Julia Extra Band 0313
schienen durch die Luft zu stieben. Allegra bebte vor Wut. Warum wollte er ihr nicht glauben?! Wieder hatte er sich von ihr zurückgezogen und warf ihr nur einen vernichtenden Blick zu, um seine Aufmerksamkeit dann wieder auf die Straße zu lenken.
Sie hasste es! „Schön, dann glaub mir eben nicht. Mir soll’s gleich sein.“ Das zumindest war eine glatte Lüge.
Ein tiefes Knurren kam aus seiner Brust. „Dann sage mir, warum du weggefahren bist. Sage es mir, damit ich verstehen kann, wieso du dich und unsere Tochter in Gefahr gebracht hast.“
Allegra stieß den Atem aus. „Ich bin vor Riveras weggerannt, nicht vor dir. Ich war wütend auf ihn, weil er Jorges Familie mehr Geld für die Fahrt nach Norden abgenommen hatte.“ Sie runzelte die Stirn, wünschte, sie könnte sich an mehr erinnern. „Er war kein guter Mann.“
Miguels Finger umklammerten das Lenkrad. „Verflucht soll er sein! Zum einen hat er dich nicht richtig beschützt, und dann hat er dich auch noch in etwas hineingezogen, was sich nach Menschenhandel anhört!“
Schweigen lastete zwischen ihnen. Was sollte sie auch sagen, wenn er es so hinstellte? Sie hätte merken müssen, dass Riveras den Flüchtlingen nicht aus reiner Herzensgüte half.
Allegra war nach Mexiko zurückgekommen, um Antworten zu finden. Doch jetzt war alles noch viel konfuser geworden. Möglicherweise hatte jemand geplant, Cristobel und sie zu entführen. Miguel weigerte sich noch immer, ihr zu glauben, dass sie ihm nie untreu gewesen war. Und vieles von ihrer Erinnerung lag noch immer in einem dichten Nebel. Sie war nicht mehr sicher, ob sie den Schlussstrich, den sie sich gewünscht hatte, überhaupt ziehen konnte.
Traurig schüttelte sie den Kopf. Hier gab es nichts mehr für sie zu erledigen.
„Es ist unmöglich, wieder zu dem zurückzukehren, was wir einst hatten“, sagte sie bedrückt.
„Das stimmt.“
„Warum genießen wir dann nicht unser Intermezzo noch ein paar Tage länger, bevor wir es beenden?“ Das Herz lag schwer in ihrer Brust, wenn sie an das Ende dachte. Doch war sie nicht genau deshalb hergekommen?
„Nein“, erwiderte Miguel. „Wir fangen von vorne an.“
9. KAPITEL
Fassungslos starrte Allegra Miguel an. „Bist du noch bei Sinnen?“
„Ich will dich.“ Sein Blick trieb ihr das Blut in die Wangen. „Und du willst mich.“
Sie kaute an ihrer Lippe und schaute zum Fenster hinaus. „Das habe ich nie behauptet“, erwiderte sie kühl.
„Nein, nicht mit Worten.“ Allegra ging in Abwehrhaltung, doch das hatte sie immer getan, wenn sie Angst hatte. „Beantworte mir nur eine Frage klar: Wolltest du mich an jenem Tage verlassen?“
„Nein“, stieß sie entnervt aus.
„Dann ist es also entschieden.“ Und die Entscheidung fühlte sich gut und richtig an. Er wusste nicht, wie lange seine Leidenschaft für sie brennen würde, doch noch war sie seine Frau.
„Nichts ist entschieden!“ Sie stöhnte auf. „Zwischen uns gibt es zu viele unausgesprochene Dinge, um einfach wieder in das Eheleben einzusteigen.“
„Dann werden wir eben über diese Dinge reden.“ Für ihn war das Thema damit geklärt. Allegra fuhr zu ihm herum, und sie schaute ihn an, als sähe sie ihn zum ersten Mal.
„Das meinst du ernst?“
„Absolut. Unsere Familien haben uns belogen. Hätten sie sich nicht eingemischt, wären wir nicht sechs Monate getrennt gewesen. Dann hätten wir gemeinsam um unsere Tochter trauern können.“ Miguel sah sie an. Ganz augenscheinlich war sie nicht begeistert davon, ihrer Ehe eine zweite Chance zu geben. „Für jemanden, der sich ständig beschwert, dass wir nicht genug reden, bist du auffallend schweigsam“, bemerkte er. Auch wirkte sie, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
„Ich denke nach.“
Dass sie hektisch die Hände wrang, war ebenfalls kein gutes Zeichen.
„Verheiratet zu bleiben ist ein großer Schritt.“
„Der gleiche wie beim ersten Mal“, entgegnete er herausfordernd.
„Damals war ich schwanger. Du hast mich aus Pflichtgefühl geheiratet.“
Miguel stieß die Luft durch die Zähne. „Und wir sind immer noch verheiratet. Ich werde in keine Scheidung einwilligen, solange dieses Feuer zwischen uns brennt!“
Mit ihm zu streiten hatte keinen Sinn, wie ihr klar wurde. Verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht. „Ich kann dir keine Kinder mehr geben.“
„Das verlange ich auch nicht von dir.“
Allegra nickte stumm. Ja, sie verstand, was er von ihr wollte. Sex. Sie würden einander
Weitere Kostenlose Bücher