Julia Extra Band 0313
Unfall gemeldet.“
Dios mio ! Hatte der Unfallfahrer Panik bekommen, als er gesehen hatte, dass das Baby tot und die Frau schwer verletzt war? Oder war es das Szenario, das Miguel befürchtete? Hatte der Mann geplant, Cristobel und Allegra zu entführen, und war dann geflüchtet, als er gesehen hatte, dass sein Versuch fehlgeschlagen war?
„Können Sie den Mann beschreiben?“ Allegras Stimme klang plötzlich schriller.
„Ein Mexikaner. Groß und dünn, mit kurzem Haar.“ Der junge Mann zuckte die Schultern. Mehr konnte er nicht sagen.
Die Beschreibung passte auf die Hälfte der männlichen Bevölkerung Mexikos. „Wissen Sie noch, was für ein Auto er fuhr?“
„ Sí . Einen weißen Jetta.“
Ein solcher Wagen gehörte zum Fuhrpark auf der Hazienda Primero. Miguel hatte früh lernen müssen, dass selbst die Angestellten der Familie nicht gegen dieVerlockung eines kleinen Vermögens immun waren.
„ Gracias “, bedankte er sich bei dem jungen Mann, dann führte er Allegra zu seinem Geländewagen, entschlossen, die Wahrheit aufzudecken.
„Was wirst du jetzt tun?“, fragte sie.
„Herausfinden, ob deine Widerspenstigkeit dem Entführer in die Hände gespielt hat.“
„Entführer?“ Sie presste die Finger an die Schläfen. „Du glaubst, deshalb hat man mich von der Straße abgedrängt?“
„ Sí . Du hast es ihm leicht gemacht, weil du ohne Begleitschutz das Haus verlassen hast.“ Er ballte die Fäuste. „Wieso hat Riveras dich nicht begleitet?“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte sie aufgewühlt. „Ich erinnere mich nur noch, dass Cristobel weinte. Alles andere liegt im Dunkeln.“
„Weil du das Bewusstsein verloren hast. Dass Cristobel tot war, hat den Entführungsplan durchkreuzt.“ Und Allegra hatte der Mistkerl zurückgelassen, weil sie zu schwer verletzt war.
Er hielt es nicht länger aus. Verzweifelt zog er sie in seine Arme, hielt sie fest an sich gepresst und fing das Zittern auf, in ihrem wie in seinem eigenen Körper.
Sein Herz hämmerte wild. Seine Tochter konnte er nicht wieder lebendig machen, er konnte auch nicht zurückbringen, was er mit Allegra verloren hatte. Aber er konnte den Feigling, der seine Familie zerstört hatte, jagen und stellen. Er würde ihn dafür bezahlen lassen.
Und Allegra?
Alles in seiner Macht Stehende würde er tun, damit sie ihre Erinnerung zurückerlangte. Sie hatte ihn verlassen und sich selbst und seine Tochter in Gefahr gebracht.
Es war Rache genug, wenn sie den Rest ihrer Tage mit dieser Schuld leben musste.
Der anstrengende Tag hatte Allegra ausgelaugt. Auf der Fahrt zurück zur Hazienda schlief sie ein.
Doch wie schon seit sechs Monaten war es weder ein langer noch ein erholsamer Schlaf. Und wie üblich schreckte sie auf, als sie Cristobels Weinen hörte …
Sie fuhr auf der Merida Libre. Cristobel quengelte, die Fahrt war ihr bereits zu lang. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte Allegra das vom Weinen schon ganz rote Gesichtchen. Sie wollte an den Straßenrand fahren und ihre Tochter trösten, doch dann erkannte sie einen weißen Wagen hinter sich.
Er hielt viel zu wenig Abstand, saß ihr praktisch auf der Stoßstange. Ihr Blick fiel auf das Gesicht des Fahrers, und genau in diesem Augenblick erfolgte der erste Stoß.
Ihr Kopf ruckte vor, hart umklammerte sie das Lenkrad, um gegenzulenken. Doch der Wagen schlingerte und geriet aus der Spur. Panik erfasste sie, als der Wagen sich zur Seite neigte, sich überschlug. Einmal, zweimal …
Metall knirschte, Glas splitterte. Cristobel schrie. Allegra spürte noch den stechenden Schmerz, dann wurde es dunkel um sie …
„Warum verziehst du so das Gesicht?“, drang Miguels Stimme jetzt zu ihr durch.
„Ich habe mich an den Unfall erinnert“, murmelte sie. „Doch ich weiß noch immer nicht, warum ich auf dem Weg nach Cancún war.“
Miguel fluchte unterdrückt, und seine Miene wurde hart. „Das ist doch klar. Weil du mich verlassen wolltest.“
„Nein, das wollte ich nicht.“ Ihr eigener Ärger flammte auf, weil er an dieser Lüge festhielt.
„Wieso bist du so überzeugt davon?“
„Weil ich dich geliebt habe.“ Das konnte sie mit absoluter Sicherheit behaupten. „Ich hätte dich niemals verlassen. Ich muss auf dem Weg zum Strandhaus gewesen sein, das ist die einzige Erklärung.“
Seine Augen blitzten vor Wut. „Und warum hast du dann den Safe leer geräumt und den Schmuck mitgehen lassen?“
„Das habe ich nicht!“
Die Atmosphäre im Wagen war geladen, Funken
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