Julia Extra Band 0319
aus dem Kühlschrank, und Chloe nahm sie dankbar entgegen.
Vermutlich hatte Mrs. Guest sie gebracht. Es war wundervoll, zur Abwechslung mal jemanden zu haben, der sich um sie kümmerte. Und es war noch wundervoller, neben Lorenzo zu sitzen und zu wissen, dass er da war, um sie zu trösten.
„Es tut mir leid“, sagte Chloe. „Ich wollte nicht so eine Szene machen.“
„Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest“, erwiderte Lorenzo. „Deine Trauer ist nur natürlich, und ich will nicht, dass du denkst, du müsstest sie unterdrücken, weil du hier bei mir bist. Die letzten Monate müssen sehr schwer für dich gewesen sein.“
Chloe spürte, wie ihr Herz bei seinen mitfühlenden Worten anschwoll. Sie wusste, dass er es ehrlich meinte, und es berührte sie tief.
Sie wandte sich auf der Bank um und sah ihn an. Seine Umarmung hatte sich so natürlich angefühlt, und seine klaren blauen Augen blickten offen und verständnisvoll.
Plötzlich war es ihr wichtig, dass sie ehrlich zueinander waren. Nach dem Misstrauen und dem Zerwürfnis zwischen ihnen sehnte sie sich nach einer aufrichtigen Beziehung zu ihm. Sein leidenschaftlicher Ausbruch am gestrigen Abend fiel ihr wieder ein, und ihr wurde bewusst, dass sie ihn mit ihrem Verhalten seit ihrer Hochzeit tatsächlich aus ihrem Leben ausgeschlossen hatte.
Es war niederschmetternd gewesen, von ihrem frisch angetrauten Ehemann zu hören, dass er nicht an die Liebe glaubte. Aber sie hatte nicht gewartet, bis die Situation sich beruhigte. Sie hatte ihm keine Chance gegeben, es ihr zu erklären.
„Du hast mir an unserem Hochzeitstag sehr wehgetan, aber es tut mir leid, wie ich mich benommen habe“, sagte sie. „Weil ich weggelaufen bin, ohne dir zu sagen, dass ich gehe. Und weil ich mich wegen Emma nicht bei dir gemeldet habe.“
„Das liegt jetzt hinter uns“, erwiderte Lorenzo.
Er klang kurz angebunden. Chloe wusste, dass er niemals zugeben würde, wie sehr ihr Verhalten ihn getroffen hatte. Sie war willens gewesen, ihm einen Schritt entgegenzugehen – er jedoch schien nicht bereit, sich in der Mitte mit ihr zu treffen.
„Aber wir müssen immer noch über die Zukunft sprechen“, meinte Chloe. „Du sagtest gestern Abend, du willst, dass wir verheiratet bleiben. Aber angesichts all der Dinge, die du zu mir gesagt hast – dass du mich nicht liebst, dass du nicht mal an die Liebe glaubst – weiß ich nicht, wie ich damit leben soll.“
Chloe hielt inne und sah ihn ernst an. Er wirkte ruhig, aber sie konnte eine Ader an seiner Schläfe pochen sehen, und sie wusste, dass sie sich auf gefährlichem Boden bewegte. Aber sie musste die Dinge klären. Ihre Zukunft – und Emmas Zukunft – hingen davon ab.
„Ich bin nicht einmal sicher, ob du das ernst gemeint hast“, sagte sie vorsichtig. „Oder ob du das nur gesagt hast, weil du wütend auf mich warst.“
Lorenzo starrte sie an und spürte einen Stich. Seine Schultern spannten sich an.
Chloe hatte recht. Seine gestrigen Worte waren nichts weiter als eine instinktive Reaktion gewesen – darauf, dass sie es wagte, über das Ende ihrer Ehe bestimmen zu wollen. Aber seitdem hatte er Zeit gehabt, die Sache noch einmal zu überdenken.
Eigentlich wollte er von seiner Frau, dass sie ihm einen Erben schenkte, aber er glaubte nicht an eine Ehe, die auf Gefühlen gründete. Er wollte eine selbstbewusste, nicht materialistische Frau, die zu ihrer Ehe und zu ihrer Mutterschaft stand und die Kinder nicht im Stich ließ, sobald es kompliziert wurde. Oder, was noch verwerflicher war, ging, sobald sich etwas Besseres bot.
Chloe war für ihn die geeignete Kandidatin gewesen – bis sie ihn an ihrem Hochzeitstag verließ. Aber jetzt lagen die Dinge anders. Sie hatte Emma. Und sie demonstrierte eine Beharrlichkeit – einen Mutterinstinkt, der ihn alles noch einmal überdenken ließ.
„Ich habe es so gemeint“, sagte Lorenzo und blickte ihr direkt in die graugrünen Augen. „Ich will, dass wir verheiratet bleiben.“
„Das kann ich nicht“, sagte Chloe. „Ich kann keine Ehe ohne Liebe führen, und ich werde Emma auch nicht in einem solchen Umfeld aufwachsen lassen.“
„Wie willst du für sie sorgen?“, fragte Lorenzo. „Gestern hast du erwähnt, dass du keinen Job hast. Deine Ersparnisse sind aufgebraucht, und dein Kreditkartenrahmen ist ausgeschöpft.“
„Ich komme schon zurecht“, erwiderte Chloe heftig und warf ihm einen wütenden Blick zu. Sie hatte gewusst, dass es ein Fehler war, ihm
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