Julia Extra Band 0299
als … als …“
Isandro lachte höhnisch auf. „Eine nette Geschichte. Willst du mir das wirklich weismachen?“
„Es ist wahr.“ Endlich fand sie die Kraft, aufzustehen. „Ich wollte mit ihm besprechen, wie ich am besten mit dir in Kontakt trete, um meinen Sohn zu sehen.“
Isandro verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kann dir hier und jetzt versichern, dass das niemals passieren wird.“
Panik stieg in Rosanne auf. „Ich habe ein Recht, mein Kind zu sehen, ganz egal, was vorher passiert ist. Das kannst du nicht verhindern.“ Die aufsteigenden Tränen verengten ihre Kehle. Sie kämpfte darum, nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. Sie durfte jetzt nicht nachgeben. Sie musste stark bleiben.
„Ich kann, und ich werde“, entgegnete Isandro kalt. Rosanne schüttelte den Kopf und öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber er kam ihr zuvor. „So schnell, wie du damals verschwunden bist, würde es mich nicht wundern, wenn du längst vergessen hast, dass dein Kind ein Junge ist!“
Schmerz durchfuhr sie. „Ich … natürlich weiß ich, dass er ein Junge ist. Ich habe an nichts anderes gedacht, seit ich an jenem Tag …“
Mit zwei großen Schritten durchquerte Isandro das Zimmer. Bedrohlich baute er sich vor Rosanne auf. „Genug davon!“
„Isandro. Bitte, lass mich dir erklären, was passiert ist. Vielleicht kannst du dann verstehen …“
Sofort fiel er ihr ins Wort. „Verstehen? Verstehen ?“
Er stand so nah vor ihr, dass sie die winzigen Fältchen um seine Augen herum erkennen konnte. Sie zwang sich, stocksteif stehen zu bleiben und die plötzlich aufflammenden Bedürfnisse ihres Körpers zu ignorieren. Wie konnte sie in dieser Situation überhaupt an so etwas denken? Wieso verspürte sie diese Sehnsucht tief in ihrem Inneren, wenn er sie doch mit unverhohlenem Hass ansah?
„Ich weiß genau, was passiert ist“, fuhr er voller Sarkasmus fort. „Du hast einen Zettel hinterlassen … erinnerst du dich? Es gibt nichts, kein einziges Wort, keine einzige lahme Geschichte, mit der du entschuldigen könntest, was du an jenem Tag getan hast. Du hast einem unschuldigen Baby das Wichtigste genommen. Nahrung, Liebe, Geborgenheit. Nichts und niemand auf diesem Planeten wird dich von dieser Schuld freisprechen. Du hast dein Recht, Mutter zu sein, an dem Tag verspielt, an dem du gegangen bist.“
Rosannes Erklärung erstarb auf ihren Lippen. Immer wieder hallten seine grausamen Worte durch ihren Kopf. Einen winzigen herrlichen Augenblick empfand sie nichts. Doch wie vergiftete Pfeile trafen die Vorwürfe ihr Ziel und gesellten sich zu dem ewig vorhandenen Gefühl der Schuld.
Wie konnte sie erwarten, dass er etwas verstand, was sie selbst kaum begriff? Hatte sie wirklich geglaubt, sich von ihrer Schuld reinwaschen zu können, indem sie ihm ihre Gründe offenbarte?
Irgendwie mobilisierte Rosanne ihre letzten Kraftreserven und entzog sich Isandros eisernem Griff um ihren Arm.
Gleichgültig bemerkte er, wie sie immer weiter vor ihm zurückwich und mit einer Hand über die Stelle an ihrem Arm rieb, an der er sie festgehalten hatte. Für einen Moment wandte Rosanne sich um und bot ihm den Anblick ihres schmal wirkenden Rückens. Unwillkürlich glitt sein Blick abwärts.
Sie war schlanker geworden, stellte er fest. Das elegante Kostüm mit dem kurzen Rock und dem eng anliegenden Jackett umschmeichelte ihre Kurven. Verlangen flammte in ihm auf, obwohl alles in ihm sich gegen diese ungewollte Reaktion wehrte. Zierlich war sie schon immer gewesen, aber nun war ihr Körper von einer unverkennbaren Zerbrechlichkeit, die zuvor nicht da gewesen war.
Rosanne war sein Schlüssel zu einer Welt gewesen, die für Außenstehende nur schwer zugänglich war: die oberste Ebene des englischen Bankensystems, das sich in der Hand einer ihr Imperium eifersüchtig bewachenden, superreichen Elite befand.
Sein Plan war einfach gewesen, nur hatte Rosanne sich als die einzige Person erwiesen, bei der seine Menschenkenntnis völlig versagt hatte.
Mit gefährlich blitzenden Augen wirbelte sie wieder zu ihm herum. „Ob es dir gefällt oder nicht, ich habe Rechte. Jedes Gericht der Welt wird das anerkennen.“
Isandros Miene glich einer steinernen Maske.
„Du bleibst in diesem Zimmer. Wenn du versuchst zu gehen, wird der Bodyguard, der draußen vor der Tür steht, dich daran hindern.“ Isandro bewegte sich auf die Tür zu. Alles, woran er denken konnte, war, Distanz zwischen sich und diese Frau zu
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