Julia Extra Band 0313
hinwegsah? Warum war er eigentlich so wild entschlossen, an dieser Ehe festzuhalten? Aus Stolz? „Warum willst du das, Leandro? Ich verstehe dich nicht.“
„Das ist mir klar. Aber du hast alle Zeit der Welt, zu lernen, mich zu verstehen. Und ich werde mich darum bemühen, dich zu verstehen.“
Als er näher kam, wich sie erschrocken zurück. Schließlich stand sie an der Wand, und Leandro stützte die Hände links und rechts von ihrem Kopf auf. „Du und ich, Millie.“ Seine Stimme klang rau und verführerisch. Ihr stockte der Atem, denn Leandro hatte sie wieder verzaubert – wie damals, als sie einander zum ersten Mal begegnet waren.
„Bitte, Leandro …“, flehte sie.
Doch er umfasste ihr Gesicht und sah ihr tief in die Augen. „Ich möchte, dass du dich an das Eheversprechen hältst, das du mir in der Kirche gegeben hast.“
Mit verlangenden, dunklen Augen sah er sie an, als würde Millies Schweigen eine Antwort auf eine Frage geben, die er noch gar nicht gestellt hatte. „Millie?“
Sie schloss die Augen. Sie wollte ihn fragen, warum er unbedingt das Baby behalten wollte. Er musste doch wissen, welchen Schluss sie daraus ziehen würde. Aber sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Leise sagte sie schließlich: „Du kannst unsere Ehe nicht fortführen. Sie war ein Desaster.“
„Nein, nur unsere Kommunikation war ein Desaster. Aber ich habe daraus gelernt, keine Sorge. Mir unterläuft nur selten ein Fehler, und wenn doch, dann mache ich ihn nur einmal.“
„Aber ich kann nicht so sein, wie du es dir wünschst“, rief sie verzweifelt.
Leandro lachte gequält. „Du hast keine Ahnung, was ich mir wünsche, agape mou . Nur so viel: Du wirst mir nie wieder den Rücken zukehren, und du versprichst, vor eventuellen Problemen nicht mehr davonzulaufen.“
„Du willst mich also zurückhaben. Aber innerhalb der letzten zwölf Monate hat sich einiges verändert. Dinge, von denen du nichts weißt.“
„Ich will sie gar nicht wissen“, erklärte er rau, und ihr wurde bewusst, dass er dachte, sie wäre mit einem anderen Mann zusammen gewesen.
„Ich muss dir aber einige Dinge erklären.“
„Einverstanden, aber nicht jetzt. Denk daran, dass ich Grieche bin. Ich versuche zwar, mich modern zu geben, bin in Wirklichkeit aber sehr altmodisch.“ Er neigte den Kopf und wollte Millie küssen, überlegte es sich im letzten Moment jedoch anders und wich einen Schritt zurück. „Nein, dieses Mal überspielen wir unsere Probleme nicht mit Sex. Du siehst erschöpft aus. Leg dich schlafen, Millie. Heute Nacht kannst du in einem der Gästezimmer übernachten, aber ab morgen schläfst du wieder bei mir, wie es sich für eine Ehefrau gehört.“
4. KAPITEL
„Nicht weinen. Ganz ruhig.“ Millie liefen die Tränen über die Wangen, als sie das schreiende Baby hielt und es sanft in den Armen schaukelte.
Voll bekleidet und hellwach hatte sie in einem der Gästezimmer in der Nähe des Kinderzimmers auf dem Bett gelegen und nachgedacht. Als der Kleine sich mit energischem Gebrüll gemeldet hatte, war sie sofort aus dem Bett gesprungen und zu ihm geeilt.
Zunächst hielt sie sich im Hintergrund und überließ es dem Kindermädchen, den kleinen Schreihals zu beruhigen, denn mit ihr war er ja schon vertraut, wohingegen sie ihm noch fremd war. Erst als die Frau nichts ausrichten konnte, schickte Millie sie hinaus und übernahm das Baby.
„Was ist denn los? Hast du Hunger?“, fragte sie und trocknete sich die Tränen. Zärtlich schaute sie ihn an. „Du vermisst wohl deine Mum.“ Allerdings hatte man ihr in der Klinik berichtet, dass Becca sich kaum um ihren Sohn gekümmert hatte.
Das Schreien wurde immer lauter. Millie setzte sich mit dem Baby hin und bot ihm das Fläschchen an, das eins der Kindermädchen zubereitet hatte. „Ist es so richtig?“, fragte sie den Kleinen.„Ich habe noch nie ein Baby gefüttert. Wenn ich etwas falsch mache, musst du noch lauter brüllen.“
Doch der Kleine begann, gierig und geräuschvoll zu saugen.
Da lachte Millie erstaunt. „Du armes Ding! Du bist ja halb verhungert. Nach deiner Mutter gerätst du wohl nicht, denn die hat kaum etwas angerührt.“ Beim Füttern betrachtete sie den Kleinen. Er hatte Leandros Haar und seinen wunderschönen Teint.
„Ist er dein Daddy?“, fragte sie leise und rückte den Sauger zurecht. „Wenn ja, wie soll ich damit leben? Er behauptet, er hätte nichts mit Becca gehabt. Soll ich ihm glauben oder meiner Schwester? Erwartet er, dass ich
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