Julia Extra Band 0313
die überhaupt nichts mehr begriff. „Du sagst mir jetzt einfach, wer du bist, ich sage beeindruckt Wow!, und dann gehe ich. Okay?“
„Keinesfalls!“, stieß er aus. „Aber Wow ist vielleicht ein guter Ausgangspunkt.“
Luccy horchte auf. „Spielst du etwa auf das Magazin an?“
„Genau genommen, spiele ich auf einen der leitenden Angestellten an. Noch präziser auf Paul Bridger, ein Mann, dem wir beide – mehr oder weniger flüchtig – vorvorgestern Abend begegnet sind.“
„Ja, als er mich bedrängt hat und du mir geholfen hast.“ Mit dem Erfolg, dass Luccy schon am nächsten Tag einen Brief von Dale Harris’ Sekretärin – Harris war ihr zweiter Gast bei dem Geschäftsessen gewesen – erhalten hatte, der sie informierte, dass man sich für einen anderen Fotografen entschieden habe.
„Zugegebenermaßen war deine Darbietung sehr überzeugend, aber leider Paul Bridger gegenüber höchst unfair“, erklärte Sin nun zu ihrem maßlosen Erstaunen.
„ Unfair? Ihm gegenüber?“, Luccy konnte ihm nicht mehr folgen.
„Allerdings. Du warst ja bereits einverstanden, mit ihm ins Bett zu gehen, wenn er dir als Gegenleistung einen Fotoauftrag für das Magazin besorgt.“
„Ganz sicher nicht!“, widersprach sie empört.
„Das behauptet er aber.“
„Er? Wann hast du denn mit ihm gesprochen? Und warum?“
Sin betrachtete sie kalt. „Sagen wir, ich fand die Art und Weise, wie du dich davongeschlichen hast, während ich unter der Dusche stand, etwas … fragwürdig.“
„Ist dir nicht vielleicht der Gedanke gekommen, dass ich mich dessen, was zwischen uns passiert war, geschämt haben könnte?“
„Nein“, entgegnete er ungerührt. „Aber ich war neugierig genug geworden, um mehr über dich erfahren zu wollen, weil ich das unbestimmte Gefühl hatte, es könnte in meinem Interesse sein. Also habe ich im Hotelrestaurant nachgefragt und herausbekommen, dass du den Tisch für ein Geschäftsessen mit zwei leitenden Angestellten von Wow reserviert hattest.
Danach war es nicht weiter schwierig, einen Termin mit dem jüngeren der beiden zu arrangieren.“
„Du bist wirklich unmöglich!“, flüsterte Luccy ungläubig.
„Heute Morgen habe ich mich mit Bridger in seinem Büro getroffen und eine sehr erhellende Unterhaltung mit ihm geführt, bevor ich dich in deinem Studio aufgesucht habe.“
Luccy verschlug es die Sprache. Nicht nur, dass Sin ihr in infamer Weise nachgeschnüffelt hatte, er glaubte auch noch Paul Bridgers Version der Geschehnisse. Das war wirklich unfassbar! Mehr als das, es war zutiefst beleidigend! „Und ich dachte an dem Abend, du wärst … Ich habe geglaubt … Du bist keinen Deut besser als Paul Bridger!“
„Ich gebe zu, kein angenehmer Zeitgenosse“, räumte Sin angewidert ein. „Allerdings war es von dir auch nicht die feine Art, ihn mit der Tatsache zu erpressen, dass er ein verheirateter Mann ist.“
„Ich habe ihn nicht erpresst“, protestierte sie. „Du bist doch dazugekommen und hast gehört, was ich zu ihm gesagt habe.“
„Ich habe tatsächlich gehört, wie du Bridgers Ehefrau erwähnt hast.“
Natürlich hatte sie Paul Bridger an seine Ehefrau erinnert, aber doch nur als verzweifelten Versuch, ihn abzuschrecken! „Er wollte doch … Ich … ich habe nur von seiner Frau gesprochen, um ihn an seine Pflichten zu erinnern“, verteidigte sie sich.
„Er dagegen behauptet, du wolltest ihn erpressen, damit er dir einen Auftrag gibt. Und sein Vorgesetzter – Dale Harris, richtig? – ist derselben Meinung.“
Was für ein Albtraum! Sie hatte Paul und Dale auf ihre Kosten zu dem Geschäftsessen in dieses teure Restaurant eingeladen – und jetzt sah es danach aus, als müsste sie auf noch ganz andere Weise die Zeche dafür bezahlen. „Damit wir uns recht verstehen: Du glaubst, ich hätte versucht, Paul Bridger zu erpressen, mir einen Fotoauftrag bei Wow zu verschaffen, indem ich gedroht hätte, seiner Frau zu erzählen, dass er nach dem Geschäftsessen mit mir ins Bett wollte? Und davon ausgehend, glaubst du auch, es sei meine Absicht gewesen, dich in irgendeiner Weise zu erpressen?“
Sin nickte. „So ist es. Allerdings muss es deinen so spontan gefassten Plan durchkreuzt haben, als ich dir sagte, ich hätte weder Frau noch Kinder.“
Ihr schwirrte der Kopf. „Nehmen wir einmal … rein hypothetisch … an, deine Anschuldigungen wären wahr, was hättest du mir denn so Wichtiges zu bieten?“
Ein spöttisches Lächeln war die Antwort. „So aus dem
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