegenstände aus dem Büro entfernt, falls sie diese nicht umgehend abholte.
Claire war schockiert. Diesen Ton hatte sie von diesem Mann nicht erwartet, aber natürlich wurde er von Sumner Mayfield bezahlt und tat, was sein Arbeitgeber wollte.
„Immerhin steht hier nichts davon, dass ich enterbt werde“, sagte sie halblaut vor sich hin.
Aber vielleicht schickten sie ihr diese Nachricht ja in einem Extrabrief?
Sie schaltete den Computer aus und stützte, im Bett sitzend, das Kinn auf die angezogenen Knie. Sie bedauerte, dass es zwischen ihr und ihrem Vater so weit gekommen war, aber sie bereute auf keinen Fall, dass sie nicht nachgegeben hatte. Ethan rief eine Stunde später an, als Claire gerade aus der Dusche kam, in ein großes flauschiges Handtuch gehüllt.
Da sie ahnte, wer am anderen Ende war, sagte sie in ihrem verführerischsten Tonfall: „Hallo, schöner Mann!“
„Ich hoffe doch, du sprichst mit mir und nicht mit jemand in deinem Zimmer“, erwiderte Ethan, scheinbar grollend.
„Natürlich mit dir.“ Claire lächelte strahlend und setzte sich aufs Bett.
„Wie hast du geschlafen, Claire?“
„Drei Mal darfst du raten.“
„Mir ging es ebenso“, erwiderte er und lachte
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