Julia Extra Band 0300
vorgestellt, den sie vorher noch nie gesehen hatte.
Vito Moreno war etwa in ihrem Alter und mit dem gleichen attraktiven Äußeren gesegnet wie Bianca. Dazu besaß er strahlend blaue Augen, die fröhlich funkelten. „Du bist also Elizabeth“, sagte er. „Seit ich heute Nachmittag angekommen bin, hat man mir schon viel von dir berichtet.“
„Wer hat das getan?“, wollte Lizzy wissen.
„Meine reizende Cousine natürlich.“ Vito grinste. „Bianca behauptet felsenfest, dass du sie vor einem Leben in Rebellion und Übermut gerettet hast, nachdem sie Sydney hinter sich lassen und auf eine der strengsten und langweiligsten Schulen überhaupt gehen musste.“
„Also gehörst du zu den Morenos aus Sydney?“, entgegnete Lizzy. „Jetzt höre ich auch den Akzent heraus.“
„Ich war Biancas Komplize, bis du meinen Platz eingenommen hast“, erklärte er vergnügt.
„Ach, der Cousin bist du!“ Sie lachte. „Von dir weiß ich so gut wie alles.“
„Das war’s dann wohl für mich und meine Attraktivität“, beklagte er sich dramatisch.
Vor Lizzy tauchte eine Champagnerflöte auf, dahinter stand Luc wie ein düsterer Riese.
„Oh, danke“, murmelte sie.
Er bedachte sie und Vito nur mit einem stummen Nicken und machte wieder auf dem Absatz kehrt. Die Minuten zogen sich dahin, und obwohl sich immer mehr Gäste an der Bar einfanden, war von Bianca weit und breit nichts zu sehen. Allmählich wurden die Leute unruhig und sahen immer öfter auf ihre Uhren.
Automatisch suchte Lizzys Blick Luc, der etwas abseits stand und sein Handy am Ohr hatte. Dem ernsten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, handelte es sich um kein besonders angenehmes Gespräch.
Redet er gerade mit Bianca?, fragte sie sich. Das wäre nicht überraschend, denn Luc hatte sich schon vorher über Biancas Angewohnheit beschwert, überallhin zu spät zu kommen.
Gewöhn dich lieber daran!, riet sie ihm in Gedanken und beobachtete, wie er sein Mobiltelefon zusammenklappte und einsteckte. Er konnte froh sein, wenn Bianca zu ihrer eigenen Trauung einigermaßen pünktlich erschien.
Gerade als Lizzy Sofia Morenos flehenden Blicken nachgeben und nach ihrer Freundin schauen wollte, bewegte sich etwas bei den Aufzügen. Alle schienen sich gleichzeitig umzudrehen, um Biancas beeindruckenden Auftritt zu bestaunen. In fließend goldene Seide gekleidet, die Haare nur zur Hälfte hochgesteckt und mit Diamanten geschmückt, sah sie aus wie eine Göttin. Oder auch wie eine Prinzessin, denn auf ihrem Kopf war eine kostbare Tiara befestigt. Mit ihren warmen schokobraunen Augen sah sie sich die Gästeschar an und verzog ihren hübschen Mund zu einem entschuldigenden Lächeln.
„Bitte verzeihen Sie mir, dass ich so spät bin!“, rief sie in die Runde und löste damit allgemeines heiteres Gemurmel aus.
„Das ist mein tapferes Mädchen“, glaubte Lizzy zu hören und sah verwundert in Vitos Richtung. Doch sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos.
Dann trat Luc vor, umschloss Biancas schlanke Finger mit einer Hand und hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken. Was auch immer er ihr in diesem Moment zuflüsterte, brachte ihre Unterlippe leicht zum Zittern.
Er liebt sie, dachte Lizzy, und ihr Herz krampfte sich zusammen. Aber wie kam sie auch dazu, heimlich für den Verlobten ihrer besten Freundin zu schwärmen?
In mehreren eleganten schwarzen Limousinen wurden sie zur Oper chauffiert. Vito Moreno war für diesen Abend offenbar zu Lizzys Begleiter erkoren worden. Mehrmals brachte er sie zum Lachen und schaffte es sogar, dass sie sich zunehmend entspannte. Die Scala war eine Erfahrung, die Lizzy um keinen Preis der Welt missen mochte, beeindruckend und überwältigend zugleich. Zum Glück gelang es ihr, weit entfernt von Biancas attraktivem Verlobten platziert zu werden.
Anschließend wurde zum festlichen Abendessen in einem Palazzo außerhalb Mailands gebeten. Es gab auch eine Tanzfläche, und da Vito stetig Lizzys Weinglas nachgefüllt hatte, war sie bereits beschwipst, als Luc de Santis sie später zum Tanzen aufforderte.
Einen Moment lang suchte sie nach Ausflüchten, um diese Einladung abzulehnen, doch Luc umfasste schon ihren Ellenbogen und zog sie sanft, aber energisch auf die Füße. „Komm schon!“, sagte er trocken. „Es wird erwartet, dass der Bräutigam zumindest einmal mit der Trauzeugin seiner Braut tanzt.“
Das galt wohl eher für die Feier nach der Hochzeit, aber Lizzy sparte sich diesen Einwand. Atemlos ließ sie sich auf die Tanzfläche
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