Julia Extra Band 0325
Der stolze Papa, der seinen Sprössling der ganzen Welt präsentiert?“
Sein gemeiner Kommentar nahm ihrer Haltung die Stärke, doch die Mutterliebe machte es ihr unmöglich, etwas anderes als reine Freude in ihrem kleinen Jungen zu sehen. „Ich dachte, du würdest dich freuen, nachdem sich die erste Verwirrung gelegt hat.“
„Erste Verwirrung?“, wiederholte er fassungslos. „Ahnst du überhaupt, welche Konsequenzen das hat?“
Melissa starrte ihn an. Seine ersten Worte über seinen Sohn hallten plötzlich in ihren Ohren. Ist das seine übliche Art, Gäste zu begrüßen? Wie konnte er etwas so Achtloses als Kommentar über das süße kleine Bündel von sich geben? Plötzlich schoss ihr der Gedanke in den Kopf, dass es vielleicht besser war, keinen Vater zu haben anstatt so einen! Kein Kind hatte es verdient, einen Mann, der offensichtlich keinerlei Gefühle besaß, als Vater zu haben.
„Überhaupt keine!“, stieß sie aus. „Du bist alles andere als glücklich über die Neuigkeit. Auch gut. Ich habe meine Pflicht erfüllt und es dich wissen lassen. Aber wir brauchen dich nicht, Cristiano. Bisher sind wir ohne dich ausgekommen, und wir werden auch weiter ohne dich auskommen. Dein Wunsch soll erfüllt werden … du brauchst nie wieder etwas mit uns zu tun zu haben!“
Ein schmales Lächeln ließ seinen Mund hart werden. „Wie viel?“
„Wie viel?“, wiederholte sie verständnislos.
„Wie viel kostet es mich?“
Einen Moment lang verstand sie immer noch nicht, was er meinte. Dann traf die Erkenntnis sie wie ein Schlag. „Du glaubst, ich wollte dich erpressen?“
„So derb würde ich es nicht ausdrücken. Ich würde es ‚dein Schweigen erkaufen‘ nennen, unter den gegebenen Umständen eine akzeptable Bezeichnung.“
Akzeptabel?! Melissa hatte das Gefühl, als hätte ein Giftpfeil ihr Herz getroffen. „Du glaubst, ich wollte Geld von dir?“
„Nun, etwa nicht?“ Abschätzend ließ er den Blick durch den Raum wandern. „Wäre ich an deiner Stelle, würde ich Geld wollen.“
Mit einem Mal sah Melissa ihr Heim mit seinen Augen – die Möbel, deren Alter auch noch so viele bunte Kissen nicht kaschieren konnte, die niedrige Decke, die Fenster, die dringend erneuert werden müssten. Alles hier war alt und abgenutzt. Billig. Aber genau deshalb wohnte sie hier – weil es billig war. Doch was wusste ein kaltherziger reicher Mann wie er schon von Armut?
„Ich will dein Geld nicht“, sagte sie stolz. „Ich will nichts von dir!“
„Na, wir beide wissen, dass das so nicht stimmt“, meinte er anzüglich.
Seine Augen funkelten provozierend, und Melissa fühlte das Blut heiß in ihre Wangen schießen. Wie konnte er nur so tief sinken und auf ihre fiebrige Vereinigung auf Zaffirinthos anspielen? Als sie ihn mit ihrem Körper willkommen geheißen hatte, obwohl sie wusste, dass er sie und alles, wofür sie stand, verachtete. „Würdest du jetzt bitte gehen, Cristiano.“
„Wir haben noch nichts entschieden.“
„Es gibt nichts zu entscheiden. Du willst nichts von deinem Sohn wissen, und ich will kein Geld von dir. Damit ist die Sache beendet.“
„Und genau da irrst du dich, cara mia .“ Ohne Vorwarnung packte er sie und riss sie an sich, ohne auf ihren Protest zu achten. „Die Sache fängt gerade erst an.“
„Wovon redest du überhaupt?“
„Du glaubst, du kannst eine solche Bombe platzen lassen und dich dann einfach umdrehen und der Verwüstung, die du angerichtet hast, den Rücken kehren?“
„Verwüstung?“
„ Sí .“ Der Duft von Flieder, vermischt mit dem Geruch von Seife und Jogurt, brannte in seiner Nase und ließ Verlangen in ihm aufsteigen. „Wenn der Junge …“
„Ben.“
„Ben“, stimmte er unwillig zu. „Wenn Ben wirklich mein Sohn ist, wird das alle möglichen Auswirkungen auf seine Zukunft haben.“ Und auf meine, fügte er still hinzu.
„Welche Auswirkungen?“, fragte sie argwöhnisch.
Er sah sie an, sah in ihre unglaublich grünen Augen, auf die bebenden Lippen und die helle, fast durchsichtige Haut. Sie war groß für eine Frau, trug einfache Jeans, die ihre langen Beine betonten. Und plötzlich sah er vor sich, wie sie diese langen Beine um ihn geschlungen hatte, hörte wieder ihre kleinen spitzen Lustschreie und erinnerte sich an die eigene, unvergleichlich köstliche Erfüllung. Irgendwie musste es doch auch eine angenehme Seite in diesem schrecklichen Durcheinander geben. „Diese hier“, stieß er aus und presste seinen Mund auf ihren.
Es
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