Julia Extra Band 0315
standen.
„Warum bist du nicht direkt mit dem Jeep zum Flughafen gekommen?“, fragte Grace.
„Weil ich nicht wusste, ob wir diese Fahrt überhaupt machen. Ich wusste ja nicht, warum du den Palast verlassen hast. Nach den unüberlegten und gemeinen Dingen, die ich dir gesagt habe, war ich unsicher, wie wütend du auf mich bist.“
Es war das erste Zeichen von Unsicherheit, das sie je bei ihrem Scheich erlebte, und es rührte sie zutiefst an. „Zuerst war ich wahnsinnig wütend, aber dann wurde mir klar, dass du die Worte im Zorn gesagt hast. Und jetzt weiß ich sicher, dass du mich willst. Das ist mir sehr wichtig.“
„Das sollte es auch sein. Denn es ist die reine Wahrheit.“
„Gut.“ Nachdenklich betrachtete sie den Jeep. „Deine Mutter sollte nichts von diesem Trip in die Wüste erfahren, darum bist du mit dem Jaguar zum Flughafen gekommen. Manchmal kannst du richtig listig sein.“
„Nur mit den besten Absichten.“
Sobald sie unterwegs waren, fragte Grace: „Wohin fahren wir?“
Er stieß einen gequälten Seufzer aus. „Du mit deinen ständigen Fragen.“
„Das wird sich wohl auch nicht ändern.“ Auf seinen fragenden Seitenblick hin erklärte sie es ihm: „Du hast doch selbst gesagt, dass ich mich nicht verändert habe, sondern nur endlich mein wahres Ich zeige.“
„Und es steht dir hervorragend. Dennoch ist es eine Veränderung. Die Bereitschaft, gesehen zu werden, ist neu an dir. Und es gefällt mir.“
„Ich glaube, die ersten Schritte, um aus dem Hintergrund hervorzukommen, habe ich getan, als ich deine Assistentin wurde. Du ziehst dich ganz sicher nicht in den Hintergrund zurück.“
„Und da du immer an meiner Seite bist, kannst du es auch nicht tun“, nickte er.
„Nein, die Leute müssen mich wahrnehmen, weil sie über mich an dich herankommen.“
„Oder mich übergehen können.“
„Manchmal, ja.“
„Doch dann müssen sie schnell feststellen, dass das nur möglich ist, wenn wir beide es zulassen.“
Sie lächelten einander an. „Genau.“
„Wir sind ein gutes Team, Gracey.“
Das hoffte sie auch, obwohl sie wusste, dass sie beide im Moment noch verschiedene Vorstellungen über das Team hatten. Grace würde versuchen, Amir von ihrer Sichtweise zu überzeugen.
10. KAPITEL
„Also, wohin fahren wir nun, Teamkamerad ?“, fragte Grace.
Amir lachte leise. „Du kannst wirklich hartnäckig sein.“
„Eine meiner besseren Eigenschaften. Also, wohin?“
„In die Wüste. Wie du sehen kannst.“ Noch während er das sagte, bog er von der asphaltierten Straße auf eine sandige Piste ab.
„Wohin genau in der Wüste?“
„An einen Ort, wo wir nicht befürchten müssen, dass meine Familie uns stören wird.“
„Also wird das eine Art Rendezvous? Hier in Zorha?“
„Für meine Familie sind wir auf Geschäftsreise. Das erregt kein Misstrauen, schließlich bist du meine Assistentin. Da stellt niemand Fragen.“
„Du hast deinen Vater angelogen?“, fragte sie schockiert – und auch ein bisschen begeistert.
„Nein, natürlich nicht. Ich habe ihn nur seine eigenen Schlüsse ziehen lassen.“
„Die falschen, die du dann nicht berichtigt hast.“
„Er hat mich nicht direkt gefragt und dann meinen Bruder darüber informiert, dass ich nach Mutters und deiner Rückkehr für die nächsten drei Tage nicht im Palast sein werde.“
„Drei Tage?“ Volle drei Tage nur sie beide allein? „Aber sie werden es sicher herausfinden.“
„Möglich.“
„Und das macht dir nichts aus?“
„Würde es dir denn etwas ausmachen?“, antwortete er mit einer Gegenfrage.
„Nein, das nicht. Aber sollte es herauskommen, wird dein Vater schrecklich wütend auf dich sein.“
„Weil du unschuldig bist und unter dem Schutz meiner Familie stehst?“
„So altmodisch ich diese Einstellung auch finde … ja.“
„Mag sein. Aber das Risiko ist es mir wert.“
„Wir könnten warten, bis wir wieder in New York sind.“
„Ich will nicht länger warten.“
Das wollte Grace auch nicht. Aber sie wollte auch nicht, dass er von seinen empörten Eltern zu einer Ehe mit ihr gezwungen wurde. „Ich weiß wirklich nicht, ob das eine so gute Idee ist.“
Der Hummer stoppte abrupt, mitten im Nichts, umgeben nur von Sand und endloser Weite. Amir kletterte auf den Rücksitz. „Komm her“, rief er sie leise.
Sie starrte ihn an und kam sich vor wie das Kaninchen, das vor der Schlange hockte. „Ich … äh …“
Auffordernd streckte er seine Hand nach ihr aus. „Komm her,
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