Julia Extra Band 0313
Vergnügen schenken, so lange es dauerte, und danach würde sie erneut mit einem gebrochenen Herzen zurückbleiben, das vielleicht nie mehr heilte. Skeptisch schaute sie ihn an. „Glaubst du mir endlich, dass ich dir treu war?“
Seine Antwort kam prompt. „Ich gedenke, so oft und so intensiv mit dir zu schlafen, dass du vergessen wirst, wie es war, in den Armen eines anderen Mannes zu liegen.“
Souverän manövrierte er den Jeep über die Dschungelstraße, war sich jedoch jeder Bewegung, jedes Atemzugs von Allegra neben ihm bewusst.
„Ich werde nicht mit einem Mann leben, der mir nicht vertraut.“
„Du wirst. Und du brauchst nicht die Beleidigte zu spielen“, sagte er kalt. „Ich habe Beweise, dass du und Amando jeden Tag mit einem Picknickkorb das Haus verlassen haben.“
„Beweise? Du hast nichts.“ Aus ihren Worten klang schneidende Verachtung. „Der Korb war gefüllt mit Essen für die Flüchtlinge.“
Ah ja, ihre humanitäre Arbeit für die Maya. Die Angst um sie und die Wut auf den Leibwächter, der sie ein solches Risiko hatte eingehen lassen, hielten sich in ihm die Waage. Doch dieses Mal würde er Antworten bekommen. „Wie, zum Teufel, bist du überhaupt damit in Kontakt gekommen?“
„Durch Jorge. Als ich eines Tages im Garten saß und las, erzählte er mir von seinen Verwandten, die aus Guatemala fliehen wollten. Ich fragte ihn, was man tun könne, und er sagte, du hättest schon vor Monaten versprochen, dich der Sache anzunehmen. Sie hatten es bereits allein bis nach Mexiko geschafft, da konnte ich doch nicht einfach nichts tun.“ Die Leidenschaft in ihrer Stimme ließ keinen Zweifel daran, wie ernst es ihr gewesen war.
„Du hättest zu mir kommen sollen.“
Zornig funkelte Allegra ihn an. „Du warst ja nicht da.“
Das konnte er nicht bestreiten. Und nach dem, was er heute in Tumbenkahal miterlebt hatte, bezweifelte er nicht, dass sie sofort ihre Hilfe angeboten hatte. „Was genau hast du für sie getan?“
Ein wenig nervös begann sie zu lächeln. „Erst einmal habe ich Jorges Schwester und ihrem Mann Englisch beigebracht. Anfangs war es recht mühsam, sie sprachen ja nur ihre Maya-Sprache. Doch nachdem sie die Grundbegriffe verstanden hatten, lernten sie sehr schnell.“
Seine Brust erfüllt sich mit Stolz für seine Frau, doch eisern hielt er ihn im Zaum. „Wann und wo hast du den Unterricht abgehalten?“
Nervös rutschte Allegra auf ihrem Sitz hin und her, und Miguel ahnte, dass ihm nicht gefallen würde, was er zu hören bekommen sollte. „Ich folgte immer dem alten Sisalpfad in den Dschungel hinein.“
„Riveras hat dich doch hoffentlich begleitet?“ Noch im Nachhinein brach ihm der Schweiß aus, wenn er sich vorstellte, welcher Gefahr sie sich ausgesetzt hatte.
Sie konnte ihm nicht ins Gesicht sehen. „Manchmal. Ich erzählte ihm irgendwann, dass die beiden weiter nach Norden wollten, und er meinte, dass er bereits vielen geholfen habe, aus Guatemala zu fliehen. Tatsächlich kamen innerhalb der folgenden zwei Wochen fast fünfundzwanzig weitere Flüchtlinge bei der alten Hütte an.“
Rage loderte in Miguel auf. Er wusste genau, was Riveras getan hatte. Aber seine Wut galt vor allem sich selbst, weil er sich so sehr in dem Mann geirrt hatte. Er hatte seine Familie und seine Arbeiter in Gefahr gebracht, indem er Riveras herbrachte.
„ Maldita sea ! Riveras hat Hazienda Primero als Schleuserbasis benutzt!“ Wäre das Flüchtlingslager auf seinem Land entdeckt worden, hätte seine Familie Probleme mit den Behörden bekommen, und der Name Gutierrez wäre auf immer beschmutzt gewesen.
„Ich erkannte erst spät, was er vorhatte. Ich wollte dich davon informieren, doch du warst nicht da, und niemand konnte mir sagen, wo du warst.“ Sie massierte sich die Stirn, als mehr und mehr Erinnerungen zurückkamen. „Er machte mir Angst, Miguel. Deshalb habe ich Cristobel in den Wagen gepackt und bin losgefahren.“
Schuldgefühl mischte sich in seinen Zorn. Zwei Tage vor dem Unfall hatte er auf der Hazienda angerufen, um mit Allegra zu sprechen, doch sie war nicht im Haus gewesen. Seine Mutter hatte ihm nur gesagt, dass Allegra zusammen mit Riveras zu dem täglichen gemeinsamen Picknick aufgebrochen sei, und hatte ihn seine eigenen Schlüsse ziehen lassen.
Er hätte nach Hause kommen und Riveras zur Rede stellen sollen. Er hätte mehrVertrauen in seine Frau haben sollen.
„Wohin fahren wir?“, fragte sie verwundert und schaute hinaus auf den immer dichter
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