Julia Extra Band 0319
anzuklopfen, ehe sie das Büro ihres Vaters betrat. Aristoteles Leonides kam hinter seinem Schreibtisch hervor, um sie zu umarmen und auf beide Wangen zu küssen.
„Nun, wie geht es meiner hübschen, gebildeten Tochter heute?“, fragte er mit väterlichem Stolz.
Sie lächelte erwartungsvoll. „Es geht mir gut. Ich freue mich, dass du mich hergebeten hast.“
Das Lächeln wich aus seinem Gesicht, und er nickte. „Ja. Wir müssen reden, pethi mou. “
Phoebe nickte ebenfalls und bemühte sich trotz ihrer Vorfreude ebenso ernst dreinzuschauen wie er.
„Setz dich.“ Er dirigierte sie zu einem Stuhl vor seinem Schreibtisch und nahm dann dahinter in seinen Chefsessel Platz.
Sie erlaubte sich ein kleines Lächeln. „Als Kind habe ich mir immer vorgestellt, dass du von diesem Sessel aus die Welt regierst.“
Traurigkeit legte sich wie ein Schatten über sein Gesicht. „Ich wünschte, es wäre so. In Wahrheit werde ich hier bald gar nichts mehr zu sagen haben, wenn du der Firma nicht hilfst.“
Sie beugte sich eifrig vor. „Du weißt doch, dass ich alles tun würde, um Leonides Enterprises zu helfen.“
Er schien sich ein wenig zu entspannen. „Ich hoffe, das meinst du auch so.“
„Natürlich meine ich das so, Vater. Du warst immer gut zu mir, und die Firma ist uns allen wichtig.“
„Ich bin froh, das zu hören. Das habe ich Theo auch gesagt, aber es tut gut, es aus deinem Mund zu hören. Ich schätze mich glücklich, eine solche Tochter zu haben.“
Tränen traten ihr in die Augen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sentimental zu werden, doch die Worte ihres Vaters bedeuteten ihr viel. Obwohl er sie in ihren Wünschen tatkräftiger unterstützt hatte, als jeder andere griechische Vater es getan hätte, war er in mancherlei Hinsicht doch sehr traditionell. So galt sein Lob meist nur ihrem jüngeren Bruder Chrysanthos.
„Egal, welchen Job du für mich vorgesehen hast, ich mache ihn“, versprach sie.
„Manche Frauen betrachten die Ehe zwar als lästige Pflicht, aber ich habe noch nie gehört, dass jemand sie als Job bezeichnet“, bemerkte er, schon deutlich heiterer.
„Ehe?“ Wovon sprach er? „Ich glaube nicht, dass ich weiß, was du meinst.“
Aristoteles wurde ernst. „Es fällt mir nicht leicht, darüber zu reden. Verstehst du?“
„Natürlich“, erwiderte sie, obwohl das nicht stimmte. Sie verstand gar nichts. Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Sie hatte es nur ihm zuliebe gesagt.
„Ich habe in den vergangenen zwei Jahren ein paar falsche Entscheidungen getroffen, die der Firma sehr geschadet haben.“
Allmählich verstand sie, warum er so bekümmert wirkte. Jedem fiel es schwer, solche Fehler zuzugeben, ganz besonders aber einem Mann, der so stolz war wie ihr Vater. „Das tut mir leid.“
„Ja, mir auch. Dein Großvater hielt nicht viel von Versicherungen. Das war eines der wenigen Themen, worüber er und Onkel Theo sich zu streiten pflegten.“ Aristoteles seufzte. „Und ich folgte dem Beispiel deines Großvaters. Wir haben schwere Verluste erlitten. Besonders im vergangenen Jahr. Und wir haben keine Versicherung, die den Schaden ausgleichen würde.“
„Was heißt das für die Firma?“
„Ohne Finanzspritze wird es sie nicht mehr lange geben.“
„Von welcher Summe sprechen wir?“
Phoebe bekam feuchte Hände, als er ihr den Betrag nannte. „Woher sollen wir so viel Geld bekommen? Oder willst du an die Börse gehen?“ Sie hatten schon früher darüber gesprochen, doch ihr Vater war immer strikt dagegen gewesen.
Sein ablehnender Blick verriet ihr, dass er seine Meinung nicht geändert hatte. „Ein Börsengang rettet zwar die Firma, doch unsere Familie hat dann nichts mehr zu sagen. Dann können wir die Firma ebenso gut dichtmachen.“
„Unsere Angestellten sehen das sicher anders.“
Die Augen ihres Vaters funkelten. „Ich bin mir meiner Verantwortung sehr wohl bewusst. Mein Wunsch, die Stellung deines Bruders in der Firma zu sichern, mag vielleicht altmodisch sein, aber nicht falsch.“
„Was ist mit meiner Stellung in der Firma?“
„Du bist eine Leonides. Natürlich hast auch du deinen Platz in der Firma.“
„Ich bin froh, dass du so denkst.“
„Wir drehen uns im Kreis.“
„Tut mir leid.“
„Wie ich bereits sagte, brauchen wir eine erhebliche Finanzspritze.“
„Aber wie willst du das anstellen?“ Nicht einmal Theo Petronides würde ihrem Vater ohne Bürgschaft eine so große Summe leihen. Und obwohl ihre Eltern wohlhabend
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