Julia Extra Band 0313
Kinderbettchen einzuschlafen. Sie sollten ihn wieder hinlegen und ihn schreien lassen“, riet das Kindermädchen. „Er muss wissen, wer der Boss ist. Es ist erst fünf, wollen Sie nicht selbst noch etwas schlafen?“
„Nein, das ist schon alles so in Ordnung.“
Jedenfalls dachte sie das, bis die Tür aufging und Leandro ins Zimmer kam.
Augenblicklich errötete das Mädchen und lachte verlegen, so wie Frauen es taten, wenn Leandro Demetrios auftauchte. Instinktiv zupfte sie ihre Schwesterntracht und ihr Haar zurecht.
Millie lächelte verstohlen. Wie oft hatte sie dieses Verhalten schon beobachtet? Sie selbst hatte ja auch versucht, so schön wie möglich für Leandro zu sein. Doch gegen sein blendendes Aussehen hatte sie keine Chance.
Am Abend war er noch der dominante Ehemann gewesen, jetzt stand der milliardenschwere Industriemagnat vor ihr – hellwach, gepflegt, in teure Klamotten gehüllt und unglaublich attraktiv. Er strahlte das unerschütterliche Selbstbewusstsein eines Erfolgsmenschen aus. Ein Blick auf den eleganten grauen Anzug, und Millie wusste, dass Leandro zu einer Geschäftsreise aufbrach.
„Bevor ich losfahre, muss ich mit dir reden.“ Mit einem Blick bedeutete er dem Kindermädchen, das Zimmer zu verlassen. Die junge Frau gehorchte widerspruchslos und zog die Tür hinter sich zu.
Wahrscheinlich lauscht sie, dachte Millie. „Sie muss gehen“, erklärte sie dann.
Leandro, der gerade einen Blick auf das Baby warf, runzelte die Stirn. „Wohin?“
„Fort. Ich will nicht, dass sie sich um Costas kümmert.“ Millie zog das Baby enger an sich und spielte mit der Decke, in die es gehüllt war. „Sie tratscht und interessiert sich nur dafür, dass Costas’ Mutter tot und seinVater Milliardär ist.“
„Es gibt nun mal Gerüchte um das Baby.“
„Sicher, aber sie ist gefühlskalt und mag keine Babys. Sie zieht es vor, sich um ältere Kinder zu kümmern. Und selbst die setzt sie einfach vor den Fernseher.“
„In Ordnung.“ Leandro warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Wenn du willst, dass ich ihr kündige, tue ich das.“
„Nein, das erledige ich selbst.“
„Du?“
„Ja.“
Er lachte ungläubig. „Das ist ja eine ganz neue Seite an dir. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass du jemanden an die Luft setzen könntest.“
„Man muss mich nur genug reizen. Costas hat jedenfalls etwas Besseres verdient, als eine Nanny, die sich nicht für ihn interessiert, sondern nur für die Gerüchte, die über ihn verbreitet werden.“ Sie musterte Leandro. „Sag mal, du willst mir doch nicht weismachen, dass du um fünf Uhr morgens zu einem Geschäftstermin musst.“
„Doch. Ich habe eine Frühstückssitzung in meiner Pariser Niederlassung. Mein Pilot wartet bereits.“
„Natürlich tut er das.“ Andere Leute standen an der Bushaltestelle Schlange, Leandro hatte seinen eigenen Jet. Luxus pur! Dieses Haus besaß ein Schwimmbad, ein Fitnessstudio, ein Kino und eine Tiefgarage mit einem Fahrstuhl für die Luxusautos. Natürlich alles voll automatisiert.
Millie hingegen hatte ein Jahr in einer winzigen Wohnung gelebt. Wenn sie Licht wollte, musste sie es anknipsen, und selbst dann funktionierte es nicht immer reibungslos, weil die Leitungen uralt waren.
„Warum hat der Kleine eigentlich geschrien?“, erkundigte sich Leandro.
„Das weiß ich nicht. Er hatte eine unruhige Nacht. Und den Kindermädchen, die du eingestellt hast, ist es nicht gelungen, ihm ein Fläschchen zu geben. Ehrlich gesagt, wundert mich das nicht.“
„Beide haben ausgezeichnete Referenzen vorgelegt.“
„Von wem?“ Millie stellte die leere Flasche ab. „Sicher nicht von den Babys.“
Neugierig sah er sie an. „Woher hast du plötzlich diese scharfe Zunge, Millie?“
Sie lächelte und freute sich, dass er sie nicht mehr einschüchterte. „Ich sage nur, wie es ist. Was einer Mutter oder einer Agentur gefällt, muss dem Baby noch lange nicht passen. Das Kinderzimmer ist ein Traum, alles ist in Ordnung, aber den beiden ist es nicht gelungen, eine Beziehung zu Costas aufzubauen.“ Leise fügte sie hinzu: „Er hat sich schrecklich aufgeregt. Aber jetzt scheint wieder alles in Ordnung zu sein. Wahrscheinlich hatte er einfach Hunger.“
„Die Kindermädchen waren nicht imstande, ihm ein Fläschchen zu geben?“
„Er hat es verweigert.“
„Aber von dir hat er es genommen.“
„Vielleicht spürt er, dass ich auf seiner Seite bin.“
„Mag sein.“ Immer noch musterte er sie neugierig –
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