Julia Extra Band 0305
gefunden. Und zwar in Form einer resoluten Krankenschwester, die ihren widerspenstigen Patienten nicht nur flott wieder auf die Beine gebracht, sondern ihn auch noch überredet hatte, sie zu heiraten, um ihr Gehalt als Dauerpflegekraft zu sparen.
Das alles war ohne Wissen der Familie geschehen, die erst durch ein anwaltliches Schreiben über seinen neuen Familienstand und den Umstand in Kenntnis gesetzt wurde, dass Karl Laws ihnen die gesamte Firma überschrieben hatte. Er selbst beabsichtigte, mit seiner jungen Frau – die sie mit ihren fünfzig gegen seine dreiundsiebzig Lenze ja auch war – zu ihrer Familie nach Hawaii zu ziehen, um dort einen munteren Lebensabend zu verbringen.
Schade, dass er seiner Traumfrau nicht begegnet ist, bevor Eden Valley unter dem Hammer landete, dachte Bryce flüchtig, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Selbst als alleiniger Besitzer hätte er dort sicher jeden Tag über die Schulter geschaut, im Gefühl, den alten Mann immer noch im Rücken zu haben.
Hier, auf Merrisand, erwartete ihn ein ganz anderes Leben. Sobald er Giselle das überschriebene Land abgekauft hätte, was so schnell wie nur möglich geschehen sollte, plante Bryce, ein eigenes Haus am Waldsaum zu bauen. Von der Größe her würde es mit dem Château sicher nicht mithalten können, aber allemal in puncto moderner Behaglichkeit, die er ganz auf seine Bedürfnisse, und besonders auf die Wünsche der beiden Frauen , die er über alles liebte, abstimmen würde …
Beide Frauen? Liebe?
Verwundert und atemlos spürte Bryce dem seltsamen Gefühl nach, das diese drei Worte in seinem Innern auslösten. Wie sich überraschenderweise herausstellte, entwickelte es sich rapide zu einem wahren Gefühlssturm, der sein Blut wie glühende Lava durch die Adern fließen ließ.
Er, Bryce Laws, liebte Prinzessin Giselle de Marigny …
Als ein Schatten auf seine Hand fiel und er aufsah, war es ihm, als hätten seine intensiven Gedanken sie herbeigezaubert. Gegen die Sonne wirkte ihr schmales Gesicht, umgeben von einem strahlenden Kranz goldener Locken, wie das eines Engels.
Bryces Herz schlug so heftig, dass er automatisch eine Hand auf seine Brust presste. „Du hast mich erschreckt, Prinzessin“, sagte er lächelnd. „Was führt dich zu mir?“
Da er keine Antwort bekam, beschattete Bryce mit der anderen Hand seine Augen, und das Lächeln verebbte. „Was ist geschehen?“
„Ich kann dich nicht heiraten …“, fiel Giselle gleich mit der Tür ins Haus.
Bryce hatte das Gefühl, einen Fausthieb mitten in die Magengrube bekommen zu haben. „Warum?“, fragte er dumpf.
„Es ist nichts Persönliches. Ich … ich bin einfach wieder zu Verstand gekommen.“
„Und hast dabei bemerkt, dass du immer noch Gefühle für Gaudet hast?“
Robert? An den hatte sie seit Tagen keinen Gedanken mehr verschwendet. „Ich beabsichtige, überhaupt nicht mehr zu heiraten“, erklärte sie nüchtern. „Aber ich werde mich trotzdem an mein Versprechen halten, dir den Tierpark zu verkaufen. Und ich würde gern Amandas Mentorin bleiben, wenn du es mir erlaubst.“
„Nicht ganz das Gleiche wie eine Mutter, oder?“
Sie hätte es wissen müssen, dass sein Hauptaugenmerk seiner Tochter galt.
„Etwas anderes würde nicht funktionieren.“
„Hast du zumindest für dich entschieden“, erwiderte er bitter. „Kneifst du eigentlich immer, wenn es ernst wird, Prinzessin?“
So niedergedrückt Giselle sich eben noch gefühlt hatte, so wütend war sie jetzt. „Du weißt doch überhaupt nicht, was du da redest!“, warf sie ihm vor.
„Dann klär mich auf. In einer Minute schmilzt du in meinen Armen dahin, in der nächsten ist auch schon wieder alles vorbei. Woher diese Wankelmütigkeit?“
„Ich … ach, was soll’s! Du würdest es ja doch nicht verstehen! Akzeptiere einfach, dass es vorbei ist. Tut mir aufrichtig leid, Bryce.“
„Mir auch, Prinzessin … mir auch …“, murmelte er mit rauer Stimme und wandte sich ab.
Bryce wusste gar nicht, wie lange er völlig in Gedanken versunken durch den Wald gelaufen war. Er kam erst wieder zu sich, als er fast mit Prinz Maxim zusammenstieß, und stellte erstaunt fest, dass er wie von unsichtbaren Fäden gezogen den Weg zum Château eingeschlagen hatte.
„Verzeihung, Eure Hoheit“, entschuldigte er sich formell.
Der Prinz lächelte jovial. „Solltest du mich nicht langsam Max nennen, da wir bald verschwägert sein werden?“
Also hatte Giselle ihrem Bruder noch nichts von der
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