Julia Extra Band 0319
älter, als sie mich geheiratet hat.“
„Zwei Jahre können einen großen Unterschied machen. Mit zwanzig wusste ich längst, dass es ein Fehler war, einer Heirat mit Dimitri zuzustimmen.“
„Du hast nie etwas gesagt.“
„Du hast es nie wieder erwähnt.“
„Wir wollten warten, bis du dein Studium abgeschlossen hast.“
„Wozu? Es war offensichtlich nie vorgesehen, dass ich etwas damit anfange.“
„Sprich nicht in diesem Ton mit mir.“ Aristoteles Leonides stand auf und schritt langsam zum Fenster. Im Gegensatz zu seiner sonst fast militärischen Haltung wirkte er mit seinen hängenden Schultern heute fast gebeugt. „Die Sache ist auch so schon schwierig genug für mich. Ohne dass meine einzige Tochter sich gegen mich wendet.“
„Ich wende mich nicht gegen dich.“
Als er sich umdrehte, war sein Gesicht blass, und er sah sie fast flehend an. „Du hältst also dein Versprechen?“
Sie wollte es ja halten. Und hätte es diesen Kuss nicht gegeben, hätte sie jetzt nachgegeben. Doch mit dem Kuss hatte sich plötzlich die Möglichkeit vor ihr aufgetan, dass ihr innigster Wunsch sich erfüllte. „Ich möchte mit Spiros reden.“
„Du kannst jederzeit mit ihm reden. Er ist dein Freund und dein Held. Aber es ist Dimitri, den du lieben lernen musst, Phoebe.“
„Und wenn ich das nicht kann?“
„Du musst.“
Sie hatte nicht den Mut, ihrem Vater ihre Liebe zu Spiros zu gestehen. Ebenso wie Spiros würde Aristoteles es als Verrat betrachten. Doch das war es nicht. Von Anfang an hätte sie niemand zu diesem Eheversprechen drängen dürfen.
Ihr Zukünftiger scherte sich nicht um sie. Er konnte sie unmöglich heiraten wollen. Dimitri war nicht der Richtige für sie. Und sie war nicht die Richtige für ihn . An ihrer Liebe zu seinem Bruder war nichts verwerflich.
Sie musste so schnell wie möglich mit Spiros reden. Er würde ihr helfen. Er musste ihr helfen. Sie stand auf und durchquerte eilig das Büro.
„Phoebe?“, fragte ihr Vater, als sie an der Tür war.
Ohne sich umzudrehen, legte sie die Hand an die Klinke. „Ja?“
„Das Geld kommt nicht von Theo … Es kommt von Dimitri.“
Sie wirbelte herum und starrte ihren Vater an. „Von Dimitri? Aber du hast doch gesagt, es kommt von Onkel Theo.“
„Es ist besser so.“
„Für wen?“ Besaß Spiros überhaupt so viel Geld? Würde sein Bruder es ihm leihen?
Und wenn schon alles arrangiert war, hatte Dimitri dann der Hochzeit bereits zugestimmt? Und wenn ja, warum?
Vielleicht war Spiros nicht der Einzige, mit dem sie reden musste.
„Ich muss los“, stieß sie verzweifelt hervor.
„Was hast du vor?“, fragte ihr Vater, der nicht weniger verzweifelt schien.
Sie antwortete nicht. Sie konnte nicht antworten, weil sie selbst nicht genau wusste, was sie vorhatte. Am liebsten hätte sie gesagt, dass sie Spiros heiraten würde und dass dann alles gut würde. Doch davon war sie selbst nicht überzeugt.
Phoebe schluckte. Sie fürchtete, dass Spiros es nicht wagen würde zu widersprechen, wenn sein Bruder darauf bestand, dass sie ihr vier Jahre altes Versprechen einlöste.
„Phoebe?“, flehte ihr Vater.
Doch sie schüttelte nur den Kopf und ließ ihren Vater zum ersten Mal in ihrem Leben einfach stehen, ohne sich zu verabschieden.
3. KAPITEL
Spiros unterbrach die Verbindung zu seiner Sekretärin auf der Gegensprechanlage. Er hatte sie gebeten, Phoebe auszurichten, dass er in einer Telefonkonferenz sei. Doch Phoebe wollte warten.
Warum auch nicht?
Bisher hatte er immer Zeit für sie gefunden, wenn sie in seinem Büro aufgetaucht war. Es war also keine Überraschung, dass sie erwartete, er würde sich auch diesmal Zeit für sie nehmen.
Doch zum ersten Mal in all den Jahren wollte er Phoebe Leonides nicht sehen. Er hätte auf diesen Besuch vorbereitet sein müssen. Er hatte damit gerechnet … nur schon eher. Sie war seit fünf Tagen wieder in Griechenland. Vor seiner Riesendummheit hatte sie ihn immer gleich am ersten Tag ihrer Rückkehr angerufen, um sich zu verabreden.
Und er hatte nie etwas dagegen gehabt. Phoebe war mit das Beste in seinem Leben gewesen. Bis jetzt. Jetzt sah er in ihr den Verlust seiner Ehre, den Verrat an seinem Bruder. Er hätte nie geglaubt, dass er dessen überhaupt fähig war.
Er musste stärker sein – für seinen Bruder und für seinen Großvater. Der Alte wollte sich erst nach einer offiziellen Verlobung operieren lassen. Dimitris Versprechen reichte ihm nicht. Dabei konnte es jeden Tag zu spät sein.
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