Julia Extra Band 0305
mir nicht den Luxus erlauben, mein Herz in dieser Angelegenheit sprechen zu lassen, wie du weißt.“
Auch so eine antiquierte Regel, dachte Giselle aufrührerisch, dass der Prinz von Taures nur eine Frau königlichen Geblüts heiraten darf, ungeachtet seiner persönlichen Gefühle.
„Also werde wenigstens du glücklich … etwas frisches Blut in der Familie kann nie schaden.“
Giselle konnte es kaum glauben. „Dann habe ich deinen Segen?“
„Wenn es wirklich die Liebe ist, die euch zusammengebracht hat …“
Rasch senkte sie den Blick. „Was sonst?“
„Ich habe nicht vergessen, wie brennend du dir den Titel als Kastellanin wünschst.“
„Dann hätte ich genauso gut Robert heiraten und damit jedermann glücklich machen können, oder?“
„Und warum hast du es nicht getan?“, fragte Maxim ernst.
Diesmal schaute Giselle ihrem Bruder fest in die Augen. „Weil ich ihn nicht liebe.“
„Gut, dann folge deinem Herzen.“
Ihrem Herzen folgen! Das war leichter gesagt als getan …
Bryce war seinem ersten Impuls gefolgt und hatte Amanda, in Begleitung ihrer neuen Freundin Mary Jo, für die anstehenden Ferien zu den Großeltern nach Nuee geschickt, um sie so weit wie möglich von dem Presserummel fernzuhalten.
Zusammen hatten Giselle und er dann eine Liste von versteckten Plätzen im Château und auf dem umliegenden Gelände aufgestellt, wo sie sich ohne Zuschauer treffen und ein wenig besser kennenlernen konnten. Das Ganze gestaltete sich zu einer ziemlich auf- und anregenden Aktion, die beiden allmählich vorgaukelte, sie seien tatsächlich ein frisch verliebtes Paar, das einfach um einen Freiraum für seine Liebe kämpfte.
Doch wenn sie dann tatsächlich ganz für sich waren, reagierten sie seltsam schüchtern und unsicher. Meist diskutierten sie über die nächsten Schritte auf dem Weg zu ihrer geplanten Vernunftehe, entwarfen weitere Strategien, wie sie den Paparazzi entkommen oder die restliche Verwandtschaft gnädig stimmen konnten.
Giselle war derlei Einschränkungen und Generalstabspläne gewohnt, konnte aber sehen, dass Bryce zunehmend nervöser und ungeduldiger darauf reagierte.
„Was hast du erwartet?“, fragte sie ihn eines Tages mit freundlichem Spott, als er ihr mit grimmigem Gesicht ein Pressefoto zeigte, das sie im Bikini neben dem Pool zeigte. Er selbst trug schwarze Badeshorts und saß auf dem Fußende ihrer Sonnenliege. „Du heiratest immerhin eine Prinzessin.“
Der Gedanke, dass irgendein unbekannter Paparazzo irgendwo hinter den Bäumen gelauert und eine Szene observiert hatte, die Bryce insgeheim zu den erotischsten Erinnerungen der anstrengenden letzten Woche zählte, machte ihn ganz wild.
„Das hört sich ja an, als genießt du diese zweifelhafte Art von Aufmerksamkeit auch noch!“, grollte er verstimmt.
Giselles Lächeln schwand. „Ich bin daran gewöhnt, das heißt aber noch lange nicht, dass es mir gefällt.“
Bryce entging der verletzte Unterton in ihrer Stimme, weil er immer noch mit düsterem Blick das Zeitungsfoto anstarrte. „Hättest du etwas Dezenteres angezogen, wäre das vielleicht gar nicht passiert.“
Giselle hielt vor gerechter Empörung einen Moment die Luft an, dann ging ihr ein Licht auf, und sie lachte. „Du bist ja eifersüchtig!“
„Wenn das bedeutet, dass es mir nicht egal ist, ob die gesamte Bevölkerung von Carramer meine Braut halb nackt sieht … dann bin ich das wohl!“
„Aber das ist ein ganz normaler Bikini, wie ihn fast jede Frau trägt“, erläuterte Giselle sonnig und fühlte, wie ihr Blut warm durch die Adern rauschte. „Außerdem weiß ich nicht, was dich das überhaupt angeht.“
„Weißt du nicht?“, schoss er aggressiv zurück, trat einen Schritt auf sie zu und ließ seinen funkelnden Blick hungrig über ihre grazile Gestalt wandern. „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich dich begehre, Prinzessin .“
Giselle rang sichtbar um Fassung. „Du … du hast zwar gesagt, für dich kommt keine Ehe ohne … keine enthaltsame Ehe infrage, trotzdem bleibt es aber doch eine Vernunftehe .“
Was rede ich da überhaupt?, fragte sie sich im nächsten Moment entsetzt und überlegte, wie sie aus der selbst gestellten Falle am besten herauskommen konnte. Glücklicherweise klingelte in diesem Moment ihr Handy, und mit einer entschuldigenden Grimasse griff Giselle in ihre Tasche.
„Vielleicht sollten wir das Ganze noch einmal überdenken oder gleich ganz abblasen …“, grummelte Bryce und wollte gehen, doch
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