Julia Extra Band 0316
sexy. Und intelligent. Sofort hatte er im Geiste ein Bild vor Augen.
Sein Stiefbruder hatte ihn also in seinem Testament bedacht. Womit? Mit einem Kelch vergiftetem Wein? Mit Anteilen an einem Verbrechersyndikat?
Rigo sprang auf und lief unruhig in seinem Büro umher. Warum sollte ihm ein Mann, der ihm Zeit seines Lebens nichts als Hass und Abscheu entgegengebracht hatte, irgendetwas hinterlassen? Und was waren das für persönliche Einflechtungen, die es erforderlich machten, dass eine englische Anwältin dafür extra nach Rom fliegen musste?
Er wusste, dass Carlo einige Jahre in Nordengland gewohnt hatte. Aber falls es etwas von Wert zu erben gab, so war es mit Sicherheit Diebesgut oder Hehlerware. Es musste sich um etwas handeln, mit dem Carlo seinen Stiefbruder auch noch nach seinem Tod kompromittieren konnte.
Als Rigo vierzehn Jahre alt war, heiratete sein Vater ein zweites Mal. Mit siebzehn verließ Rigo sein Elternhaus für immer. Bis dahin hatte er viele von Carlos grausamen Streichen und Intrigen über sich ergehen lassen müssen. Sein Elternhaus stand ihm nicht länger offen, da er die Liebe seines Vaters verloren hatte. Also ging Rigo nach Rom und verwirklichte seine Träume. Seitdem hatte er nichts mehr persönlich von Carlo gehört – der sieben Jahre älter gewesen war als er.
Im Grunde verdankte er seinem Stiefbruder enorm viel, dachte Rigo, während er durch die deckenhohen Panoramafenster auf die Stadt hinuntersah. Immerhin lebte er in einem exklusiven Stadtteil, und dieses Penthouse war nur eine seiner zahlreichen Immobilien. Das Landleben all die Jahre zuvor hinter sich zu lassen, hatte ihm Erfolg und Reichtum gebracht.
Und wieder dachte er an dieses Mädchen aus England, das er morgen irgendwie in seinen Tagesplan einbauen musste. Seufzend überflog er den Kalender. Gerade erst hatte er die letzte einer ganzen Serie unfähiger Privatsekretärinnen gefeuert – und einen adäquaten Ersatz zu finden, stellte sich als außerordentlich schwierig heraus.
Wenn Signorina Bannister nur halb so fesselnd war, wie ihre Stimme versprach, würde er mit Freuden den gesamten morgigen Tag für sie freimachen.
An Katie nagten Zweifel, ob sie für diesen Auftrag überhaupt geeignet war. Die Kanzlei hätte eher jemanden mit Biss und einem gewissen stilvollen Auftreten nach Rom schicken sollen. Jemanden, der kultiviert war und sinnbildlich die gleiche Sprache wie Rigo Ruggiero sprach. Trotz zwei neuer Strumpfhosen und einer noch unbenutzten weißen Bluse gab ihre Garderobe nichts her, das einem Besuch bei einem italienischen Multimilliardär angemessen wäre.
Um sich zu sammeln, atmete Katie ein paarmal tief durch. Wenn sie ohnehin keine Gelegenheit hatte, sich auf diese Weise zu behaupten, sollte sie es gar nicht erst versuchen. Sie war einfach eine kompetente junge Anwältin aus Nordengland, und das bedeutete, ein braunes Kostüm mit dazu passenden, halbhohen Schuhen passte als Outfit vollkommen.
Dies ist schließlich kein Privaturlaub, überlegte Katie, packte aber trotzdem noch ein Paar bequeme Jeans und ein Sweatshirt in ihre Tasche. Zwar sah der straffe Zeitplan keine Freizeit vor, aber falls sich doch eine Gelegenheit ergeben sollte, hätte sie zu diesem Zweck etwas anzuziehen.
Alles ist braun, stellte sie fest, als sie ihr kleines Häuschen verließ. Selbst meine Reisetasche. Ein Leben im Schatten ist das Eine, aber wann ist die Farbe aus meinem Dasein gewichen? Gleichzeitig mit der Musik?
Energisch schob sie ihr Kinn vor und beschloss, das Beste aus ihrem Kurztrip herauszuholen. Immerhin traf sie einen der aufregendsten Männer der Gegenwart, und das im wunderschönen Rom. Natürlich würde sie kein Teil von Rigo Ruggieros Leben sein, aber für wenige Stunden durfte sie ihn als beeindruckter Beobachter aus der Nähe betrachten. So könnte sie anschließend zumindest den Mädels im Büro ihre Kaffeepausen mit Einzelheiten über den Milliardär der Träume versüßen.
Signor Ruggiero hatte gelogen. Schützend klammerte Katie sich an ihre Reisetasche und sah verwirrt auf den stark bevölkerten Bürgersteig vor dem Fiumicino Airport . Die Sonne brannte heiß auf sie hinunter, und jeder um sie herum schien zu wissen, wohin er gehen musste. Nur Katie wurde von niemandem erwartet und hatte im ersten Moment keine Ahnung, was sie tun sollte.
Warum habe ich mich nicht gleich selbst um alles gekümmert, ärgerte sie sich und kramte die Adresse aus ihren Unterlagen heraus, unter der sie Rigo Ruggiero
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