Julia Extra Band 0316
war er der perfekte Rahmen für seine eindrucksvolle arrogante Stimme.
Und als gäbe es nicht schon genug Perfektion in seinem Leben, zeigte das Bild ihn auch noch mit einem blonden Mädchen im Arm, das eher wie eine Puppe und nicht wie ein lebendiger, atmender Mensch aussah.
Es wird schon werden, versuchte Katie sich Mut zu machen und richtete sich kerzengerade auf. Ich kann das! Dieser Trip nach Rom ist eine reine Geschäftsreise, und nichts könnte mich davon abhalten.
„Ich möchte Ihnen eine Frage stellen, Signorina Bannister.“
„Ja?“ Unwillkürlich umklammerte sie den Hörer etwas fester, während sie weiterhin auf das makellose Antlitz von Ruggieros Begleiterin starrte.
„Warum Sie?“, erkundigte er sich knapp.
Der Playboy war verschwunden, stattdessen wollte ein erfolgreicher Unternehmer wissen, warum man ihm eine junge, unerfahrene Anwältin zur Lösung seines Falls schickte.
Der Grund war ihr fließendes Italienisch, das sie ihrer Opernausbildung verdankte. Jedenfalls nahm Katie an, dass man sie deshalb ausgewählt hatte. Außerdem war sie unscheinbar, bescheiden und ungebunden und hatte als Neuzugang in der Sozietät ohnehin nichts zu sagen, soweit es um die Arbeitsverteilung ging.
Aber das wollte sie nicht unbedingt nach außen kehren. „Ich bin die einzige Anwältin unserer Kanzlei, die so kurzfristig nach Rom fliegen kann.“
„Sie sind also nicht so erfolgreich und eingebunden?“
„Signor Ruggiero …“
„Piano, piano, bella!“
Ich soll mich beruhigen, dachte sie und spürte, dass sein sexy Tonfall tatsächlich eine besänftigende Wirkung auf sie ausübte. Allein schon die italienische Sprache klang wie Musik in ihren Ohren. So stellte sie sich den perfekten Liebhaber vor …
„Schön“, schloss Ruggiero, „dann sehen wir uns morgen in Rom.“
Es fiel ihm erschreckend leicht, Katie um den Finger zu wickeln. Einen Moment lang war er streng und fordernd, im nächsten faszinierte er sie mit Witz und Charme. Und natürlich lag er richtig mit seinen Vorbehalten hinsichtlich ihrer beruflichen Qualifikation. Sie war keine gute Anwältin und würde auch nie eine gute werden – dazu fehlten ihr der Biss und die Hingabe für die Juristerei.
Manchmal fragte Katie sich, ob sich die Leidenschaft, mit der sie Opernsängerin hatte werden wollen, überhaupt auf ein anderes professionelles Feld übertragen ließ. Im Augenblick hatte sie wenigstens einen guten Job, bei dem sie im Hintergrund agieren konnte – und das passte ihr ausgesprochen gut.
Inzwischen dachte sie an nichts weiter als an die harte, wirtschaftliche Realität. In der Kanzlei spekulierten die Angestellten bereits über Entlassungen, und der Trip nach Rom würde Katies Position definitiv verbessern. Trotzdem kostete es sie eine furchtbare Überwindung, sich dem berühmten Multimilliardär Rigo Ruggiero in ihren Kaufhausklamotten und ihrem unübersehbaren Kleinstadtgehabe zu präsentieren. Leider blieb ihr keine andere Wahl.
„Ich werde dann den Flug buchen“, sagte sie mehr zu sich selbst.
„Das würde ich empfehlen“, bemerkte er trocken. „Mailen Sie mir die Einzelheiten, und ich sorge dafür, dass Sie am Fiumicino Airport abgeholt werden.“
„Das ist sehr …“
Fassungslos starrte sie auf den toten Hörer in ihren Händen. Wie ausgesprochen rüde, einfach aufzulegen! Oder sollte sie es eher als Herausforderung betrachten?
Als die anderen Frauen in der Kanzlei behaupteten, sie hätte genügend verstecktes Feuer in sich, um diesen berüchtigten Eigenbrötler von Playboy im Handumdrehen in die Tasche zu stecken, hatte Katie nur gelacht und müde abgewinkt. Vielleicht war das früher einmal der Fall gewesen. Außerdem hatten ihre Kolleginnen nicht persönlich mit ihm gesprochen und sich lediglich ein Bild aus der Presse gemacht.
Dieser Kerl war kaltblütig und herzlos genug, um den Tod eines nahen Verwandten teilnahmslos hinzunehmen. Und er beendete ein Gespräch ohne das geringste Gebot der Höflichkeit! Rigo Ruggiero war ein arrogantes Monster, und je eher sie ihren Auftrag für ihn erfüllte, desto besser. Es beunruhigte Katie allerdings, dass er eine gewisse Wirkung auf sie ausübte …
Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, lehnte Rigo sich auf seinem Stuhl zurück. Obwohl Katie Bannister mit ihm über einen Mann sprechen wollte, von dem er nie wieder zu hören gehofft hatte, brachte die junge Anwältin ihn zum Schmunzeln. Ihm gefiel ihre Stimme. Sie war jung, sie klang heiser und damit einfach
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