Julia Extra Band 0319

im Sturm erobern und ihn um den kleinen Finger wickeln würde, dachte Felicity schmunzelnd.
    „Ich bin vermutlich der einzige Prinz, der sich über eine Tochter mehr freut als über einen Sohn. Denn ihr wird erspart bleiben, die Thronfolge antreten zu müssen.“
    Später lagen sie eng aneinander geschmiegt im Bett, bis das Telefon klingelte. Felicity sprang auf und sprach lange mit ihrer Mutter.
    „Ja, mir geht es gut, und dem Baby auch.“ Und dann gab sie die Antwort auf jene Frage, die zu stellen Karim nicht gewagt hatte. „Wenn ich wieder ganz gesund bin, werde ich mit meinem Mann zurück nach Zaraq gehen.“

EPILOG
    „Ich kann das nicht!“, schrie Jamal panisch.
    Felicity und Dr. Habib tauschten einen wissenden Blick.
    „Ich will nicht hier entbinden, sondern im Trakt der königlichen Familie.“
    „Das geht nicht, Jamal, er wird renoviert“, erklärte Felicity zum wiederholten Male. Sie hatte jetzt keine Zeit für lange Diskussionen, Jamals Baby drängte auf die Welt, fünf Wochen zu früh. Die Schwägerin hatte Felicity gebeten, ihre Hebamme zu sein, denn in den vergangenen Monaten hatten die beiden Frauen Freundschaft geschlossen. Sofort hatte Felicity zugestimmt, obwohl sie im Moment eigentlich nicht arbeitete.
    „Hassan soll bei mir sein“, verlangte Jamal unter Tränen.
    „Noch nicht“, wehrte Dr. Habib ab, denn traditionell waren die Männer auf Zaraq nicht bei der Geburt dabei.
    „Wenn es ihr Wunsch ist …“, wandte Felicity ein, doch Jamal hatte schon selbst entschieden.
    „Hassan, ich brauche dich hier“, rief sie, und Sekunden später war er bei ihr. Keinen Augenblick zu früh: Bald darauf erlebten sie den immer wieder neuen Zauber einer Geburt.
    Eines Tages würde ihr Sohn der König von Zaraq sein, doch in diesem Moment, als er in den Armen seiner Mutter lag und seine ersten Atemzüge tat, war er etwas viel Größeres – das Wunder eines neuen Lebens.
    Wenig später war die gesamte Familie versammelt und betrachtete gerührt das winzige Baby, das nun ruhig und erschöpft neben seiner Mutter schlief.
    Kurz dachte Karim an den kleinen Kaliq, den er in den letzten Momenten seines kurzen Lebens in den Armen gehalten hatte, und schickte ein Stoßgebet gen Himmel für seinen neugeborenen Neffen. Dann beugte er sich hinüber zu seiner Frau.
    „Georgie ist mit Azizah draußen“, sagte er.
    Felicity hatte kein fremdes Kindermädchen für ihre Tochter einstellen wollen, und so war Georgie nach Zaraq gekommen, um sich um ihre kleine Nichte zu kümmern. Azizah. Sie hatten den Namen mit Bedacht gewählt. Er bedeutete heiß geliebt und in Ehren gehalten – und das war sie, jeden Tag aufs Neue. Denn Karim und Felicity vergaßen nie, welch ein großes Geschenk dieses Kind für sie war.
    „Hast du einen Moment Zeit für mich?“, bat Felicity.
    Karim nickte, und so verließen sie die Wöchnerinnenstation und schlenderten still durch den üppig blühenden Krankenhausgarten.
    Schließlich brach Karim das Schweigen. „Du willst wieder arbeiten, nicht wahr?“
    Sie war dankbar, dass er es ausgesprochen hatte. „Denkst du, es ist möglich?“
    „Schau mich an – ich bin ein Prinz, der als Arzt arbeitet. Warum sollte es bei dir nicht möglich sein?“
    Liebevoll sah sie zu ihm auf. Er hatte sich so sehr verändert.
    „Du kannst alles sein und alles tun, was immer du möchtest, Liebste“, versicherte Karim ihr jetzt und zog seine Frau in die Arme.
    Und Felicity wusste, dass er recht hatte. Alles war möglich – mit ihm an ihrer Seite.
    – ENDE –