Julia Extra Band 0313
brauchte dringend Abstand, wenn schon nicht räumlich, dann wenigstens verbal.
„Sin, wir haben unsere Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Zukunft noch nicht gelöst …“, setzte sie an.
„Nicht jetzt, Luccy“, unterbrach er sie nachdrücklich. „Lass uns einfach den Frieden und die Schönheit dieses Abends genießen, ja?“
Für Luccy war das keine gute Idee, weil gerade die romantische Atmosphäre ihre Empfänglichkeit für Sins männlich erotische Ausstrahlung nur noch zu verstärken schien. Das Knistern in der Luft schien förmlich greifbar … so sehr, dass es sie in den Fingern kribbelte, Sin zu berühren. Entschlossen, diesen Bann zu brechen, sagte sie deshalb: „Ich bin zu dem Entschluss gelangt, dass es wirklich das Beste wäre, wenn ich morgen nach England zurückfliegen würde.“
„Und ich würde dir viel lieber weiter erzählen, wie schön du bist“, entgegnete Sin, der sich ganz bewusst vorgenommen hatte, jedes strittige Thema an diesem Abend zu vermeiden.
Sie sah ihn skeptisch an. „Zu welchem Zweck?“
„Wie bitte?“
„Ich bin schon einmal auf deine Verführungskünste hereingefallen …“
„Bringst du das nicht etwas durcheinander?“, protestierte er verärgert.
Doch sie hielt seinem Blick unbewegt stand. „Ich jedenfalls habe es nicht anders in Erinnerung.“
„Soweit ich mich erinnere, hast du in jener Nacht genauso die Kontrolle verloren wie ich.“
„Ich finde es höchst ungalant, dass du mich immer wieder daran erinnerst“, erwiderte sie errötend.
Ja, natürlich, das war es. Seine Südstaaten-Mama wäre entsetzt gewesen. Aber es ärgerte ihn einfach maßlos, wie Luccy beständig die sexuelle Anziehung zwischen ihnen verleugnete. Trotzdem versuchte er, auf ein unverfänglicheres Thema auszuweichen: „Was hast du eigentlich Wallace gebeten für das Abendessen zuzubereiten?“
Zum ersten Mal an diesem Abend lächelte sie. „Gar nichts. Er schien ganz wild darauf, meine Anwesenheit zum Anlass zu nehmen, ein typisch englisches Roastbeef samt Gemüse und Yorkshire-Pudding zu servieren. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihn zu enttäuschen.“
„Schade, dass du mir gegenüber nicht so rücksichtsvoll bist“, warf er gekränkt ein.
„Sin …“
„Schon gut, schon gut, es tut mir leid.“ Er hob beide Hände. „Das hätte ich nicht sagen sollen.“
„Stimmt.“ Luccy schloss kurz die Augen und atmete tief ein. „Ich weiß wirklich nicht, ob ich das kann.“
„Es ist doch nur ein Abendessen, Luccy.“
„Ich rede nicht von dem Abendessen, und das weißt du genau!“ Ihre blauen Augen blitzten. „Ich meine natürlich, mich hier mit dir unter einem Dach aufzuhalten. Siehst du nicht, dass es für uns beide unerträglich ist? Jedes Gespräch zwischen uns endet im Streit.“
„Vielleicht sollten wir ein wirklich unverfängliches Thema wie das Wetter wählen“, schlug er neckend vor.
Kläglich schüttelte sie den Kopf. „Vermutlich würden wir uns selbst darüber streiten.“
Er betrachtete sie forschend. Sie wirkte blass und abgespannt, als würde sie das alles wirklich sehr mitnehmen. „Warum, glaubst du, ist das so?“, erkundigte er sich.
„Ich weiß es nicht.“
„Wirklich nicht?“
Sie sah ihn argwöhnisch an. „Weiß du es denn?“
„O ja, ich denke schon“, antwortete er lächelnd.
Ihr schwante nichts Gutes. „Und? Der Grund wäre?“
Statt zu antworten, streichelte er ihr zart die Wange, wobei er registrierte, dass Luccy zuerst kurz zurückzuckte, bevor sie die Zärtlichkeit duldete. „Wir begehren einander. So einfach ist das … oder so kompliziert.“ In dem Moment, als er es aussprach, wusste Sin, dass es die schlichte Wahrheit war. Er wollte Luccy, und so sehr sie es auch zu leugnen versuchte, sie wollte ihn auch. Jedes Mal, wenn sie einander nahe waren, war es auch dieses tiefe, glühendeVerlangen, das sie nicht losließ und sie zu verzehren drohte.
Unfähig, sich aus dem Bann seines Blicks zu lösen, erwiderte Luccy heiser: „Dann ist es kompliziert.“
„Warum?“
„Weil …“ Sie holte keuchend Luft. „Siehst du es denn nicht?“
„Luccy, das Einzige, was ich im Moment sehe oder fühle, bist du.“ Er kam näher, so nah, dass sein Atem ihre Wange streichelte. „Machen wir es doch einfach unkompliziert.“
„Wie?“, flüsterte sie.
„Indem wir zumindest das genießen, was zwischen uns gut ist.“
„Sex!“, rief sie empört aus.
Seine Miene verfinsterte sich. „Wenn du es so nennen willst,
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