Julia Extra Band 0313
denen du dich täglich umgibst. Glaubst du etwa, ich hätte ihre abschätzigen Seitenblicke nicht bemerkt? Sie haben mir nur zu deutlich zu verstehen gegeben, was sie von deiner Wahl hielten.“
„Du bist meine Frau, Millie. Es ist mir völlig egal, was andere von dir halten.“
„Aber mir nicht. Ich bin anders als du, Leandro. Es hat mir etwas ausgemacht, wenn ich als fetter Lockenkopf bezeichnet wurde, wenn mir vorgehalten wurde, ich würde mich anders kleiden als deine Exfreundinnen. Dadurch wurde mir klar, dass ich die falsche Frau für dich war.“
Vollkommen frustriert stöhnte Leandro auf. „Und ich wurde gar nicht gefragt.“
„Ich habe eine deiner Exfreundinnen kennengelernt.“ Millie lächelte traurig. „Es hat ihr großen Spaß gemacht, Vergleiche zwischen ihr und mir anzustellen. Sie hat mich gefragt, wie ich mir einbilden könnte, dich zu halten, wenn nicht einmal ihr das gelungen wäre.“
„Wann hast du mit ihr gesprochen?“
„Auf einem Wohltätigkeitsball kurz nach unserer Rückkehr aus den Flitterwochen. Wir standen vor dem Spiegel. Ich habe unsere Outfits verglichen und musste zugeben, dass sie recht hatte. Also beschloss ich, mich anders zu kleiden. Ich habe mir einiges von den anderen Ballbesucherinnen abgeguckt, mir am nächsten Tag Modezeitschriften besorgt und bin einkaufen gegangen.“
„Daher stammte also deine plötzliche Modebesessenheit. Ich hatte ja keine Ahnung.“ Zärtlich streichelte er ihre Hand. „All die Stunden, die du jeden Abend im Ankleidezimmer verbracht hast, um verschiedene Kleider anzuprobieren – ich dachte, du hättest plötzlich Spaß am Einkaufen gefunden.“
„Spaß?“ Sie lachte abfällig. „Ich habe es gehasst! Natürlich habe ich mich über die schönen Kleider gefreut, aber es macht keinen Spaß, wenn man ständig kritisiert wird. Hast du eine Ahnung, wie viele Klamotten es gibt? Woher sollte ich denn wissen, was ich anziehen soll? Offensichtlich habe ich grundsätzlich das Falsche getragen, denn ich wurde ständig angestarrt, wenn wir ausgegangen sind.“
„Warum hast du mir nie etwas gesagt?“
„Ich nahm an, du würdest dir dein eigenes Bild machen. Schließlich wurdest du auch immer ungeduldiger mit mir, und ich fühlte mich in meiner Annahme bestätigt, alles falsch zu machen.“
Verzweifelt rieb Leandro sich die Stirn. „Offensichtlich haben wir ständig aneinander vorbeigeredet. Ich hatte weder den Eindruck, dass du alles falsch gemacht hast, noch eine Ahnung, wie du dich gefühlt haben musst.“
„Ich wusste einfach nicht, was mir steht. Mit der Zeit wurde ich immer unsicherer. Und dann rief meine Schwester an und fragte, ob sie während ihres Aufenthalts in London bei uns übernachten könnte. Du warst ja ständig unterwegs, und ich dachte, sie könnte mir Gesellschaft leisten und mich beraten. Bis dahin hatte sie mir ja immer geholfen. Als sie kam, besaß ich so gut wie kein Selbstvertrauen mehr. Bei jedem Kleidungsstück, das ich anzog, habe ich überlegt, was die Leute wohl davon halten.“
„Verdammt, Millie, warum hast du mich nicht gefragt, ob mir deine Kleidung gefällt?“
„Und warum hast du mir nicht gesagt, dass sie dir gefällt?“, antwortete sie mit einer Gegenfrage. „Auf unserer Hochzeitsreise warst du verrückt nach mir. Ganz egal, was ich anhatte, du hast es mir ausgezogen und mich geliebt. Als wir nach Hause kamen, warst du plötzlich völlig verändert. Erst nach einiger Zeit begriff ich, was los war.“
„Und was war los?“, fragte Leandro neugierig.
„Das liegt doch auf der Hand: So lange wir hier auf der Insel waren, war alles gut. Wie eine Urlaubsromanze. Aber den Alltag in London haben wir nicht bewältigt. Ich geriet in Panik, weil ich dir offensichtlich nichts recht machen konnte.
Was auch immer ich anzog, wie ich mich stylte, ich sah immer anders aus als deine Exfreundinnen. Es war die reinste Tortur für mich, wenn wir ausgingen. Alle haben mich angestarrt und sich die Mäuler über mich zerrissen.“
„Das glaube ich nicht“, widersprach Leandro wütend.
„Es war aber so. Dir ist das nie aufgefallen, weil es dich nicht interessiert, was die Leute über dich reden.“ Millie betrachtete ihn von der Seite.„Und du hast keinVerständnis für menschliche Schwächen. Als ich dich bei einer Veranstaltung bat, mich nicht allein mit einer Gruppe Frauen zu lassen, hast du nur das Gesicht verzogen und gemeint, ich würde es schon überstehen. Du musstest unbedingt mit einem
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