Julia Extra Band 0299
dürfte, angesichts der Schnelligkeit, mit der du dein Geld verprasst.“
Heiße Wut flammte in Rosanne auf. „Dein Geld interessiert mich nicht, Isandro. Mein einziger Wunsch ist es, meinen Sohn zu sehen!“
„Bitte, beleidige meine Intelligenz nicht. Dass du ausgerechnet jetzt zurückkommst, zeigt nur, wie geldgierig du wirklich bist. Bestimmt gehört das alles zu deinem Plan.“
Plan? Wenn er wüsste …
„Sag mir eins“, fügte er nachdenklich hinzu. „Hast du dir schon eine gute Story für die Öffentlichkeit zurechtgelegt? Wirst du behaupten, unter postnataler Depression gelitten zu haben? Immerhin haben die Zeitungen das geschrieben, um deine lange Abwesenheit zu erklären.“
„Postnatale Depression? Du meinst, die Menschen wissen es gar nicht?“ Insgeheim hatte Rosanne befürchtet, die Presse hätte längst erfahren, dass sie ihr Kind unmittelbar nach der Geburt im Stich gelassen hatte. Es überraschte sie, dass Isandro diesen Umstand nicht zu seinem Vorteil genutzt hatte.
„Warum tust du das?“ Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Warum spielst du die Unwissende?“
„Aber … ich wusste wirklich nicht …“ In den ersten sechs Monaten nach ihrem Fortgehen hatte Rosanne keine Zeitungen gelesen. Und als sie wieder kräftig genug dazu war, waren Isandro und sie schon lange kein Thema mehr gewesen.
„Niemand weiß, dass du mich verlassen hast. Als ich mit Zac nach Spanien zurückgegangen bin, hat die englische Presse das Interesse an der Geschichte verloren. Man glaubte wohl, dass du dich einfach vor den Paparazzi in unser … in mein Haus in Sevilla zurückgezogen hast.“
„Und was ist mit deiner Familie?“ Rosanne erinnerte sich an das gestrenge und von Schmerz gezeichnete Gesicht ihrer Schwiegermutter. Reglos hatte sie die Hochzeitszeremonie in London über sich ergehen lassen. Auch an Ana, Isandros misstrauische Schwester, erinnerte sie sich gut. Die Familie hatte sie in keiner Weise in ihrer Mitte willkommen geheißen.
„Oh, meine Familie weiß ganz genau, was passiert ist. Und aus irgendeinem Grund war keiner überrascht.“
Rosannes Beine drohten unter ihr nachzugeben. Mit unsicheren Schritten ging sie zu einem der Sessel hinüber und setzte sich. Plötzlich fühlte sie sich unendlich müde.
„Alles, was ich möchte, ist mein Sohn“, sagte sie leise. „Deshalb wollte ich mich gestern mit Mr. Fairclough treffen. Selbst ich weiß, dass ich als Zacs Mutter Rechte habe.“
Isandro bezwang die Wut, die in ihm aufstieg, als sie Zacs Namen aussprach. Er entschied, einfach seinen eigenen Plan zu verfolgen und zu schauen, wie weit er damit kam.
„Ich kann die Scheidungspapiere heute noch aufsetzen lassen. Wenn du die Bedingungen akzeptierst, unter denen ich dir einen Umgang mit Zac erlaube, verdreifache ich den in unserem Ehevertrag festgesetzten Betrag und überweise dir das Geld sofort auf dein Konto.“
Rosanne erblasste erneut. Mit dieser Summe hätte ein kleines Land einige Jahre lang seinen Haushalt bestreiten können. Aber Geld interessierte sie nicht.
Sie stand auf und hob selbstbewusst den Kopf. Später durfte sie sich jede Schwäche erlauben, jetzt musste sie stark sein. „Nein.“
„Nein?“ Zorn flackerte in Isandros Augen auf. Er saß in der Klemme, und er war sich ziemlich sicher, dass sie das ganz genau wusste.
„Ich bin einverstanden mit … mit …“ Die Worte wollten ihr einfach nicht über die Lippen kommen. Sie errötete. „Mit der Scheidung. Es ist ja nicht so, dass diese Ehe aus Liebe geschlossen wurde. Dessen bin ich mir bewusst. Aber ich werde meine Unterschrift unter kein Dokument setzen, dass mir das Recht auf meinen Sohn abspricht. Deine Drohungen sind reine Schikane, Isandro. Ich lasse mich nicht von dir erpressen.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust, damit er nicht sah, wie sie zitterte.
Isandro musste einsehen, dass er sich ein wenig verwirrt fühlte. Noch nie war er beschuldigt worden, ein Erpresser zu sein. Der Klang des Wortes gefiel ihm nicht. Und er hatte Angst. Angst vor dem, was Rosanne seinem Kind antun könnte.
„Zac ist auch mein Sohn. Neun Monate lang habe ich ihn in mir getragen. Ich habe ihn geboren. Das kannst du mir nicht wegnehmen. Du kannst nicht …“
Er musste sich zurückhalten, um nicht laut aufzulachen. Vor ihm stand die Frau, die ihn nur geheiratet hatte, um an ihre Erbschaft zu kommen. Aus demselben Grund war sie schwanger geworden: um so viel Geld wie möglich aus ihm
Weitere Kostenlose Bücher