Julia Extra Band 0300

hinzunehmen, weder im beruflichen, noch im privaten Bereicht. Er lebte in einer völlig anderen Welt als Charlie, und es gab keine Brücke, die von der einen in die andere führte.
    „Du bist selbstsüchtig, Charlie“, warf er ihr vor. „Für dich habe ich mich geändert. Was aber ist mit dir? Ich gebe zu, falsch reagiert zu haben, was das Gemälde betrifft. Aber wenn du nicht einfach davongelaufen wärst, hätten wir sicherlich eine Lösung gefunden. Du hast mir keine Chance gegeben, mit dir darüber zu sprechen. Genau darum bitte ich dich jetzt.“
    Es lag völlig auf der Hand, warum dieser blendend aussehende Mann so erfolgreich war.
    „Du bist ein sehr geschickter Verhandlungsführer, Orlando.“
    „Ich bin nichts weiter als ein verliebter Mann“, stellte er klar, bevor er sie zärtlich in seine Arme zog.

10. KAPITEL
    Charlie hatte Orlando in der kurzen Zeit ihrer Trennung unglaublich vermisst. Das Leben war zu kostbar, um nicht jede Sekunde gemeinsam zu genießen.
    Sie spazierten durch den Hyde Park und blieben schließlich am Ufer der Themse stehen, um verträumt den ruhigen Lauf des Flusses zu beobachten.
    „Orlando Rossi, den die Welt nur als kühlen und berechnenden Geschäftsmann kennt, ist ein Mann wie jeder andere auch. Ein Mann mit Gefühlen“, gestand er Charlie und entlockte ihr damit ein Lächeln.
    Es gab eine Zeit, in der ihm eine solche Aussage unmöglich gewesen wäre.
    „Ich habe über all die Dinge nachgedacht, die wir gemeinsam erreichen können.“
    Im Moment wollte Charlie nur eines gemeinsam mit Orlando tun. Bei dem Gedanken daran stieg eine leichte Röte in ihre Wangen.
    „Hörst du mir zu, cara?“
    Es fiel Charlie unglaublich schwer, Orlando nicht zu zeigen, was sie für ihn empfand. Die Unterschiede zwischen ihnen waren einfach zu groß. Aber vielleicht konnten sie ja die enge Beziehung, die sie nach ihrem Picknick auf der Gondel aufgebaut hatten, wieder reaktivieren?
    „Ich spreche nicht über Geld oder Gemälde, sondern über uns“, erklärte Orlando. „Zusammen können wir so viel erreichen!“
    Wie gern würde Charlie seinen Traum teilen.
    „Mit deiner Hilfe könnte ich die größte Kunstsammlung der Welt zusammentragen. Ich werde sie in einem meiner Paläste am Canale Grande unterbringen und sie jedermann zugänglich machen.“
    Einer seiner Paläste. Unterstrich das nicht die riesige Kluft zwischen ihnen? Die Vorstellung aber war zu verführerisch.
    „Meinst du das ernst, Orlando?“
    „Selbstverständlich!“ Die Begeisterung und das Feuer in seiner Stimme erinnerten Charlie daran, dass Orlando Rossi niemals etwas halbherzig tat.
    „Wirst du mir helfen, Charlie?“ Zärtlich umfasste er ihr Gesicht mit den Händen. „Willst du meine Partnerin sein, im Leben, bei der Arbeit, bei allem, was ich tue? Ich brauche dich, genau wie du mich brauchst.“
    „Das ist ein großartiges Angebot, aber …“
    Orlando unterbrach sie mit einem Kuss. „Du brauchst mir die Frage nicht zu stellen. Ich habe mich vom ersten Moment an in dich verliebt. Wie also lautet deine Antwort? Willst du, dass ich mein Leben allein, umgeben von meinen Kunstwerken, friste, oder wirst du mich retten?“
    „Aber ich bin weder schön, noch reich, noch ist irgendetwas Besonderes an mir.“
    „Da irrst du dich“, widersprach Orlando voller Leidenschaft. „Heirate mich, Charlie, und beschütze mich vor mir selbst“, bat er mit einem strahlenden Lächeln.
    „Du solltest in einem Augenblick wie diesem nicht lachen.“
    „Ich kann nicht anders, weil ich so glücklich bin.“
    „Du kennst meine Antwort doch noch gar nicht.“
    „Ich bin sicher, du wirst ‚ja‘ sagen.“
    Charlie seufzte. Genau das würde sie. Plötzlich erschien alles so richtig und einfach.
    Und als die Sonne am Horizont versank, waren zwei völlig unterschiedliche Welten für immer miteinander verschmolzen.
    – ENDE –