Julia Extra Band 0313
ja.“
„Wie sonst sollte man es nennen?“ Müde wich sie zurück. „Wallace wird schon mit dem Essen auf uns warten.“
„Wallace weiß ganz genau, wann er stören darf und wann nicht“, widersprach Sin schroff. „Hör zu, Luccy, die Spannung zwischen uns – nenn sie sexuell, wenn du unbedingt willst – sorgt dafür, dass diese Situation für uns so unerträglich ist.“
„Und darum lautet deine Lösung, dass wir miteinander ins Bett gehen sollten, ja?“, entgegnete sie herausfordernd.
„Sieh es doch von der erfreulichen Seite … zumindest müssen wir uns keine Gedanken machen, dass du schwanger werden könntest.“ Bereits in dem Moment, als er die Worte so unbedacht ausgesprochen hatte, hätte Sin sich am liebsten auf die Zunge gebissen.
Luccy zuckte sichtlich zusammen. Tränen schimmerten in ihren schönen Augen. „Das war unverzeihlich! Ich … würdest du mich bitte bei Wallace entschuldigen? Mir ist jeglicher Appetit vergangen.“ Hastig wandte sie sich ab und eilte fast im Laufschritt ins Haus zurück.
Besorgt blickte Sin ihr nach. Verdammt, er wollte wirklich nicht mit ihr streiten! Und sie schon gar nicht zum Weinen bringen.
Später an diesem Abend stand Sin im Dunkeln allein auf der Terrasse und blickte blind über den ausgedehnten Park und die angrenzende Wiesen-und Waldlandschaft, die der Mond in silbernes Licht tauchte. Das einsame Abendessen hatte sich schier endlos hingezogen, wobei sich Wallace keine Mühe gegeben hatte, seine Missbilligung über Luccys Abwesenheit zu verbergen – ebenso wenig wie seine Überzeugung, wen er dafür verantwortlich machte. Und Sin gestand sich reumütig ein, dass der gute alte Wallace natürlich recht hatte, wie immer.
Inzwischen war es schon nach Mitternacht, und Luccy schlief bestimmt längst. Sin jedoch machte sich nichts vor: Wie sollte er Schlaf finden, wenn er wusste, dass Luccy nur wenige Türen von ihm getrennt schlief? Und wie sollte er die Tränen vergessen, die er in ihren Augen gesehen hatte, als sie so überstürzt davongelaufen war?
„Master Sin?“
Er atmete tief ein, bevor er sich dem Butler zuwandte. „Ja?“
Wallaces Miene wirkte ein wenig freundlicher als zuvor. „Ich dachte, es würde Sie vielleicht interessieren, dass Miss HarperO’Neill gerade in die Küche gekommen ist, um sich ein warmes Nachtgetränk zu holen.“
Luccy schlief also doch noch nicht? Sin sah den Butler forschend an. Besser als jeder andere wusste Wallace, dass Sin noch nie zuvor eine Frau in sein Haus gebracht hatte, weshalb er sich fragen musste, warum sein Herr und Meister in Luccys Fall diese bemerkenswerte Ausnahme machte. „Ach, tatsächlich?“
Der Butler nickte. „Und sie sah aus, als hätte sie möglicherweise … geweint.“ Erneut war ein missbilligender Unterton nicht zu überhören.
Verdientermaßen, dachte Sin. „Sagen Sie, Wallace, was würden Sie tun, wenn Sie wüssten, dass Sie sich wie ein absoluter Schuft benommen haben gegenüber der Frau, die …“ Er verstummte, denn ihm war klar, dass es Luccy nicht gefallen würde, wenn er Wallace – oder irgendjemand – von ihrer Schwangerschaft erzählte. Auch er wollte eigentlich nicht, dass jemand davon erfuhr, bevor er und Luccy nicht eine zufriedenstellende Lösung ausgehandelt hatten.
Doch Wallace hatte auch so eine Antwort parat. „Ich denke, Sie wissen längst, dass eine Entschuldigung angebracht ist, Master Sin. Weil es nämlich nicht höflich ist, sich gegenüber irgendeinem weiblichen Gast in Ihrem Haus wie ein Schuft zu benehmen, und schon gar nicht gegenüber einem so reizenden Geschöpf wie Miss Harper-O’Neill.“
Es hätte Sin auch überrascht, wenn es Luccy nicht gelungen wäre, Wallace zu bezaubern. Tatsächlich schien sie alle Männer, denen sie begegnete, mit ihrem Charme zu betören, gleichgültig welchen Alters. Sogar sein Großvater hatte … Himmel, jetzt dachte er auch schon wie ein Schuft!
„Auch wenn …“, Sin zögerte und wählte seine Worte mit Bedacht, „… auch wenn ich zu einem großen Teil immer noch der Überzeugung wäre, dass ich nichts falsch gemacht habe?“
„Gerade unter solchen Umständen ist es besonders wichtig, dass der Mann sich entschuldigt, Master Sin.“
Überrascht sah Sin den erfahrenen Butler an. „Wann haben Sie ein so tiefgründiges Wissen über Frauen erworben, Wallace?“ Immerhin arbeitete der Butler schon über dreißig Jahre in der Familie, und soweit Sin sich erinnern konnte, hatte es in all den Jahren nie eine
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