Julia Extra Band 0316
hatte, würde nicht so einfach zu allem Ja und Amen sagen. Sie hatte endlich gelernt, sich nicht unterbuttern zu lassen.
Und es steckte noch mehr dahinter. Noch nie hatte sie für einen Mann so empfunden wie für Cameron. Bisher war sie darauf aus gewesen, den Männern zu beweisen, sie wäre es wert, dass man sich ihretwegen Mühe gab. Andersherum hatte sie sich die Frage nie gestellt: waren die Männer all die Mühe wert gewesen, die Alice in sie investiert hatte?
Sie hatte immer von einem Mann geträumt, der sie lieben würde, und sich im konkreten Fall viel zu selten gefragt, ob er überhaupt fähig war zu lieben.
Bei Cameron musste sie es wissen.
Wenn sie für ihn auch nur eine Lückenbüßerin war und er ihr eines Tages mit diesem zerknirschten Lächeln gestehen würde, er habe eine andere gefunden, dann würde sie das nicht verkraften.
Davor musste sie sich schützen.
„Cameron, wir können nicht zusammen sein. Wir leben in völlig verschiedenen Welten“, argumentierte Alice.
„Unsinn! Dein Bruder hätte beinah meine Stiefschwester geheiratet, und deine Eltern bekommen noch immer Weihnachtskarten von meiner Mutter“, konterte Cameron.
Sie musste es anders versuchen.
Eine halbe Stunde später bemühte sie sich noch immer, ihn zu überzeugen, dass sie nicht zusammenpassten, aber er machte jedes ihrer Argumente zunichte. Beide verloren immer mehr die Nerven, aber keiner wollte nachgeben.
Schließlich war Alice so erschöpft, dass sie am liebsten den Kopf auf den Tisch gelegt und geheult hätte. Da schoss ihr Adrenalin durch die Adern und verlieh ihr neuen Kampfgeist.
Cameron hatte Alice noch nie wütend gesehen. Aufgebracht und gereizt ja, aber nicht so glühend vor Zorn wie jetzt, als sie in ihrer schäbigen kleinen Küche hin und her ging.
Das hier lief wirklich nicht nach Plan. Er hatte Alice beschwichtigen wollen und sie zur Einsicht bringen, aber bei jedem Wort, das er sagte, war sie nur abweisender und sturer geworden.
„Sag es mir in ganz einfachen Worten“, bat er. „Wieso stimmst du nicht mal einem einzigen kleinen Date zu? Das verstehe ich nicht!“
„Kein Wunder. Ich habe Neuigkeiten für dich, Cameron Hunter: Manches kann man nicht kaufen – und ich zähle dazu.“
„Aber ich will doch gar nicht …“
„Und was ist all das?“, unterbrach sie ihn und wies auf das Frühstück, das beide nicht angerührt hatten. „Oder das Kleid? Du glaubst, du brauchst nur mit den Fingern zu schnippen, und schon fällt dir alles in den Schoß. Aber ich werde dir nicht gehören, nur weil du spontan beschlossen hast, dass du mich möchtest.“
Sah sie ihn wirklich in so schlechtem Licht? Oder war sie nur verzweifelt?
Sie stand dicht vor ihm, und er zog sie sanft an sich. Lange standen sie so da, und er spürte ihren warmen Atem auf der Haut. Als er merkte, dass sie sich etwas entspannt hatte, hob er ihr Kinn an und sah ihr in die Augen.
„Ich dachte, du würdest mich kennen, Alice“, sagte Cameron leise.
„Das tue ich ja!“ Eine große Träne rollte ihr über die Wange.
Plötzlich stürzten alle Schutzmauern ein, die er um sich errichtet hatte, und er fühlte sich so schutzlos ausgeliefert wie an dem Tag, als die anderen Jungen ihn zum ersten Mal verprügelt hatten.
„Das alles ist so neu für mich“, flüsterte er endlich rau. „Normalerweise laufe ich Frauen nicht nach und bettele. Aber hier bin ich an einem nasskalten Novembermorgen bei dir und flehe dich an, mir eine Chance zu geben.“
„Du weißt nicht, wie schwer mir das jetzt fällt, aber …“, sie biss sich kurz auf die Lippe, „ich bin ein normales Mädchen und zu mir passt nur ein ganz gewöhnlicher junger Mann. Und das bist du nun wirklich nicht. Du willst immer das Beste – von allem. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich das für dich sein kann. Ja, gut, vielleicht zwei, drei Monate kannst du dir möglicherweise einbilden, dass …“
Er wollte sie unterbrechen, aber sie legte ihm einen Finger auf die Lippen.
„Und selbst wenn ich dir gut genug bin, glaube ich, fürchte ich … dass du nicht der Beste für mich bist. Ich glaube, du bist noch nicht bereit für eine echte Beziehung, Cameron. Ich glaube nicht, dass du mir geben kannst, was ich brauche.“ Nun weinte sie heftig. „Ich würde mich so gern irren, aber ich fürchte, ich habe recht.“
Wieder wollte er etwas einwerfen, und wieder ließ sie ihn nicht zu Wort kommen.
„Ich weiß, du bist dabei, zu lernen und dich zu verändern, du bist dabei,
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