Julia Extra Band 0316
dunklem, glänzendem Material war.
Als sie sich langsam der Vitrine näherte, gingen die Scheinwerfer an, wurden immer heller … und schließlich war kein Zweifel mehr möglich.
Es war ihr Ballkleid! Das bewies die Plakette, auf der sie, Alice Morton, als Spenderin genannt wurde. Daneben standen ihre herrlichen Schuhe mit den glasklaren Absätzen, so gut wie neu. Wenn sie nicht selbst den linken Absatz abgebrochen hätte, wäre sie nie auf die Idee gekommen, er wäre jemals kaputt gewesen.
Plötzlich hielt Alice die Luft an. Hier war doch noch jemand im Raum! Das spürte sie. Und es konnte nur einer sein.
Cameron!
Er stand hinter ihr, wie sie an seinem Spiegelbild im Glas erkannte.
Langsam wandte sie sich um. In seinen Augen entdeckte sie den Blick, von dem sie geträumt hatte. Er sah sie an, als meinte er es wirklich ernst. Und er war gekleidet, so wie sie sich von früher an ihn erinnerte. Er trug keinen seiner Anzüge, sondern Jeans und ein Sweatshirt.
Alice atmete tief durch. Ja, Cameron hatte sich verändert. Er hatte sozusagen seine Rüstung abgelegt und wirkte nun jünger und verletzlicher. Gleichzeitig schien er keine Angst mehr zu haben, Gefühle zu zeigen.
Sein Ausdruck sagte ihr, was sie wissen wollte, und doch kaum zu glauben wagte.
„Du hast mir gesagt, du wolltest einen ganz gewöhnlichen Mann“, begann Cameron. „Und das bin ich.“
Sie schüttelte den Kopf. Nein, er war und blieb ein ganz besonderer Mann! Ihr Cameron. Ihr Traummann.
Richtig, er war kein Übermensch, kein Superman, nur ein Mensch mit Fehlern, Mängeln und Ängsten wie alle anderen.
Doch sie liebte ihn von ganzem Herzen. So wie er war.
Das konnte er anscheinend in ihren Augen lesen, denn er kam näher und ließ die Hände über ihre nackten Arme gleiten.
„Du bist nicht perfekt“, stellte er leise fest und begann zu lächeln.
„Das ist aber nicht sehr romantisch!“, empörte sie sich.
„Ich will dich nicht perfekt, Alice.“ Er küsste sie sanft auf die Stirn. „Ich will, dass du ganz du selbst bist. Ich bin schließlich auch nicht perfekt – aber das kann ich endlich akzeptieren.“
Alice legte ihm die Arme um den Rücken und zog ihn näher zu sich. „Mir ist egal, ob du perfekt bist oder nicht, Cameron. Nur hör endlich auf zu reden und küss mich!“
Es gefiel ihr sehr gut, dass der machtgewohnte Cameron Hunter endlich einmal tat, was man ihm sagte.
Nach einer ganzen Weile hob Alice den Kopf. „Es tut mir leid, dass ich dich weggeschickt habe“, erklärte sie aufrichtig. „Nur, ich konnte nicht glauben, dass von allen Männern ausgerechnet du mich behalten wolltest, obwohl alle anderen mir doch den Laufpass gegeben hatten, weil ich ihnen nicht gut genug war.“
„Oh, ich habe vor, dich sehr lange zu behalten, Liebste! Vorausgesetzt du versprichst mir, auch mich zu behalten. Du bist das Beste in meinem Leben, weil du von mir das Beste forderst. Und dazu gehören meine Gefühle, vor denen ich bisher immer Angst hatte.“
„Du brauchst dich nicht …“
Aber er ließ sie nicht weitersprechen. „Ich will dich bei mir haben, weil ich dich liebe. Ich liebe dich so, wie du mich liebst: mit allen Fehlern, in guten wie in schlechten Tagen, für immer.“
Er neigte sich vor und küsste sie so innig, dass sie zu schweben glaubte, und zwar direkt in den siebenten Himmel hinein. Endlich gab auch sie alle Bedenken, alle Hemmungen auf und legte all ihre Gefühle in diesen einen Kuss.
Es war, als besiegelten sie mit ihm ihre Versprechen.
Schließlich holte Alice tief Luft und neigte sich etwas zurück. Ihr war ziemlich schwindlig – vor lauter Glück.
„Danke, dass du meine Schuhe gerettet hast“, sagte sie und warf nur kurz, ganz kurz einen Blick auf die Vitrine. „Sie sehen aus, als würde es ihnen hier gefallen. Dem einundzwanzigsten Jahrhundert wären sie nicht gewachsen gewesen, da sind sie hier viel besser aufgehoben.“
„Und was ist mit dem Kleid?“, erkundigte Cameron sich. „Möchtest du es zurück?“
„Nein.“ Sie küsste ihn auf den Hals, wo sein Puls pochte, und freute sich, wie er vor Verlangen erschauerte.
„Das ist gut!“ Er lächelte breit. „Ich wollte dir ein anderes Kleid schenken. Egal ob alt, neu, lang oder kurz … aber es gibt eine Bedingung.“
„Fängst du schon wieder damit an, wie Cameron Hunter, der Boss, zu reden?“
„Natürlich“, antwortete er mit einem Anflug der früheren Arroganz und Selbstsicherheit. „Du würdest mich gar nicht anders haben
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