Julia Extra Band 0319
die unter meinem Dach aufwachsen, werden gleich behandelt.“
Eine Welle der Gefühle überrollte Chloe. Sie hatte sich solche Sorgen gemacht, Lorenzo könnte Emma vielleicht nicht wirklich akzeptieren. Sie war sicher, dass er sie stets gut versorgen und das tun würde, was er für das Richtige hielt. Aber sie hatte befürchtet, Emma müsste mit dem Wissen aufwachsen, dass es einen Unterschied zwischen ihr und Lorenzos leiblichen Kindern gab.
„Das ist gut“, sagte sie und wusste, wie unangemessen es unter den gegebenen Umständen klang – aber sie wollte keine große Sache daraus machen. Jetzt war sie froh, eine Sonnenbrille zu tragen, denn so konnte Lorenzo nicht sehen, dass Tränen in ihren Augen schimmerten. „Ich weiß, dass du Emma nicht das Gefühl geben möchtest, ungeliebt zu sein …“ Sie zögerte erneut und suchte verzweifelt nach den richtigen Worten. Auf keinen Fall wollte sie in ein weiteres Minenfeld geraten – eine Diskussion über Liebe. „Ich meine nicht gewollt.“
„ Geliebt ist genau das richtige Wort“, erklärte Lorenzo. „Kein Kind, das in meiner Familie aufwächst, soll sich jemals ungeliebt fühlen.“
An diesem Abend besuchten Chloe und Lorenzo eine Séga -Vorführung. Es war Chloes Idee gewesen, sich den leidenschaftlichen und bunten Nationaltanz von Mauritius anzusehen – sie verbrachten die Tage fast immer allein, und die meiste Zeit davon im Bett, sodass sie sich allmählich vorkam wie in einem Kokon, losgelöst von der Realität.
Der pulsierende Rhythmus der Trommeln erfüllte die Luft, und die Tänzer wirbelten in ihren farbenfrohen Kostümen wild herum, führten die faszinierenden Figuren des Tanzes aus. Aber während Chloe am Tisch saß und Lorenzo betrachtete, der die Füße im Takt der mitreißenden Musik bewegte, wusste sie, dass es an der Zeit war, nach Hause zu gehen.
„Du warst beim Friseur.“ Lorenzo hob die Hand und berührte Chloes schicke Bobfrisur. „Es gefällt mir“, fügte er hinzu und fuhr mit den Fingern sacht über ihren jetzt wieder freiliegenden Nacken.
„Danke.“ Sie zitterte, als er ihre empfindliche Haut berührte, und spürte seinen Blick auf ihren nackten Schultern, die ihr trägerloses Kleid enthüllte.
„Mir sind diese Sommersprossen vorher noch gar nicht aufgefallen“, sagte er und beugte sich vor, sodass sein Atem über die Haut an ihrer Schulter strich. „Bringt die Sonne sie zum Vorschein, so wie bei denen in deinem Gesicht?“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Chloe ein wenig atemlos.
„Du hast wunderschöne Haut – ich mag deine Sommersprossen.“ Er fuhr mit dem Daumen sanft über ihre Wange.
„Ich habe kein Make-up mehr.“ Als sie es sagte, kam es ihr plötzlich albern vor, und sie spürte, wie sie errötete.
„Ich hatte mich schon gefragt, wieso mir deine Sommersprossen in letzter Zeit stärker auffallen“, sagte er und hauchte ihr einen federleichten Kuss auf die Wange.
„Ich glaube, wir sollten gehen.“ Chloe sah ihm in die Augen.
„Natürlich.“ Er stand sofort auf und geleitete sie zur Tür, die in den üppigen Garten des Hotels führte, den sie auf dem Weg zurück in ihre Suite gerne durchquerten. Ein warmer, duftiger Wind umschmeichelte Chloe, und sie konnte das Rauschen des Meeres hören. Sie blickte hinauf zu den Palmen, die sich vor dem tiefschwarzen, von Sternen übersäten Himmel abzeichneten. Es war ein wirklich wunderschöner Ort – ein richtiges tropisches Paradies. Aber sie wusste, dass Lorenzo ihre Bitte missverstanden hatte.
„Nein, ich meinte, wirklich nach Hause.“ Sie drehte sich um und ergriff seine Hände. „Ich bin dankbar für diesen wunderbaren Urlaub – aber es wird Zeit, in unser Leben zurückzukehren.“
8. KAPITEL
Zwei Wochen später stand Chloe auf dem großen Balkon des Palazzo und blickte mit Emma auf dem Arm über den Canal Grande. Sie sprach mit dem Baby und deutete auf die unterschiedlichen Boote, die vorbeifuhren – um Lorenzo aus dem Weg zu gehen.
Ihre Beziehung war wieder so angespannt wie zuvor, und abgesehen von den Nächten, in denen sie sich leidenschaftlich liebten, verbrachten sie wenig Zeit miteinander. Das war sicher einer der Gründe, warum es Chloe so unerwartet schwer fiel, sich an das Leben in Venedig zu gewöhnen.
Doch ihre innere Unruhe lag vor allem daran, dass sie ständig an jenen schrecklichen Streit denken musste, den sie mit Lorenzo an ihrem Hochzeitstag geführt hatte – als er ihr sagte, dass er nicht an die Liebe
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