Julia Extra Band 0319
leicht. Es war sogar beinahe unmöglich. Ein weiterer Beweis dafür, dass sie ihm mehr bedeutete, als gut für sie beide war.
Er wusste, dass sie recht hatte. Doch erst jetzt begriff er, wie gefährlich sein früheres Verhalten war. Es hatte völlig falsche Erwartungen in ihr geweckt.
„Ich hoffe, ich werde immer für dich da sein, Phoebe, aber du bist erwachsen. Du musst selbst mit deinen Problemen fertig werden.“ Das waren harte Worte, und es schmerzte ihn, sie auszusprechen, doch es ging nicht anders. Spiros erwähnte Dimitri mit keinem Wort, einfach, weil er es nicht über sich brachte.
„Ich bin erwachsen?“
„Allerdings.“
„Du findest es also falsch, wenn ich mit meinen Sorgen zu dir komme?“, fragte Phoebe leise.
Tapfer ignorierte er den Schmerz in ihrer Stimme und in ihrem Blick. „Nicht falsch, aber irgendwie unangebracht“, seufzte er.
„Warum ist es unangebracht, dem Mann, den ich … meinem besten Freund mein Herz auszuschütten?“
„Wie ich bereits sagte, du bist …“
„Erwachsen“, unterbrach sie ihn. „Ja, das habe ich verstanden. Aber auch Erwachsene brauchen manchmal Hilfe.“
„Und wobei brauchst du meine Hilfe?“
„Ich wünschte, du würdest dich nicht so seltsam verhalten“, wich sie aus. Ihr Blick war tränenverschleiert.
Nicht weinen, bat er sie stumm. Es war schon so schwer genug.
„Es tut mir leid, dass du mein Verhalten seltsam findest. Ich versichere dir, dass alles in Ordnung ist.“ Abgesehen davon, dass er die zukünftige Verlobte seines Bruders begehrte.
„Na gut. Wenn du es sagst. Ich … ähm …“
Wieder wartete er schweigend.
Schließlich fuhr sie fort. „Mein Vater. Er hat mich in sein Büro bestellt. Ich dachte, er will mir einen Job anbieten.“
„Hat er das nicht?“, fragte Spiros aufrichtig überrascht und erleichtert, dass sie wegen so einer Banalität zu ihm gekommen war.
Und nicht wegen des Kusses. Nicht wegen ihrer Gefühle, ihres Verlangens, für das in ihrem Leben kein Platz war.
Dieses Problem ließ sich leicht lösen. Er würde Dimitri bitten, ihr einen Job anzubieten.
„Nein“, erwiderte Phoebe. „Er sagte, er müsse etwas Wichtigeres mit mir besprechen.“ Tränen glitzerten in ihren Augen. „Er ist pleite, Spiros … Er steht kurz davor, die Firma zu verlieren.“
Er hatte nicht gewusst, dass es so schlimm war. Sein Großvater hatte ihm nichts davon gesagt. Doch seit dem Abend, wo sein Großvater Dimitri das Versprechen abgenommen hatte, einen Termin für die Hochzeit festzulegen, war er den beiden auch aus dem Weg gegangen. „Dein Vater ist ein erfahrener Geschäftsmann. Ich bin sicher, er findet einen Ausweg.“
„Er will auf keinen Fall an die Börse.“
„Natürlich nicht.“
Phoebe gab einen verächtlichen Laut von sich. Sie schien anderer Meinung zu sein als ihr Vater. „Ihm bleibt nur eine Möglichkeit.“
„Wie ich schon sagte, dein Vater ist klug. Kein Wunder, dass er bereits einen Ausweg gefunden hat.“
Phoebe schüttelte verzweifelt den Kopf, und wieder musste Spiros sich beherrschen, sie nicht zu berühren.
„Warum bist du so aufgelöst?“, fragte er stattdessen.
Sie holte tief Luft, und es klang wie ein Schluchzen. „Weil er mich verkaufen will.“
„ Was ?“
„An deinen Bruder. Ich … ich kann das nicht, Spiros. Nicht nach unserem Kuss.“
Spiros’ Gedanken drehten sich im Kreis. Offenbar spielte ihre Heirat mit Dimitri bei der Rettung von Leonides Enterprises eine Rolle. Und wegen des Kusses hatte sie damit ein Problem. Das durfte er nicht zulassen.
„Natürlich kannst du Dimitri heiraten. Ich habe dir doch gesagt, du sollst den Kuss vergessen.“
„Das kann ich nicht.“
„Du musst es versuchen.“
„Kannst du es denn?“, wollte sie wissen.
Und zum ersten Mal in seinem Leben belog er sie. „Ja.“
Ihre Augen weiteten sich, als hätte sie diese Antwort nicht erwartet.
„Ich küsse viele Frauen, Phoebe.“ Das war immerhin die Wahrheit.
„Aber ich dachte … ich meine … warum kann ich dich nicht heiraten?“, fragte sie überstürzt.
Spiros verschlug es fast den Atem. „Du bist meinem Bruder versprochen.“
„Aber dich habe ich geküsst.“
„Wie ich schon sagte, ich habe viele Frauen geküsst, aber ich habe keine von ihnen geheiratet.“
„Aber …“
„Aber was, Phoebe? Es war ein kurzer Moment der Schwäche. Deine Schuldgefühle sollten dich nicht dazu treiben, etwas Unüberlegtes zu tun.“
„Es sind nicht die Schuldgefühle.“
„Sondern
Weitere Kostenlose Bücher