Julia Extra Band 0293
gegessen.“
„Wir können immer noch das Dessert dort einnehmen, mein Herr.“
„Habe ich dir jemals gesagt, wie sehr ich deine Kompromissbereitschaft liebe?“, erwiderte er. „Eigentlich wollte ich vorschlagen, dass du zu mir kommst.“
„Das geht schon“, meinte sie zögernd. „Ist bei dir alles in Ordnung?“
„Ja, sicher! Ich habe nur um vier Uhr ein Treffen, das ich unmöglich verschieben kann.“
„Du hast sehr viele Meetings in letzter Zeit. Hast du denn einen Investor gefunden?“
„Mehr oder weniger.“ Er klang nicht unbedingt erfreut und wechselte sofort das Thema. „Ich habe Karten für das neueste Musical. Anschließend könnten wir im Griechenviertel essen gehen.“
„Es ist unfair, mich mit Baklava bestechen zu wollen. Du weißt doch, dass ich der Versuchung nicht widerstehen kann.“
„Genau das war meine Absicht.“ Ethan lachte erfreut. „Ich lass dich am Flughafen abholen. Sag meiner Sekretärin Bescheid, wann du ankommst.“
„Okay.“ Obwohl Claire allein war, sprach sie plötzlich leiser. „Es war eine lange Woche.“
„Wem sagst du das? Möchtest du sie mit einem wirklich langen Wochenende beenden?“
Sie überlegte kurz. „Ich habe am Montagnachmittag eine Verabredung, aber ich könnte ja den ersten Flug nehmen.“
„Nein, Claire, ich meinte bis Mitte der Woche … bis nach Weihnachten, genauer gesagt.“
„Oh! Ich dachte, du wolltest das Fest mit deiner Familie verbringen.“
„Schon … aber ich möchte dich auch bei mir haben, Claire. Natürlich kann ich verstehen, wenn du bei deinen Eltern bleibst.“
„Ich komme lieber zu dir, Ethan.“
Und da sie bei ihm bleiben wollte, für immer, hatte sie sich Folgendes ausgedacht: Sie würde ihm als Erstes sagen, wie sehr sie ihn liebte. Es war ihnen zwar beiden klar, welches Gefühl sie verband, aber offen gesagt hatte es noch keiner von ihnen.
Zweitens würde sie ihn bitten, ihr Mann zu werden.
Diesmal war sie an der Reihe mit dem Antrag.
„Ich kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen“, sagte Ethan leise.
„Was glaubst du, wie es mir geht?“, entgegnete sie rau.
Sie verabschiedeten sich und legten auf.
Ethan atmete tief durch. Nicht weil er nervös war, sondern aufgeregt und voller Vorfreude.
Er fragte sich nicht mehr, was er für Claire empfand. Er wusste es.
Und er überlegte nicht, was in ihrer Beziehung in der Vergangenheit schiefgelaufen war. Er wusste, was jetzt gut und richtig zwischen ihnen war.
Sie beide hatten sich verändert, waren reifer geworden und fähig, eine echte Partnerschaft einzugehen, eine in der Geben und Nehmen sich die Waage hielt.
Und er wollte nicht länger allein sein, sondern sein Leben teilen. Mit Claire.
Aus der Schreibtischschublade nahm er ein kleines, mit Samt bezogenes Kästchen und öffnete es. Drinnen steckte ein Ring mit einem Brillanten von mehreren Karat. Damals hatte er Claire keinen Verlobungsring geschenkt, das würde er jetzt nachholen, wenn er sie bat, seine Frau zu werden.
„Das ist ja ein echter Hingucker“, dröhnte ihm plötzlich eine kratzige Stimme ins Ohr.
Ethan schrak hoch und traute seinen Augen kaum. An der offenen Tür stand Sumner Mayfield, sein einstiger und hoffentlich zukünftiger Schwiegervater.
„Tut mir leid, Mr. Seaver, er ist einfach an mir vorbeigestürmt“, sagte die Sekretärin kleinlaut.
„Schon gut, Anita, Sie können nichts dafür“, beruhigte Ethan sie. Er schloss das Schmuckkästchen und legte es in seinen Aktenkoffer. „Ich kann einige Minuten für Mr. Mayfield erübrigen. Er und ich sind … alte Bekannte.“
Nachdem Anita die Tür von außen zugemacht hatte, setzte Sumner sich ungebeten vor den Schreibtisch.
„Für wen der Ring bestimmt ist, kann ich mir denken“, begann der Großunternehmer. „Ich habe schon gehört, dass Claire wieder mit Ihnen zusammen ist. Nicht, dass sie es mir selbst gesagt hätte. Wir sprechen zurzeit nicht miteinander. Meine Frau ist deswegen schon mit den Nerven völlig am Ende.“
„Und aus diesem Grund suchen Sie mich hier so unerwartet auf?“, erkundigte Ethan sich.
„Nein, sondern weil ich Ihnen ein Geschäft vorschlagen möchte.“
„Da hätten Sie einen Termin vereinbaren sollen“, konterte Ethan kühl.
„Wieso? Ich gehöre doch praktisch zur Familie“, hielt Sumner Mayfield dagegen.
„Ja, schon zum zweiten Mal.“ Mit diebischem Vergnügen bemerkte Ethan, dass sich Sumners Miene verfinsterte.
„Wissen Sie, Seaver, ich habe Sie unterschätzt. Sie haben sich
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