Julia Extra Band 0318
eigenen Freunde, reiste Hals über Kopf nach Griechenland und nun noch dieser Ausbruch. Zu allem Überfluss versuchte er auch noch, Eve einzureden, sie wäre diejenige mit einem Problem.
Fassungslos verbiss sie sich einen wütenden Kommentar, atmete ein paar Mal tief durch und versuchte, die Lage aus seiner Perspektive zu betrachten. Allerdings stellte sie schnell fest, dass sie Talos absolut nicht verstehen konnte. Aber sie war jetzt seine Frau, und Eve wollte ihre Hochzeitsreise nicht gleich mit einer hässlichen Auseinandersetzung beginnen.
Andererseits war sie nicht sein Fußabtreter, und je früher er das begriff, desto besser.
„Natürlich verstehe ich, dass du arbeiten musst.“ Nach Kräften bemühte sie sich um einen gelassenen Tonfall. „Nur erklärt das nicht, warum du dich mir gegenüber den ganzen Abend so abweisend verhältst. Oder warum du Hals über Kopf aus der Toskana abreisen wolltest. Deine Freunde haben sich alle Mühe gegeben, uns fürstlich zu bewirten, da hätten wir zumindest noch eine Nacht bei ihnen bleiben können, anstatt sie vor den Kopf zu stoßen.“
„Ich hatte kein Interesse daran“, erwiderte er knapp.
Wie ein Häufchen Elend versank Eve etwas tiefer in ihrem zerknüllten Brautkleid und ließ die Schultern hängen. Vergessen waren die Schmetterlinge, die ihr noch wenige Stunden zuvor in der Magengegend herumgeflattert waren. Stattdessen verspürte sie dort ein schmerzhaftes Ziehen und bekam einen bitteren Geschmack im Mund. Dabei hatte sie sich unheimlich darauf gefreut, mit ihm die körperliche Liebe neu zu entdecken.
Aber offensichtlich hatte er auch daran kein Interesse mehr.
„Warum stößt du mich so vor den Kopf?“, flüsterte sie. „Bereust du es etwa schon, mit mir vor den Altar getreten zu sein?“
Anstelle einer direkten Antwort betrachtete Talos sie eine Weile und räusperte sich dann. „Wir sind bald zu Hause.“
„Warum benimmst du dich plötzlich, als würdest du mich hassen?“
„Das werde ich nicht hier und jetzt mir dir diskutieren, Eve.“
„Wann dann?“
Sein Handy klingelte, und Talos zerrte es eilig aus der Tasche hervor. „Du wirst schon bald klarer sehen“, versprach er düster und nahm das Gespräch an. „Xenakis?“
Dann redete er auf Griechisch weiter, und Eve betrachtete stumm den Brillantring an ihrem Finger. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch und dachte an ihr Baby.
Ich hätte Talos doch nie meine Jungfräulichkeit geschenkt, wenn keine Liebe im Spiel gewesen wäre, dachte sie.
Aber dann fragte eine unangenehme Stimme in ihrem Hinterkopf, woher Eve eigentlich wüsste, was für ein Mensch sie vor ihrem Unfall gewesen war …
Energisch brachte Eve diese Stimme zum Schweigen und verwarf die Zweifel. Doch ein wenig Angst blieb und fraß sich ihren Weg durch Eves Seele und vergiftete ihre Gedanken.
Eve hatte Talos nicht so kurzfristig heiraten wollen, aber er drängte sie, überredete sie, behandelte sie wie eine Königin … Bis jetzt. Als sie sich auf der Brücke in Venedig geküsst hatten, waren alle Bedenken von Eve zerstreut worden. Seine Umarmung hatte ihr jegliche Kraft für Widerstand geraubt. Sie war nur noch fähig gewesen, sich seinem Willen zu beugen.
Mittlerweile schien es, als würde es keine weiteren Küsse geben. Hatte sie mit dieser Ehe einen schrecklichen Fehler begangen? Was führte Talos wirklich im Schilde?
Aus reiner Liebe hatte er nicht auf diese Hochzeit gedrängt, soviel stand wohl fest.
Der Bentley hielt vor einem imposanten mehrstöckigen Gebäude in der Innenstadt. Ohne sich auch nur einmal umzusehen, stieg Talos aus und überließ es dem Chauffeur, seiner Braut aus dem Wagen zu helfen.
Als Eve auf dem Bürgersteig stand, konnte sie in einiger Entfernung die aufwendig beleuchtete Akropolis sehen. Und sie fuhr heftig zusammen, weil Talos direkt neben ihrem Ohr das Wort ergriff.
„Schön, nicht wahr?“
Überrascht drehte sie sich zu ihm um und erschrak über sein grausames Lächeln. „Ja“, sagte sie mit erstickter Stimme.
Die Angestellten kümmerten sich um das Gepäck, und Talos trat noch etwas dichter an Eve heran. „Du wirst den Ausblick vom Penthouse aus lieben.“
Ein Schauer jagte über ihren Rücken.
„Genau dort hast du dich mir zum ersten Mal hingegeben“, hauchte er in ihr Ohr. „Vier Wochen lang haben wir das Bett so gut wie gar nicht mehr verlassen.“
Dann ließ er Eve stehen und trat einen Schritt zurück. Sie ärgerte sich darüber, dass sie sich so leicht von ihm
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