Julia Extra Band 0319
alles so kompliziert? Er hob die Hand, und ohne wirklich zu registrieren, was er tat, schlug er auf den Knopf, der die großen Schiebetüren öffnete.
Chloe sah gedankenverloren über den Teich. Die plötzliche Bewegung der aufgleitenden Glastüren brachte sie mit einem Ruck in die Wirklichkeit zurück. Dann hielt sie vor Überraschung den Atem an, als Lorenzo auf der Terrasse erschien.
Sie starrte ihn schockiert an, während ihr langsam klar wurde, dass sie sich dummerweise so gesetzt hatte, dass er sie von seinem Arbeitszimmer aus sehen konnte. Doch sie war noch nicht bereit, mit ihm zu sprechen. Weil sie noch nicht mal ansatzweise entschieden hatte, wie sie auf sein Angebot reagieren sollte.
Mit entschlossenen Schritten überquerte er die Veranda und bog auf den Kiesweg, der um den Teich herumführte. Er näherte sich ihr so schnell, dass Chloe spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte.
Sie sprang auf, um sich ihm zu stellen, obwohl sie von dem überwältigenden Drang erfüllt war, davonzulaufen. Wann war ihr Verhältnis zueinander so schwierig geworden, dass sie fliehen und sich verstecken wollte, wenn er auf sie zukam?
Trotzig hob sie ihr Kinn. Sie fürchtete sich nicht vor Lorenzo. Und sie würde der Situation nicht ausweichen, mit der er sie konfrontierte.
„Wenn du gekommen bist, um mich wegen einer Antwort unter Druck zu setzen, dann verschwendest du deine Zeit“, sagte sie. Ihre Stimme war klar und ruhig und verriet nicht, wie unsicher sie sich fühlte. „Ich bin noch zu keiner Entscheidung gekommen.“
Lorenzo blieb nur wenige Schritte von ihr entfernt stehen – nah genug, um ihr noch einmal vor Augen zu führen, wie viel größer er war. Aber nicht nah genug, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um zu ihm aufzusehen. Er hatte sein Jackett ausgezogen, aber er trug noch dasselbe weiße Hemd wie am Morgen.
Chloes Augen blieben an den zerknitterten Stellen hängen, wo ihre Hände den Stoff zusammengeballt hatten, während sie weinte, und eine verstörend lebhafte Erinnerung daran, wie ihr Gesicht an seiner Brust gelegen hatte, fuhr ihr durch den Kopf.
„Du versuchst zu entscheiden, was für deine Zukunft am besten ist“, sagte Lorenzo, „und ich möchte, dass du verstehst, warum ich glaube, dass dies die beste Lösung ist – für alle.“
„Du hast mir deine Gründe schon genannt“, erwiderte sie leise. „Jetzt muss ich darüber nachdenken. Es ist eine wichtige Entscheidung, die ich zu treffen habe – und ich muss sie selbst fällen.“
„Ich verstehe das“, meinte Lorenzo, „aber sich zu unserer Ehe zu bekennen und dazu, mit mir eine Familie zu gründen, ist eine sehr wichtige Angelegenheit. Ich will, dass du diese Entscheidung mit deinem Kopf triffst und nicht mit deinem Herzen.“
Chloe runzelte die Stirn.
„Aber die Ehe ist eine Herzensangelegenheit“, sagte sie, verunsichert über die plötzliche Kehrtwendung in Lorenzos Argumentation. Warum versuchte er sie jetzt zu überreden, anstatt ihr weiter zu erklären, was das Richtige für sie wäre? „Als du mir in Paris einen Heiratsantrag gemacht hast, war ich so glücklich. Und ich habe wirklich gedacht, dir ginge es genauso.“
„Ich war glücklich“, erwiderte Lorenzo. „Ich dachte, ich hätte die perfekte Frau gefunden – ich wollte eine ruhige, unkomplizierte Beziehung führen, die auf Freundschaft und gleichen Interessen beruht. Nicht auf einem künstlich aufgebauschten emotionalen Ideal, das sich mit der Zeit unweigerlich verliert.“
„Nicht alle Ehe scheitern“, meinte Chloe, die plötzlich gleichzeitig Trotz und Traurigkeit empfand. „Du solltest nicht so pessimistisch sein – das ist deprimierend.“
„Ich bin nicht pessimistisch – ich bin realistisch “, antwortete Lorenzo. „Meiner Erfahrung nach scheitern die meisten Ehen, und dann wird es normalerweise ziemlich hässlich. Dann sind die Kinder diejenigen, die am meisten leiden müssen.“
Lorenzo blickte auf sie herunter und las die Gefühle in ihrem Gesichtsausdruck. Sie war normalerweise eine so positiv denkende, nach vorne blickende Frau – was eine der Eigenschaften war, die er anziehend an ihr gefunden hatte. Es verstörte ihn, sie so unglücklich zu sehen.
„So muss es nicht sein“, sagte sie. „Glückliche Ehen und funktionierende Familien existieren.“
„Als Kinder haben wir es beide anders erlebt“, wandte Lorenzo ein, „aber genau deshalb kann dieses Arrangement für uns funktionieren. Ich weiß, du willst, dass
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