Julia Extra Band 0315
hätte sie Amir ihren Aufenthaltsort früher verraten, hätten sie sich nur wieder gestritten.
„Die Reise war notwendig“, erklärte sie knapp.
„Behauptest du. Wenn sie notwendig war, warum war ich dann nicht dabei?“
„Es hatte nichts mit Arbeit zu tun.“
„Ah, sind wir wieder bei den ‚persönlichen Gründen‘, ja? Meine Mutter verdient also dein Vertrauen, aber ich nicht?“ Er wirkte jeder Zoll wie der einschüchternde Wüstenscheich.
Konnte er sich denn nicht denken, warum sie mit seiner Mutter unterwegs gewesen war? „Ich glaube nicht, dass dir ein Marathoneinkaufsbummel und stundenlanges Warten im Schönheitssalon zugesagt hätten. Du gehst ja nicht einmal für deine Geliebten einkaufen. Das muss ich übernehmen.“
„Du warst einkaufen? Zwei Tage lang?“, fragte er gefährlich leise. „Während ich hier sitze und mich fragen muss, ob du zu mir zurückkommst, gehst du einkaufen? Und was genau hast du eingekauft?“
„Fällt dir denn nichts auf?“ Sie konnte es nicht fassen.
Mit zusammengekniffenen Augen musterte er sie von Kopf bis Fuß. „Neue Frisur, Make-up und Kleidung, die nicht in die Kategorie unauffällige Arbeitskleidung fällt … Was hat das zu bedeuten?“
„Zu bedeuten?“, hauchte Grace schwach, während sie die Limousine mit Adara und den beiden Leibwächtern davonfahren sah. Jetzt war sie allein mit einem unberechenbaren Wahnsinnigen – zumindest mehr oder weniger. Die Flugzeugcrew war schließlich noch da. Aber die saß an Bord. Hier draußen auf der Landebahn stand sie allein mit einem wütenden Scheich, der wirklich bizarre Fragen stellte.
„Tust du das wegen Jerry? Hoffst du darauf, dass er mehr für dich wird als nur dein neuer Arbeitgeber?“
„Zum letzten Mal, ich werde nicht für Jerry arbeiten!“, schrie sie ihn an.
Er zuckte nicht einmal mit einer Wimper, sondern zeigte nur auf sie. „Warum dann das Ganze?“
„Ich habe es für mich selbst getan. Kannst du das nicht begreifen?“
„Natürlich begreife ich es. Aber warum ausgerechnet jetzt, wo es diese ungelösten Fragen zwischen uns gibt?“
Hielt er ihr wasserfestes Kündigungsschreiben etwa für eine ungelöste Frage? „Ich brauchte eine Pause. Du brauchtest auch eine Pause.“
„Ich brauche keine Pause, ich brauche dich.“ Er presste die Lippen zusammen, als würde er die Worte am liebsten wieder zurücknehmen.
„Ja, du hast mir auch gefehlt“, erwiderte sie leise. Der größte Teil ihres Ärgers über Amir hatte sich bereits gelegt, und sein Geständnis ließ auch noch den Rest schwinden.
„Ich hätte dich begleiten können.“
„Du hattest Meetings.“
„Und du meinst, die hätten mir ohne dich Spaß gemacht?“
Jetzt musste sie lachen. „Du kommst tatsächlich nicht ohne mich aus, was?“
„Tu nicht so überlegen, das passt nicht zu dir.“
„Ich werde niemandem etwas davon verraten. Dein Geheimnis ist sicher bei mir.“
„Glaube ja nicht, dass ich dir schon vergeben habe.“
„Wie lange wird es wohl dauern, bis deine Wut verraucht ist? Vielleicht sollte ich so lange wieder nach Griechenland zurückfliegen.“
„Du wirst mich nicht wieder allein lassen.“ Das meinte er todernst.
„In den Palast kann ich aber auch nicht zurück, wenn du nicht endlich aus dem Weg gehst.“
„Ich gedenke, eng an deiner Seite zu bleiben, sonst verschwindest du wieder.“
„Tu, was du für nötig hältst.“ Grundgütiger, war das wirklich sie, die da mit Amir flirtete? Wow!
„Das werde ich auch, darauf kannst du dich verlassen.“ Sein Versprechen jagte ihr einen prickelnden Schauer über den Rücken. Er bot ihr seinen Arm. „Komm.“
Selbst durch die Stofflagen seiner Wüstenrobe spürte Grace die Hitze seiner Haut. „Vielleicht sollte ich dich darauf aufmerksam machen, dass die Limousine schon lange abgefahren ist“, bemerkte sie.
„Ich bin mit meinem Wagen hier.“
Am Rand der Fahrbahn entdeckte sie den klassischen Jaguar. „Oh, ich liebe dieses Auto. Danke, dass du damit gekommen bist.“
„Das habe ich nicht getan, um dir eine Freude zu machen, sondern weil ich in Ruhe mit dir streiten wollte, ohne gestört zu werden.“
Wieder lachte sie. „Und jetzt?“
„Du bist wieder hier. Der Drang, mir laut brüllend auf die Brust zu trommeln, hat sich gelegt.“
„Du siehst mich wirklich als dein Eigentum an, nicht wahr?“ War ihm denn nicht klar, wie viel das über ihn verriet?
„Das sagte ich bereits.“
„Amir, ich bin deine Assistentin, nicht deine
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