Julia Extra Band 0313
würden, Madam? Dort können Sie das mit der Polizei klären.“
„Nein!“ Inzwischen umringte sie eine größere Menschenmenge. Millie wäre am liebsten im Erdboden versunken. Warum mussten Menschen sich am Pech ihrer Mitmenschen ergötzen? Warum kam ihr niemand zur Hilfe? Sie war ganz auf sich gestellt. „Sie haben das falsch verstanden.“ Sie befeuchtete sich die Lippen und versuchte, es dem Mann zu erklären. „Es ist wirklich nur ein Versehen. Ich habe etwas … jemanden gesehen, und …“
„Sie hat mich gesehen.“ Eine tiefe Männerstimme ertönte hinter ihr, und Millie stöhnte unterdrückt. Sie wusste genau, wem die Stimme gehörte. Verflixt!
Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Sie sah nicht nur schrecklich aus, sondern verhielt sich auch noch wie eine Kriminelle.
„Kennen Sie die Dame?“ Der Ladendetektiv drückte sein
Kreuz durch. „Sie hat das Geschäft verlassen, ohne zu bezahlen.“
„Ich fürchte, das ist meine Schuld.“ Leandro lächelte entschuldigend. „Sie hat sich die ganze Nacht um das Baby gekümmert. Ich hatte ihr strikte Anweisung gegeben, heute zu Hause zu bleiben und sich auszuruhen. Haben Sie Kinder?“ Er entdeckte das Namensschild des Mannes. „… Peter?“
„Zwei Jungen“, antwortete der Detektiv abweisend.
Leandro zeigte sein unwiderstehlichstes Lächeln. „Die haben Ihnen sicher auch so manche schlaflose Nacht bereitet.“
„Das kann man wohl sagen.“ Leandros Charme machte den Mann langsam zugänglicher. „An manchen Tagen bewegte meine Frau sich nur noch wie in Trance vor Erschöpfung. Einmal hat sie sogar vergessen, das Badewasser abzustellen. Das ganze Haus stand unter Wasser.“
„Unglaublich, was so ein kleines, unschuldiges Wesen anrichten kann“, meinte Leandro mitfühlend. „Und welche Folgen Schlafmangel haben kann, Peter.“ Er legte Millie einen Arm um die Schulter und küsste seine Frau flüchtig. „Das ist alles meine Schuld, agape mou . Heute Nacht bleibe ich bei dem Baby, damit du dich mal wieder ausschlafen kannst.“
Ein anerkennendes Seufzen ging durch die Menschenmenge, sehr zurVerunsicherung des Ladendetektivs.
„Ich muss trotzdem Anzeige bei der Polizei erstatten. Das ist mein Job.“
Bevor Millie protestieren konnte, verschloss Leandro ihr den Mund mit einem sanften, aber energischen Kuss und erzielte die gewünschte Wirkung. Millie sah ihn nur mit großen Augen an.
Zufrieden lächelnd zog er sie an sich. „Mir ist klar, dass Ihre Stellung keinen Raum für Ausnahmen zulässt. Daher bin ich gern bereit, selbst mit dem Geschäftsführer und der Polizei zu sprechen. Sie werden sicher Verständnis haben. Vielleicht könnten wir auch die Lokalpresse einschalten“, schlug Leandro freundlich vor. „Es geht ja nicht an, dass es Ihnen untersagt ist, in besonderen Fällen wie diesem auch mal eine Ausnahme zu machen. Sie sollten berechtigt sein, eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen.“
Der Mann richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Unter besonderen Voraussetzungen kann ich natürlich selbst entscheiden, aber …“
„Das ist ja wunderbar!“ Leandro strahlte. „Ich bin froh, dass Sie heute Dienst haben. Jemand mit Ihrer Erfahrung erkennt den Unterschied zwischen einemVersehen aus Übermüdung und vorsätzlichem Diebstahl schließlich sofort.“
Der Ladendetektiv knickte ein und nickte zustimmend. „Wenn Sie die Ware jetzt an der Kasse bezahlen, Sir, informiere ich meineVorgesetzten, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt hat.“
„Das ist sehr großzügig, Peter.“ Leandro griff nach den Sachen und fragte Millie: „Ist das alles, was du hier einkaufen wolltest, Liebling?“
Beschämt und noch immer unter dem Eindruck des flüchtigen Kusses, nickte Millie wortlos, hielt sich am Kinderwagen fest und sah Leandro nach, der mit dem Detektiv im Laden verschwand.
„Machen Sie sich keine Sorgen, Kindchen“, tröstete sie eine ältere Dame. „Nach der Geburt meines Kevin ist es mir genauso ergangen. Zwei Jahre lang habe ich kaum Schlaf bekommen. Ich war so müde, dass ich einmal meinen Autoschlüssel in der Waschmaschine gefunden habe. Sie haben wenigstens einen wunderbaren Mann, der Ihnen beisteht. Meiner hat sich erst um die Jungen gekümmert, als sie alt genug waren, um Fußball zu spielen.“
Millie rang noch immer um Fassung. Leandros Kuss hatte die Lust in ihr geweckt, die sie so verzweifelt zu unterdrücken versucht hatte. Es hat sich überhaupt nicht geändert, dachte sie hilflos. Noch immer
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