Julia Extra Band 0313
zuzuhören und zu versuchen, sie zu verstehen – falls es dazu inzwischen nicht zu spät war.
„Gefällt dir das Spielzeug? Wenn du es schüttelst, spielt es eine Melodie. Wenn du es hier anfasst, ist es weich und pelzig, hier ist es rau.“ Millie hielt das Spielzeug in den Kinderwagen. „Auf diese Ringe hier kannst du beißen. Ich habe gelesen, dass du bald kauen willst.“
Der kleine Costas gluckste vergnügt, und Millie zog die Decke fester um ihn. „Wir sollten uns langsam auf den Heimweg machen“, sagte sie. „Den Rest des Nachmittags muss ich mich zurechtmachen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie lange es dauert, bevor ich halbwegs ansehnlich bin. Und selbst das ist noch nicht gut genug für Leandro. Wenn ich ihm erzähle, dass ich die Ehe mit ihm fortführen will, muss ich entsprechend aussehen. Jetzt mach nicht so ein Gesicht!“ Zärtlich lächelte sie dem Baby zu. „Es ist harte Arbeit, mit jemandem verheiratet zu sein, der so fantastisch aussieht wie er. Das kannst du mir glauben.“
Sie legte das Spielzeug auf den Kinderwagen und noch einen Strampelanzug dazu. Dann machte sie sich auf den Weg zur Kasse. Als sie wartend in der Schlange stand, betrachtete sie Costas, um Ähnlichkeiten mit Leandro zu suchen.
„Oh, sieh nur! Wie stehen die Chancen, dass ich in den nächsten fünf Sekunden zehn Kilos abnehme?“ Das Mädchen vor ihr in der Schlange stöhnte wehmütig.
„Gleich null.“ Auch deren Freundin zog den Bauch ein. „Vielleicht steht er ja auf mollige Frauen.“
„Kaum. Solche Typen interessieren sich doch nur für Bohnenstangen.“
„Mit blondem Haar.“
„ Glattem , langen blonden Haar.“
„Er sieht traumhaft aus. Mit ihm im Bett würde ich freiwillig auf meinen Schlaf verzichten.“
„Er kommt hierher.“
„Ach, was gäbe ich für einen Kuss von ihm.“
Nun war auch Millie neugierig geworden, welcher Mann die beiden Frauen in solche Verzückung versetzte, und sah auf. Leandro durchquerte das Geschäft mit großen Schritten. Wie ein Löwe inmitten einer Herde Gazellen. Alle Frauen starrten ihn fasziniert an.
Millie stöhnte entsetzt. Was hatte er hier verloren? Er sollte doch in Paris sein! Vor heute Abend hatte sie ihn nicht zurückerwartet. Und nun tauchte er hier mitten am Nachmittag auf und suchte offensichtlich nach ihr.
Woher wusste er, wo sie war?
Gleich würde er sie entdecken, und sie hatte sich überhaupt noch nicht für ihn zurechtgemacht! Verzweifelt scherte Millie aus der Schlange aus und schob den Kinderwagen zum Ausgang.
Es war eine schreckliche Vorstellung, Leandro so völlig unvorbereitet gegenüberzustehen. Selbst für den ‚natürlichen Look‘ brauchte sie Stunden.
Verstohlen warf sie einen Blick über die Schulter, umkurvte Babywiegen und Kinderwagen und versuchte, möglichst ungesehen zu entkommen.
Leandro sollte sie nicht so sehen, bevor sie sich nicht innerlich und äußerlich auf das Gespräch vorbereitet hatte.
Jetzt stand er mitten im Laden und sah sich suchend um, wie sie bei einem schnellen Blick zurück feststellte. Im nächsten Moment schob sie den Kinderwagen durch den Ausgang und war zum ersten Mal in ihrem Leben dankbar für ihre Unscheinbarkeit. Die hatte sie jetzt gerettet.
Gerade wollte sie erleichtert aufatmen, als jemand sie an der Schulter packte. „Entschuldigen Sie, Madam, ich befürchte, Sie haben Waren bei sich, die Sie nicht bezahlt haben.“
Einige Fußgänger drehten sich um und starrten sie an. Millie errötete vor Scham, als sie die Sachen auf dem Kinderwagen entdeckte, die sie für Costas ausgesucht hatte. „Oh, nein!“ Sie sah den Ladendetektiv entschuldigend an. „Ich hatte völlig vergessen, dass die Sachen noch auf dem Kinderwagen liegen. Es tut mir schrecklich leid.“
„Für Ausflüchte ist es zu spät“, blaffte der Detektiv. „Ich beobachte Sie schon eine ganze Weile. Sie haben sich verdächtig gemacht, weil Sie auf Umwegen zum Ausgang gegangen sind und sich ständig vergewissert haben, dass man Sie nicht sieht.“
„Ich wollte nicht gesehen werden“, gab Millie zu, woraufhin der Mann noch finsterer dreinschaute. „Ich meine, nicht von Ihnen, sondern …“ Jetzt hatte sie sich gründlich verrannt. Verzweifelt fuhr sie sich mit der Hand über die Stirn.
„Wir zeigen jeden Ladendieb an“, informierte der Mann sie streng. „Kommen Sie bitte mit.“
„Ich bin keine Ladendiebin. Es war einVersehen. Bitte glauben Sie mir!“
„Wenn Sie jetzt bitte zurück ins Geschäft kommen
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