Julia Extra Band 0313
bleiben willst?“
„Das wird niemals geschehen.“
„Sag niemals nie.“ Schon jetzt fürchtete sie den Moment, in dem Leandro die Wahrheit entdeckte.
Bestimmt würde er seine Reaktion nicht vor ihr verbergen. Und sie ahnte, wie er reagieren würde.
Verzweifelt versuchte sie, sich zusammenzureißen. Das schlafende Baby durfte ihr Gefühlschaos nicht spüren.
„Du kannst heute in aller Ruhe darüber nachdenken.“ Leandro ging zur Tür. „Aber heute Abend erwarte ich eine Antwort. Und zwar die Antwort, die ich hören will. Danach stelle ich mein Handy aus. Solltest du mit dem Gedanken spielen, ‚deine Kopfschmerzen vorzuschieben‘, schlage ich vor, dir auch das noch einmal zu überlegen. Damit kommst du bei mir nämlich nicht mehr durch.“
5. KAPITEL
Wieso habe ich ihr eigentlich Zeit zum Überlegen gegeben?
Leandro drückte bei der Besprechung mit den Firmenanwälten in Paris aufs Tempo. Er wollte die Übernahme, auf die er seit sechs Monaten hingearbeitet hatte, so schnell wie möglich unter Dach und Fach bringen.
Allerdings war er nicht ganz bei der Sache, denn immer wieder kreisten seine Gedanken um Millie. Er konnte es kaum erwarten, nach London zurückzukehren, da er befürchtete, dass sie vielleicht mit dem Kind verschwinden würde.
Eigentlich war ein ganzer Tag für die Besprechung angesetzt gewesen, doch nach einigen Stunden intensiver Verhandlungen erhob Leandro sich, ging zur Fensterfront des Konferenzraums und ließ den Blick über die Pariser Innenstadt und die Seine schweifen, die sich weit unter ihm durch die Stadt schlängelte. „Das wär’s dann. Falls Sie noch Fragen haben, wenden Sie sich bitte an mein Team in London.“
Der Anwalt, der mit den Verhandlungen beauftragt war, schlug den dicken Ordner zu. „Ich wünschte, alle Leute wären so entscheidungsfreudig wie Sie. Die verheerende Wirtschaftslage raubt Ihnen offensichtlich nicht den Schlaf.“
„Nein.“ Das besorgte jemand anders.
Der Mann packte seinen Aktenkoffer und ließ die Schlösser zuschnappen. „Ich muss Ihnen zu Ihrer erstaunlichen Fähigkeit gratulieren, menschliches Verhalten zu verstehen und vorauszusehen. Während die Märkte praktisch im Sekundentakt zusammenbrechen, machen Sie weiterhin immensen Gewinn. Sie haben die Entwicklung vorausgesehen, als es noch gar keine Anzeichen dafür gab. Die Demetrios-Aktien sind gestern kräftig gestiegen – trotz dieser schwierigen Wirtschaftslage, die eine wirkliche Herausforderung ist.“
„Man muss Herausforderungen annehmen“, erklärte Leandro geistesabwesend. Er dachte an seine Ehe. War er verrückt, sie retten zu wollen?
In den vergangenen vierundzwanzig Stunden war ihm klar geworden, wie wenig er eigentlich von Millie wusste.
War sie schon immer so entschlossen gewesen? Viele Aspekte ihrer Persönlichkeit waren ihm völlig unbekannt. Und warum fand sie ihn furchteinflößend?
„Die Spekulationen über die Vaterschaft des Babys haben sich offensichtlich nicht negativ auf den Aktienpreis ausgewirkt.“ Die Stimme des Anwalts unterbrach Leandros Gedankengang.
„Für heute sind wir fertig“, erwiderte er darauf kühl. „Mein Assistent begleitet Sie hinaus.“
Als dem Anwalt bewusst wurde, dass es ein großer Fehler gewesen war, Privates anzusprechen, entschuldigte er sich stotternd.
Leandro wandte sich nicht einmal um. Offensichtlich hielt die ganze Welt ihn für einen Ehebrecher.
Bisher war ihm sein Ruf völlig gleichgültig gewesen. Doch jetzt rächte sich diese Einstellung offensichtlich.
Auch die anderen Anwälte erhoben sich nun und verließen schnell den Raum.
Erst als er allein war, lockerte Leandro die verspannten Schultern. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Er hätte Millie nicht allein lassen dürfen.
Beunruhigt zückte er das Handy. Er wollte ihr sagen, dass er in wenigen Stunden wieder bei ihr wäre.
Voller Ungeduld wartete Leandro darauf, dass jemand den Anruf entgegennahm.
Er musste lange warten. Als die Haushälterin schließlich ans Telefon kam und ihm mitteilte, seine Frau sei mit dem Baby ausgegangen, begannen sämtliche Alarmglocken bei ihm zu schrillen. Als er dann noch erfuhr, dass weder der Chauffeur noch ein Mitglied seines Sicherheitsteams Millie und den Kleinen begleiteten, brachte das das Fass zum Überlaufen. An Arbeit war nicht mehr zu denken. Er beorderte seinen Wagen zum Eingang.
Millie hatte sich erneut aus dem Staub gemacht.
Was hatte er denn erwartet?
Er nahm sich vor, mehr auf Millie einzugehen, ihr
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