Julia Extra Band 0313
einfach darüber hinweggehe, dass er Affären hat?“
Das Baby saugte rhythmisch und sah Millie dabei an.
„Wir können doch nicht einfach da weitermachen, wo wir aufgehört haben. In dem einen Jahr hat sich viel verändert. Ich habe mich verändert. Er nimmt an, dass alles ist wie immer.“
In ihren schönen Augen schimmerten Tränen. „Du bist mir keine große Hilfe. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Jedenfalls kann ich dich nicht in seiner Obhut lassen.“
Das zweite Kindermädchen kam ins Zimmer. „Oh, Sie füttern ihn! Von uns wollte er kein Fläschchen nehmen. Ich hatte wirklich genug, als ich gestern Feierabend gemacht habe.“ Sie gähnte. „Selbst Erica, die diesen Job seit zwanzig Jahren macht und alle Tricks kennt, hat es nicht geschafft, ihn zu füttern. Er ist das unglücklichste Baby, mit dem ich es je zu tun gehabt habe. Vielleicht spürt er, dass es Streit darum gibt, wer sein Vater ist. Seine Mutter ist tot und sexy Leandro Demetrios angeblich der Vater. Was für ein Skandal!“ Sie kicherte und kam näher. „Natürlich äußert er sich nicht dazu, aber es spricht ja für sich, dass er den Kleinen aufgenommen hat.“
„Das spricht lediglich dafür, dass er ein umsichtiger Mensch ist“, erwiderte Millie abweisend. „Trinkt der Kleine zu schnell?“
„Nein. Es ist alles in Ordnung, sonst würde er schreien. Ich muss sagen, ich kümmere mich lieber um Kleinkinder als um Babys. Die kann man wenigstens vor den Fernseher setzen, wenn man genug hat von ihnen.“ Das Kindermädchen runzelte die Stirn. „Ich bin froh, dass Sie einen Draht zu ihm haben. Ich hatte schon befürchtet, heute an die Luft gesetzt zu werden.“
„Wieso?“
„Leandro Demetrios akzeptiert keine Misserfolge. Erica und ich waren sicher, unseren Job zu verlieren, wenn das Baby weiterhin die Flasche verweigert. Das wäre schade, denn das Gehalt ist gut und der Boss zumVerlieben. Wir versuchen, uns auf seiner Etage aufzuhalten, falls er nackt schläft. Wer sind Sie eigentlich? Ich wusste nicht, dass er noch jemanden eingestellt hat.“
„Ich bin seine Frau.“
Das Mädchen starrte sie völlig verblüfft an. Dann fing sie sich und räusperte sich. „Ich hatte ja keine Ahnung.“ Sie musterte Millie von Kopf bis Fuß. „Es tut mir sehr leid. Und Sie kümmern sich um sein …“ Offensichtlich hielt sie Millie für eine Närrin. „Wir wussten nicht, dass er noch verheiratet ist.“
„Wir hatten uns vorübergehend getrennt.“
„Ach so.“
Millie sah ihr an, dass sie das nicht sonderlich überraschte. Warum macht mir das etwas aus, überlegte sie. Sie wusste ja selbst, dass sie nicht unbedingt dem Frauentyp entsprach, den man sich an der Seite eines Milliardärs vorstellte. Höchste Zeit, sich ein dickes Fell zuzulegen und nichts mehr auf die Meinung ihrer Mitmenschen zu geben. Warum konnte sie nicht wie Becca sein? Ihre Schwester hatte in dem festen Glauben gelebt, die ganze Welt läge ihr zu Füßen.
Hätte sie mehr Selbstbewusstsein entwickelt, wenn Becca nicht ihre ältere Schwester gewesen wäre? Oder wenn sie auch auf den Titelseiten der Modezeitschriften abgebildet gewesen wäre? Becca mit den blauen Katzenaugen und dem verführerischen Lächeln auf dem Titel hatte für reißende Absätze gesorgt.
„Sind Sie denn jetzt wieder zusammen?“, fragte das Kindermädchen neugierig.
Sind wir das?
Eigentlich war die Frage unverschämt. Aber Millie hatte selbst die ganze Nacht lang darüber gerätselt, ob sie den Mut hatte, sich wieder auf Leandro einzulassen.
Wenn er erst einmal Bescheid wüsste, würde er sie sowieso zurückweisen …
Doch wenn sie es ablehnte, wieder an seiner Seite zu leben, würde er ihr den Umgang mit ihrem Neffen verweigern.
Behutsam zog sie den Sauger aus dem Babymund. Costas war angenehm satt, blinzelte und schaute seine Tante an. Und dann lächelte er – schief und etwas unsicher.
Das Kindermädchen sah sie überrascht an. „Er hat noch nie gelächelt. Darf ich ihn nehmen?“ Sie nahm Millie das Baby aus dem Arm, und Costas verzog sofort das Gesicht. „Ach, du liebe Zeit!“Verstimmt legte sie ihn wieder in Millies Arme.
Der Kleine schmiegte sich an sie und schlief ein.
„Jetzt sitzen Sie fest“, bemerkte die Nanny trocken. „Sowie Sie sich bewegen, wacht er wieder auf.“
„Ich bleibe hier ganz ruhig sitzen.“
„Wirklich? Nachher wird das noch zur schlechten Angewohnheit.“
„Seit wann ist Schmusen eine schlechte Angewohnheit?“
„Er wird sich weigern, im
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