Julia Extra Band 0319
gegenüber ihre schwierige finanzielle Lage zu erwähnen – und heute, nicht mal vierundzwanzig Stunden später – rieb er es ihr schon unter die Nase.
„Wie?“, beharrte Lorenzo. „Das klingt nicht wie der ideale Ausgangspunkt.“
„Das geht dich eigentlich nichts an“, sagte Chloe, doch ihr wurde plötzlich klar, dass ihn das nicht interessierte. Soweit es ihn betraf, hatte er ein Recht darauf, alles zu erfahren – und er würde so lange nachhaken, bis er herausfand, was er wissen wollte. Sie zuckte mit den Schultern. „Die Miete für Liz’ Cottage ist noch bis zum Ende des nächsten Monats bezahlt, und ich werde mir einen Job bei einer Zeitarbeitsfirma irgendwo in der Nähe suchen“, erklärte sie. „Gladys, Liz’ Nachbarin, wird auf Emma aufpassen, bis ich mir eine richtige Kinderfrau leisten kann. Ich komme finanziell sicher bald wieder auf die Beine.“
„Das klingt nicht gerade ideal“, meinte Lorenzo. „Wäre es dir nicht lieber, wenn Emma als Teil einer Familie aufwächst, wo du sie selbst betreust und sie mit den anderen Kindern spielen kann?“
„Den anderen Kindern?“, wiederholte Chloe empört. „Ich habe noch nicht zugestimmt, mit dir verheiratet zu bleiben, und schon gehst du davon aus, dass ich Kinder produziere wie eine Zuchtstute. Mehr war ich nie für dich? Nur eine bequeme Gebärmaschine?“
„Eine Gebärmaschine ist keine Mutter“, erwiderte Lorenzo barsch. „Meine Wahl fiel auf dich, weil ich wusste, dass du eine großartige Mutter sein würdest. Dir ist deine Familie wichtig. Du hast Werte, die sich mit meinen decken, und das erwarte ich von der Mutter meiner Kinder. Und die Tatsache, dass du so sehr um das Baby deiner Freundin kämpfst, ist ein Beweis dafür.“
„Wie kannst du von Werten sprechen, an die du nicht einmal glaubst?“, keuchte Chloe. „Erwartest du von mir, dass ich meine aufgebe? Mein Recht aufgebe, geliebt zu werden?“
„Willst du deine Chance aufgeben, eine Familie zu haben – Emmas zukünftiges Glück und ihre finanzielle Sicherheit –, um einer Illusion hinterherzulaufen, die nicht existiert?“, wollte er wissen.
„Sie existiert!“ Chloe sprang auf und funkelte ihn wütend an.
„Wirklich? Ich habe noch keine Beweise dafür gesehen“, erklärte er und erhob sich ebenfalls. „Du hast gesagt, du liebst mich – und zehn Minuten später warst du verschwunden. Es fällt mir schwer, die Tatsache, dass du unsere Ehe so leicht aufgeben konntest, als Ausdruck deiner Liebe zu werten.“
Sie starrte ihn an. Plötzlich fehlte ihr die Kraft, weiter mit ihm zu streiten. Sie hatte ihm ein Friedensangebot gemacht, doch er wollte von ihrer Liebe noch immer nichts wissen.
„Ich will eine echte Beziehung mit dir führen“, sagte er und drängte sie bereits in eine Entscheidung, die sie noch nicht treffen wollte. „Ich will, dass du dich aus ganzem Herzen zu unserer Ehe und zu den Kindern bekennst, die wir zusammen haben werden.“
Chloe blinzelte überrascht und konnte beinahe nicht glauben, was sie da hörte. Aber tief in ihrem Innersten wusste sie, dass Lorenzo es ernst meinte – dass er ihr ein echtes Angebot machte. Es passte zu allem, was er während ihres schrecklichen Streits im Palazzo gesagt hatte – als die Wahrheit über seine Gefühle ans Licht gekommen war.
Es gab so viel, über das sie nachdenken musste. In ihrem Herzen sehnte sie sich danach, Lorenzos Frau zu bleiben – aber zu welchem Preis? Und was würde das für Emma und ihre zukünftigen Kinder bedeuten?
Sowohl sie selbst als auch Lorenzo waren in zerrütteten Familienverhältnissen aufgewachsen, und Chloe wusste aus eigener Erfahrung, wie schrecklich das sein konnte. Aber würde eine Ehe ohne Liebe besser sein als das – selbst wenn die Eltern zusammenblieben?
Chloe hatte keine Antwort darauf. Und sie würde dieser emotionalen Erpressung nicht nachgeben. Sie konnte sich von Lorenzo nicht zu einer Entscheidung zwingen lassen, die sich auf den Rest ihres Lebens auswirkte.
„Ich will eine Antwort“, drängte er und baute sich drohend vor ihr auf.
„Aber ich kann dir keine geben“, erwiderte sie mit einer Stimme, die ruhiger klang, als sie sich fühlte. Dann drehte sie sich um und lief zurück zum Haus.
Lorenzo vergrub die Hände in den Hosentaschen und sah Chloe nach. Er spürte, wie sich seine Schultern noch stärker anspannten.
Er wollte, dass Chloe bei ihm blieb. Doch wie stark dieser Wunsch war, schockierte ihn.
5. KAPITEL
„Lassen Sie sich so viel Zeit,
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