Julia Extra Band 0313
sich Ricardo vorstellte, mit nacktem Oberkörper, auf dem Wassertropfen glitzerten …
„Gute Idee“, stimmte er zu. „Sie dürfen auch diesmal versuchen, mich beim Wettschwimmen zu besiegen.“
„Ich habe Sie gewinnen lassen“, behauptete sie und lächelte keck. „Um Sie in falscher Sicherheit zu wiegen. Also, passen Sie bloß auf!“
„Ich kann es kaum erwarten“, erwiderte er.
In bestem Einvernehmen machten sie sich auf den Rückweg.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Capri.
Ricardo beobachtete Lyssa, die an Deck der Fähre saß und lächelnd Sonnenschein und Fahrtwind auf dem Gesicht genoss, ganz augenscheinlich vonVorfreude erfüllt.
Ihre Begeisterung war wirklich ansteckend.
Wenn er mit Lyssa zusammen war, sah er alles wie durch ihre Augen, und es bekam für ihn einen ganz neuen Reiz.
Auch er freute sich auf Capri, das um die Zeit noch nicht völlig von Touristen überlaufen war.
Und er freute sich, noch einige Tage mit Lyssa verbringen zu dürfen.
Die schöne Zeit mit ihr würde schnell genug vorbei sein. Aber daran dachte er jetzt lieber nicht.
Blendend weiß stiegen die Klippen von Capri vor dem tiefblauen Himmel aus dem Meer. Ein Anblick, der immer wieder herrlich war.
Im Hafen bestiegen sie, zusammen mit vielen Tagesausflüglern, die Standseilbahn, die sie in den Ort Capri brachte. Lyssa war überrascht, wie elegant er war. Luxuriöse Geschäfte säumten die engen gepflasterten Straßen, die vom Hauptplatz abgingen. Zum Glück waren Autos verboten, es reichte, dass sich die Touristen hier drängten.
Wie es hier in der Hauptsaison zuging, wollte sie sich gar nicht ausmalen.
„Was gibt es denn noch zu besichtigen?“, fragte sie schließlich, vom Schaufensterbummel sehr bald gelangweilt. „Das kann doch nicht alles sein.“
„Richtig vermutet. Wie wäre es mit einem Spaziergang zur Villa Jovis, einem antiken römischen Landhaus?“, schlug Ricardo vor.
„Das klingt gut.“ Lyssa strahlte. „Auf geht’s!“
Natürlich war die Villa, die für den Kaiser Tiberius gebaut worden war, nur noch eine Ruine, aber Ricardo schilderte die Geschichte des Gebäudes so anschaulich, dass es in Lyssas Vorstellung zum Leben erwachte.
Als er berichtete, der Kaiser habe unliebsame Zeitgenossen kurzerhand von den Klippen werfen lassen, schauderte es sie.
„Der Wind ist wirklich frisch!“, meinte Ricardo und legte ihr den Arm um die Schultern. „Ihnen ist kalt.“
Sie wollte es verneinen, ließ es aber bleiben. Es gefiel ihr zu gut, von ihm im Arm gehalten zu werden und seinen warmen Atem auf der Wange zu spüren.
Nach einigen Augenblicken wandte sie sich ihm zu und sah ihm in die Augen. Plötzlich konnten sie den Blick nicht mehr voneinander lösen.
Erst als sie Stimmen hinter sich hörten, zuckten sie beide zurück.
Eine große Gruppe italienischer Schüler kam lärmend aufs Gelände, und in stillschweigendem Einvernehmen drehten Lyssa und Ricardo sich um und gingen zur Stadt zurück.
Unterwegs betrachtete sie die prachtvollen Villen in den gepflegten Gärten, um Ricardo bloß nicht in die Augen sehen zu müssen.
Hatte er sie eben küssen wollen?
Seinem Blick nach zu urteilen, ja, aber sie konnte sich irren. Es wäre nicht das erste Mal! Wäre es diesmal passiert, wenn die Schüler nicht aufgetaucht wären?
Schwer zu sagen.
Sie kannte Ricardo doch erst seit Kurzem.
Allerdings spielte Zeit beim Kennenlernen nicht immer eine entscheidende Rolle. Mit Steve war sie zwei Jahre lang zusammen gewesen und hatte geglaubt, ihn in-und auswendig zu kennen. Seine Reaktion, als sie ihm sagte, sie sei schwanger, hatte sie trotzdem nicht erwartet.
Ricardo kannte sie erst seit wenigen Tagen, trotzdem fühlte sie sich ihm schon näher als Steve.
Und eins wusste sie bestimmt: Sollte sich jemals die Chance ergeben, Ricardo zu küssen, würde sie nicht darauf verzichten! Sie wollte einfach wissen, wie es sich anfühlte, von ihm umarmt zu werden und seinen warmen, festen Körper an ihrem zu spüren.
Ich brauche doch schöne Erinnerungen, auf die ich als alleinstehende Mutter zurückgreifen kann, rechtfertigte Lyssa sich vor sich selbst.
Zum Glück hatte Ricardo darauf bestanden, dass sie auf Capri übernachteten, also brauchten sie sich jetzt nicht zu beeilen, um die Fähre zurück zum Festland zu bekommen. Gemächlich schlenderten sie zum Hotel und gönnten sich eine Ruhepause.
Abends spazierten sie durch den von Tagestouristen verlassenen Ort, der nun direkt magisch wirkte. Von dem kleinen
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