Julia Extra Band 0313
Platz am Glockenturm bot sich ein spektakulärer Blick auf Neapel mit den Millionen an funkelnden Lichtern.
Wie üblich fand Ricardo ein Restaurant mit toller Aussicht und hervorragendem Essen. Lyssa aß Mozzarella mit Tomaten und Basilikum, danach Pasta in Tintenfischtinte gekocht.
Und wie üblich unterhielten sie und Ricardo sich angeregt. Mit Steve war es ganz anders gewesen. Mit ihm hatte sie immer nur das Nötigste besprochen.
Wieso fiel ihr das jetzt erst richtig auf? Weil sie früher keinen Vergleich gehabt hatte?
Wenn sie jetzt zurückdachte, fiel ihr auch auf, dass ihr Herz nie schneller geschlagen hatte, wenn er sie unerwartet angelächelt hatte. Schmetterlinge im Bauch waren ihr kein Begriff gewesen. Wenn Steve sie allein ließ, fühlte sie sich nicht verlassen, und wenn er zurückkam, war sie nicht überglücklich.
Nun kannte sie alle diese Symptome …
Und sie schämte sich ein bisschen, weil sie sich so lange lieber mit einer lauwarmen Beziehung zufriedengegeben hatte, anstatt den Schlussstrich zu ziehen.
Dabei war sie doch stark und unabhängig und brauchte nicht unbedingt einen Mann!
Außer einen, mit dem sie sich unterhalten und mit dem sie lachen konnte.
Einen, der Wert auf ihre Meinung legte.
Einen wie Ricardo …
Am folgenden Tag besuchte Lyssa mit Ricardo zuerst eine alte, leer stehende Karthause, die sie beinah gruselig fand, anschließend gingen sie in die Gärten des Augustus, von wo aus man einen Blick über die Südseite Capris und die berühmten Faraglioni Felsen hatte.
Als Lyssa stolperte, fasste Ricardo sie rasch um die Taille und hielt sie fest. Lachend blickte sie zu ihm auf und wollte eine Bemerkung über ihre Tollpatschigkeit machen, aber der Ausdruck in seinen dunklen Augen ließ sie vergessen, was sie hatte sagen wollen.
Ihr Herz schien einen Schlag lang auszusetzen. Hier und jetzt war die Chance, die zu nutzen sie sich vorgenommen hatte. Aber wollte sie es wirklich?
Da lächelte Ricardo sie an, auf seine unverwechselbare Art, die sie inzwischen lieben gelernt hatte, und sie legte ihm, ohne noch länger zu zögern, die Arme um den Nacken.
Als Ricardo sie an sich zog, hörte sie zu denken auf. Sie spürte seine Lippen auf ihren und gab sich ganz den herrlichen Empfindungen hin, die der sanfte Kuss in ihr weckte.
So war sie noch nie geküsst worden.
Nach einem solchen Kuss hatte sie sich immer gesehnt.
Nun verschmolz ihr Traum mit der Wirklichkeit.
„Ach, Lyssa, ich habe mich so danach gesehnt, dich im Arm zu halten“, flüsterte Ricardo schließlich.
Wieder küsste er sie, diesmal leidenschaftlicher. Nie gekannte Gefühle durchfluteten sie. Sie fühlte sich sexy. Feminin. Begehrenswert.
Und sie wusste, dass sie diesen Kuss niemals bereuen würde.
7. KAPITEL
Auf dem Weg zu Ricardos Onkel und Tante, die in den Hügeln Kampaniens wohnten, fuhren Ricardo und Lyssa bei den Lunettas vorbei, um die Welpen abzuholen.
Beim Abschied wurde sie ganz wehmütig. Wahrscheinlich würde sie diese herrliche Gegend nie mehr wiedersehen.
Ricardo schien ihren Kummer zu spüren und küsste sie sanft, bevor er losfuhr.
Seit dem Vortag hatte er sie immer wieder geküsst, und sie wusste jetzt, dass sie davon nie genug bekommen konnte.
Ja, ich habe mich in ihn verliebt, gestand sie sich schweren Herzens ein.
Das würde sie Ricardo allerdings niemals gestehen. Eine Beziehung mit ihm kam nach wie vor nicht infrage. Schon bald würde sie sich für immer von ihm verabschieden. Er hielt ja nichts von Beziehungen. Oder von Kindern.
Und bestimmt absolut nichts von Kindern anderer Väter.
Als sie beim Haus von Ricardos Verwandten ankamen und ausstiegen, schallte ihnen Gelächter entgegen. Offensichtlich waren seine Cousins mit ihren Familien schon da.
Lyssa nahm den Karton mit den Welpen, Ricardo trug das Gepäck. Sie gingen ums Haus in den hinteren Hof, wo sich die Familie versammelt hatte. Die Kinder entdeckten sie zuerst und kamen freudig angelaufen, um sie zu begrüßen.
Er stellte die Koffer ab, ließ sich von den Kindern umarmen und reichte dann den drei größten einen Welpen nach dem anderen mit genauen Anweisungen, wie die kleinen Tiere zu behandeln seien. Die Begeisterung der Kinder war natürlich groß. Und lautstark.
Dann kamen die Erwachsenen dazu und wurden Lyssa vorgestellt. Zuerst Ricardos Onkel, Alberto Rossetti, der ihr auf Anhieb sympathisch war und sie an ihren Vater erinnerte.
Seine Frau Maria umarmte sie und küsste sie auf beide Wangen, beinah so, als gehöre
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