Julia Extra Band 0305
Trennung erzählt. Und wenn es Bryce gelang, seinen Plan, den er während des langen Spaziergangs gefasst hatte, in die Tat umzusetzen, war das vielleicht auch gar nicht nötig …
„Hört sich gut an, Max .“
„Begleite mich ein Stück. Ich bin auf dem Weg zu den Cottages der Angestellten.“
Es war eine Bitte, kein Befehl, wie Bryce zufrieden registrierte, während er sich dem Schritt des Prinzen anpasste. Der plauderte eine Weile über die sichtbaren Verbesserungen im Tierpark und die aktuellen Zuchterfolge und gab zum Ausdruck, wie beeindruckt er von Bryces Arbeit sei.
Als sie beim ersten Cottage ankamen, blieb Prinz Maxim stehen. „Du hast mir noch gar nicht verraten, was du von Giselles unerwartetem Entschluss hältst.“
Hatte sie etwa doch … Nein, dann würde Max nicht so erwartungsvoll lächeln.
„Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht so ganz sicher …“
„Sie hat es dir also noch nicht erzählt! Eigentlich hätte ich ja ahnen können, dass sie die Lorbeeren ganz allein dafür ernten will! Dabei ist es nur meiner Hartnäckigkeit und meinem ausgeprägten Interesse an alten Dokumenten zuzuschreiben, dass ich dieses Schlupfloch entdeckt habe, das sogar meinen Anwälten entgangen ist“, verkündete Max stolz.
Bryce musste schmunzeln über so viel königlichen Enthusiasmus. „Schlupfloch?“, wiederholte er gedehnt.
„In der Merrisand Charta ! Ich dachte, Giselle würde es gar nicht abwarten können, diese aufregende Neuigkeit mit dir zu teilen. Immerhin geht es euch beide an.“
Bryce hob nur stumm die Schultern.
„Also, um es kurz zu machen, das ganze Hickhack um die angeblich notwendige Verehelichung zum Erhalt des Kastellan-Titels ist jetzt endgültig vom Tisch“, erklärte Max zufrieden. „Giselle kann ihn ganz formlos beanspruchen und erhält damit endlich ihren verdienten Lohn für die bereits geleistete Arbeit und für alle Zukunft.“
„Und seit wann weiß sie das?“, fragte Bryce tonlos.
„Ach, schon seit ein paar Tagen. Vielleicht will sie die tolle Nachricht für einen ganz besonderen Moment zurückhalten“, fügte er hastig hinzu, als ihm Bryces grimmige Miene auffiel. „Hoffentlich habe ich ihr die Überraschung jetzt nicht kaputt gemacht.“
„Das bezweifele ich. Da ich gerade auf dem Weg zu ihr bin, werde ich sie einfach darauf ansprechen.“
„Tja, Frauen …“ Prinz Maxim zeigte plötzlich deutliche Anzeichen von Nervosität. „Man weiß wirklich nie, woran man mit ihnen ist, oder? Beste Grüße an meine Schwester.“ Und damit steuerte er zielgerichtet auf das kleine Cottage zu, wo man den hohen Besuch offensichtlich voller Aufregung erwartete.
Bryce stand noch einen Moment wie festgefroren da und versuchte, Ordnung in seine wirren Gedanken zu bringen. Giselle wusste also bereits seit Tagen, dass die geplante Vernunftehe ihr gar keinen Vorteil mehr bot. Zumindest, was ihre Ambitionen auf den Kastellans-Titel betraf. Aber warum hatte sie sich dann erst heute noch einmal von ihm küssen lassen? Und ihn quasi erst im zweiten Anlauf vom Ende ihrer Beziehung unterrichtet?
Dumpf schüttelte er den Kopf. Das machte alles keinen Sinn.
Nach einem schnellen Blick auf seine Uhr orientierte Bryce sich kurz und marschierte dann, zwischen den Cottages hindurch, quer über die Dorfwiese, auf das lang gestreckte Gebäude zu, das die Schlossschule beherbergte. Wenn er sich nicht täuschte, würde der erste Schultag nach den Ferien in etwa zehn Minuten beendet sein.
Zum Glück hatte Amanda heute keinen Geschichtsunterricht, sodass sie noch nichts von dem Zerwürfnis zwischen ihrer Miss Giselle und ihrem Dad wissen konnte. Heute Abend wollte er seine Tochter aufklären … wenn er selbst wusste, wie es mit ihm und der Prinzessin weitergehen würde.
Nachdem er Amanda abgefangen und ihr großzügig erlaubt hatte, den restlichen Nachmittag zusammen mit Mary Jo in deren Elternhaus zu verbringen, machte Bryce sich auf den direkten Weg zu Giselles Klassenraum.
Der Anblick, wie sie völlig entspannt und in sich ruhend am Pult saß und etwas in eine Art Kalender schrieb, während in seinem Innern ein wahrer Gefühls-Tornado tobte, erbitterte Bryce so sehr, dass er die Tür mit lauten Knall hinter sich zuwarf.
Giselle stieß einen kleinen Schreckenslaut aus, fing sich aber sofort wieder. „Na, wenigstens eine der Scheiben heil geblieben?“, fragte sie mit erzwungener Heiterkeit und einem prüfenden Blick auf die verglaste Sprossentür.
„Wenn ich mich nicht so eisern unter
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