Julia Extra Band 0319
hast.“
„Oh … ja“, stammelte Chloe und fühlte sich noch zittriger. Sie konnte sich nicht erinnern, Lorenzo das anvertraut zu haben, aber sie hatten über so viele Dinge gesprochen, als sie anfing, für ihn zu arbeiten, und vor allem während ihrer Beziehung.
„Und du hast von den Wanderferien im Lake District geschwärmt, wo du immer mit deiner Schwester nach Wasserfällen gesucht hast.“
„Du hast ein erstaunlich gutes Gedächtnis“, erklärte Chloe mit einem unbehaglichen Gefühl.
„Du erinnerst dich nicht mehr an das Gespräch.“ Lorenzos Augen wurden schmal, während er ihr Gesicht betrachtete.
„Natürlich tue ich das.“ Chloe überraschte sich selbst mit ihrer Lüge. Aber sie hatte plötzlich das Gefühl, ihm gegenüber im Nachteil zu sein, und das gefiel ihr ganz und gar nicht.
„Nein, tust du nicht“, erklärte Lorenzo mit Nachdruck. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, aber es erreichte seine Augen nicht. „Setz dich und ruh dich einen Moment aus.“
„Ich kann ein paar Felsen hochklettern, ohne dass ich mich deswegen setzen muss!“, rief Chloe.
„Es spielt keine Rolle, dass du dich nicht erinnerst.“ Lorenzos Stimme klang jetzt leise, aber seine Augen brannten immer noch gefährlich.
„Selbst du kannst dich nicht an jedes Wort erinnern, das zwischen uns gesagt wurde“, rechtfertigte sich Chloe.
„Doch, das kann ich“, erklärte Lorenzo leichthin und stieg auf einen großen Felsen herunter, der an das Wasser des Flusses grenzte, das sich hier in einem natürlichen Becken sammelte. „An jedes Wort. Und jetzt komm her zu mir.“
Chloe drehte den Kopf zur Seite. Irgendwie befürchtete sie, dass Lorenzo ihre Erinnerungslücke als Beweis dafür nehmen würde, dass sie ihm nie richtig zugehört hatte.
Dass es für ihn die Erklärung dafür war, warum sie mit völlig falschen Erwartungen in ihre Ehe gegangen war.
Aber das kann man nicht miteinander vergleichen, sagte sie sich selbst. Schon möglich, dass sie sich nicht mehr an ein paar unbedeutende Gespräche über Familienferien erinnerte. Seine Erklärung, eine Vernunftehe ohne Liebe führen zu wollen, wäre ihr jedoch ganz sicher nicht entgangen.
Chloe holte tief Luft und setzte sich auf den Felsen neben Lorenzo. Sie war erst ein paar Minuten allein mit ihm, und schon spielten ihre Gefühle verrückt. Zwar war der Sex wundervoll – aber es gab noch immer tiefe Risse in ihrer Beziehung, wie dieses Gespräch noch einmal bewies.
„Schwimmen die Leute da drin?“, fragte sie und wich seinem Blick aus. Stattdessen sah sie auf das tiefe, von glatten braunen Felsen umgebene Flussbecken vor ihnen. „Das Wasser sieht ziemlich kalt aus. Kommt es aus den Bergen?“
„Ich habe jede Minute mit dir genossen“, sagte Lorenzo jetzt und ignorierte ihren Versuch, das Thema zu wechseln. „Ich konnte mit dir über so viele Dinge reden. Ich war beeindruckt von deiner Lebensfreude, deiner Ehrlichkeit und der direkten und offenen Art, mit der du alles aussprichst.“
„Hast du mich deshalb in eine Ehe ohne Liebe gelockt?“
Die Worte waren heraus, bevor Chloe wirklich realisierte, was sie da sagte. Lorenzo hatte ihr gerade etwas ganz Wundervolles gestanden. Und sie machte ihm Vorhaltungen.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Wütend sprang Lorenzo auf.
„Es tut mir leid …“, setzte sie an, aber der Blick, den er ihr über die Schulter zuwarf, erstickte ihre Entschuldigung.
„Spar dir das!“, fuhr er sie an, riss sich Hose und Hemd vom Körper, sodass er nur noch in Badeshorts vor ihr stand, und tauchte dann in das tiefe Wasserbecken ein. Mit kräftigen Zügen entfernte er sich von ihr.
Chloe starrte in das Wasser, das ihr eben noch so einladend erschienen war. Doch als Lorenzo jetzt wieder auf sie zuschwamm, zitterte sie.
„Komm mit mir!“, befahl er ihr und strich sich mit einer heftigen Bewegung das nasse Haar aus der Stirn. Umgeben von der majestätischen Kraft und Eleganz des Flusses, der sich den Weg durch das uralte Vulkangestein grub, wirkte er ganz in seinem Element. Doch er strahlte auch eine ungezähmte, wilde Energie aus, die Chloe plötzlich ängstigte und gleichzeitig erregte.
„Ich glaube, das ist nicht sicher“, erklärte sie zögernd und trat einen Schritt vom Rand zurück. „Was ist, wenn es dich den Wasserfall hinunterzieht?“
„Auf dieser Seite der Felsen spürt man die Strömung kaum“, erwiderte Lorenzo. „Solange wir hier bleiben, kann nichts passieren. Du weißt, dass ich
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