Julia Extra Band 0305
kleinmütig nach Hause geschickt hast?“ Ganz zu schweigen davon, dass sie sich mit ihren Worten lächerlich gemacht hatte, bevor er weggegangen war. Hätte es ihn umgebracht, etwas zu erwidern? „Deine Einschüchterungstaktik ist meiner Meinung nach überhaupt nicht attraktiv.“
Langsam drehte er seinen Stuhl zu ihr hin und beugte sich vor. „Und was ist attraktiv … deiner Meinung nach?“
Quinn wollte eine Liste? Während er so nahe war und gespannt ihr Gesicht musterte, sollte sie ihm sagen, was sie an ihm anziehend fand? War die Klimaanlage kaputt? Himmel, war es warm hier drin.
Nervös versuchte Clare, allgemeine statt persönliche Antworten auf Quinns Frage zu geben. Keine leichte Aufgabe mit ihrem umnebelten Verstand und so vielen Antworten direkt vor ihrer Nase: Quinns sensationelle blaue Augen, sein sündhaft sinnlicher Mund, die eine Haarsträhne, die gerade lange genug war, um seine Stirn zu streifen.
Wie konnte sie sich jetzt zu ihm hingezogen fühlen, da er sich wie ein Blödmann benahm? Warum nicht früher, als er sie jeden Tag zum Lächeln gebracht und sie es geliebt hatte, ihre Zeit mit ihm zu verbringen?
„Nun?“
„Tja … es ist subjektiv, stimmt’s?“
„In Ordnung. Dann sag mir, was du an Jamie so anziehend gefunden hast.“
Clares Augen wurden groß. Darüber würde sie mit Quinn nicht sprechen! Keinesfalls!
Anscheinend kannte er sie gut genug, um das einzusehen, denn er nickte und änderte die Taktik. „Hängst du noch immer so an ihm? Hast du deshalb keine Dates?“
Wie um alles in der Welt kam er darauf? An manchen Tagen konnte sich Clare nicht einmal mehr daran erinnern, was sie dazu gebracht hatte, jede Vorsicht außer Acht zu lassen. Sich über Ratschläge von Verwandten und Freunden hinwegzusetzen, die sich Sorgen gemacht hatten. Mit gutem Grund, wie sich herausgestellt hatte …
Aber Clare hatte erst durch die alles verzehrenden Qualen der Demütigung erkannt, dass sie Jamie wahrscheinlich niemals so geliebt hatte, wie sie es hätte tun sollen. Sie war einfach vom Romantischen und Abenteuerlichen des Ganzen mitgerissen worden. Und es hatte nicht genügt.
Wenn Jamie der Richtige gewesen wäre, hätte sie nicht die nagenden Zweifel gehabt, als sie seinen Heiratsantrag angenommen hatte.
Deshalb konnte sie Quinns Frage mit fester Überzeugung beantworten. „Nein, Jamie hat nichts damit zu tun.“
„Erinnere ich dich an ihn?“
Starr blickte Clare ihn an. Dass er so etwas dachte, verblüffte sie. „Nein, du bist ihm überhaupt nicht ähnlich.“ Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wusste Quinn, dass es keine völlig ehrliche Antwort war, deshalb fügte Clare energisch hinzu: „Manchmal benutzt du dieselben Redewendungen, und du hast denselben Tonfall. Allerdings gilt das auch für Evan und Morgan. Es kommt einfach daher, dass ihr zusammen aufgewachsen seid.“
„Und das ist alles?“, fragte Quinn, dessen Stimme noch rauer klang als sonst.
„Ja.“ Obwohl ihr vor Kurzem plötzlich klar geworden war, dass sie ihn eigentlich gar nicht so gut kannte, hatte sie über einige Dinge weiterhin Gewissheit. Und das war beruhigend. Quinn war zwar ein Frauenheld, aber er ging zumindest ganz offen und ehrlich damit um. Er gab nicht vor, jemand zu sein, der er nicht war.
Gewarnt sein hieß gewappnet sein. Jede Frau, die sich in ihn verliebte, verliebte sich ohne Gewähr. Clare wusste, dass er sie niemals so zum Narren halten würde, wie Jamie es getan hatte.
Quinn Cassidy war ein schlimmer Herzensbrecher und trotzdem ein ehrenhafter Mann.
„Gehst du nicht mit Männern aus, weil du Angst hast, wieder verletzt zu werden?“
„Nein. Ich habe keine Dates, weil ich …“
„Weil du keine Zeit hast?“ Sein Mund verzog sich zu einem humorlosen Lächeln. „Ja, das hatten wir schon. Und auch deshalb habe ich alle Sonderschichten gestoppt, die du in den Clubs einschiebst. Ich habe überall Bescheid gegeben, dass du nicht mehr einspringst.“
Clare wollte etwas sagen, aber Quinn sprach schon weiter.
„Es ist ja nicht so, dass sich keiner mit dir verabreden will. Mitch flirtet seit Monaten mit dir.“
Staunend sah sie Quinn die Stirn runzeln, fast, als wäre er … eifersüchtig? Hatte er sie deshalb an dem Abend nicht im Club haben wollen? Weil es ihm nicht passte, dass sich Männer an sie heranmachten?
„Wenn Mitch das nächste Mal mit dir ausgehen will, solltest du Ja sagen. Irgendwo musst du anfangen.“
So viel zur Eifersucht. Ein eifersüchtiger Mann
Weitere Kostenlose Bücher