Julia Extra Band 0313
sie zur Familie.
„Ich weiß, Sie stammen aus Australien, meine Liebe, aber Sie könnten direkt eine Italienerin sein“, sagte Maria und meinte es ganz offensichtlich als Kompliment.
Sie stellte ihre drei Söhne Marco, Luca und Gianni sowie deren Frauen vor, dann führte sie Lyssa zu einem gepflasterten Platz unter einem uralten Olivenbaum, wo ein langer Tisch schon fürs Mittagessen gedeckt war.
„Bitte, setzen Sie sich“, forderte Maria Lyssa auf. „Später können wir uns unterhalten, jetzt muss ich mich ums Essen kümmern.“
Ricardo bekam den Platz neben ihr zugewiesen, auch die anderen setzten sich, bis auf Maria, die in die Küche eilte.
„Wie war denn die Reise bisher?“, erkundigte sich Gianni. „Hat Ricardo sich gut benommen?“
„Ricardo ist wunderbar“, sagte Lyssa spontan und errötete verräterisch. „Ich meine, er ist ein wunderbarer Reisebegleiter. Er weiß so viel, und er kann sein Wissen gut vermitteln. Mir war bisher noch keine Sekunde langweilig.“
„Du brauchst mir kein gutes Zeugnis auszustellen“, mischte Ricardo sich ein. „Mir macht es nichts aus, wenn ich den Job als Reiseleiter verliere. Und das passiert demnächst mit Sicherheit.“
„Ricardo ist, wie er Ihnen wahrscheinlich erzählt hat, für unseren Fahrer Gino eingesprungen, der krank ist“, erklärte sein Onkel Alberto. „Ich hoffe, Sie wurden nicht enttäuscht.“
„Nein, wirklich nicht“, versicherte Lyssa nachdrücklich. „Ich hätte mir keinen besseren Reiseleiter wünschen können.“
„Wissen Sie, was Ricardo hauptberuflich macht?“, fragte Marco.
„Ja, das habe ich ihr gesagt“, antwortete Ricardo an ihrer Stelle.
„Er spielt mit einem Ball“, sagte Luca betont und lachte.
„Und dafür bekommt er viel Geld.“
„Lasst Rico in Ruhe“, ermahnte Maria, die gerade an den Tisch kam, ihre Söhne. „Immer müsst ihr ihn necken.“
„Meine Brüder machen sich auch ständig über mich und meinen Beruf lustig“, erzählte Lyssa. „So sind Männer nun mal.“
„Wie recht Sie haben“, stimmte Maria ihr zu. „Ich hoffe, Sie haben Hunger.“
„Lyssa ist immer hungrig.“ Wieder antwortete Ricardo für sie.„Sogar du, Tante Maria, müsstest mit ihrem Appetit zufrieden sein. Meine Tante kocht übrigens mindestens so gut wie Signora Lunetta“, fügte er, an Lyssa gewandt, hinzu.
Das hörte sie gern. Wegen der Morgenübelkeit hatte sie aufs Frühstück verzichten müssen, aber die war jetzt glücklicherweise völlig verflogen und hatte einem Bärenhunger Platz gemacht.
Als Erstes gab es herrliche Antipasti, danach hausgemachte Nudeln mit winzigen Zucchini samt Blüten, was Lyssa noch nie gegessen hatte. Es schmeckte herrlich.
Während des Essen beobachtete sie unauffällig, wie Ricardo mit seinen Verwandten umging – und umgekehrt. Sehr bald wurde ihr klar, dass er ohne Wenn und Aber dazugehörte und sie ihm viel Zuneigung entgegenbrachten.
Sie neckten sich gegenseitig, kritisierten sich gelegentlich und waren auch mal verschiedener Meinung. Es ging hier so zu wie in den meisten glücklichen Familien.
Lyssa fragte sich, warum Ricardo sich erst bei seinemVerein wirklich dazugehörig gefühlt hatte, wenn er doch von diesen liebenswerten Menschen als einer der ihren angesehen wurde.
Plötzlich zog Lucas Frau Emilia ein Hochglanzmagazin aus der großen Handtasche und schlug es auf. „Schau mal, Rico, hier ist ein Foto von dir drin“, sagte sie und legte die Illustrierte auf den Tisch.
Ricardo schien leicht verärgert.
„Ach, mit einem Model an der Seite? Oder einem zweitklassigen Filmsternchen, das Aufmerksamkeit erregen will?“, fragte Luca, breit lächelnd, und betrachtete das Foto. „Donnerwetter, Aufsehen erregt sie jedenfalls in dem Kleid. Falls es denn eins ist.“
Neugierig beugte Lyssa sich vor. Auf dem Foto war Ricardo, absolut umwerfend aussehend in einem eleganten schwarzen Anzug. Den Arm hatte er um die nackten Schultern einer hinreißenden Frau gelegt, deren Kleid aus zwei bis drei Taschentüchern genäht zu sein schien … von einem begnadeten Designer.
Heiße Eifersucht durchzuckte Lyssa, obwohl sie sich klar war, dass sie keinen Anspruch auf Ricardo hatte.
Sie wusste doch, wie er üblicherweise lebte. Sie wusste, dass er flüchtige Affären mit eleganten, wunderschönen Frauen hatte. Das hatte er ihr selbst gesagt.
Und kein Wunder, dass solche Frauen ihm nachliefen, so attraktiv, wie er selber war!
„Diese Magazine bringen immer nur Klatsch“, meinte Maria
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