Julia Extra Band 0325
überlegen, was zu tun ist.“
Melissa öffnete den Mund für eine Erwiderung, doch genau in diesem Moment wurde der gegrillte Fisch, Salat und ein Korb mit knusprigem frischen Brot serviert. Sie wartete, bis der Kellner sich wieder zurückgezogen hatte. „Was genau meinst du mit ‚tun‘?“
„Wie hast du dir den nächsten Schritt vorgestellt, nachdem nun feststeht, dass ich der Vater des Kindes bin?“
„Ben“, warf sie hitzig ein. „Er heißt Ben.“
„Was hast du dir vorgestellt?“, wiederholte er unbeirrt.
Melissa starrte auf ihren Teller, auf die filigranen frischen Dillzweiglein, die den Fisch dekorierten, bevor sie den Blick zu ihm hob. „Ich hatte gedacht, du würdest ihn ab und zu sehen wollen.“
Er lachte bitter auf. „Was, von Zeit zu Zeit tauche ich in seinem Leben auf und verschwinde wieder auf unbestimmte Zeit? Und natürlich stelle ich jeden Monat einen fetten Scheck auf dich aus, um deinen Lebensstandard zu garantieren, nicht wahr?“
„Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass Geld nie mein Beweggrund war, und das meine ich auch so. Und noch etwas … ich muss mir deine Beleidigungen nicht länger anhören.“
„Ich fürchte, das wirst du“, murmelte er überlegen. „Versuche nur, hier eine Szene zu machen, und du wirst sehen, was passiert. Und mein Chauffeur wird dich ohne meine Anweisung keine fünf Schritte weit fahren.“
Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, einfach aufzustehen und sich draußen ein Taxi heranzuwinken. Aber das konnte sie nicht tun. Sie war Mutter und durfte nicht nur an sich denken. Außerdem konnte man nicht vor Dingen wegrennen, nur weil es unangenehm war. „Hast du mich deshalb in dieses Restaurant eingeladen? Damit ich ganz gefesselte Zuhörerin bin?“
„Zum Teil.“ Es gab aber noch weitere Gründe. Das Risiko, gleich zweimal kurz hintereinander vor ihrer Wohnung gesehen zu werden, war zu groß. Sicher, er reiste inkognito, trotzdem reichte allein die Anwesenheit von Leibwächtern, um Aufsehen zu erregen.
Und er hatte sie auf neutralem Grund treffen wollen, nicht bei ihr, nicht bei sich. Um sie objektiv beurteilen zu können und zu sehen, wie sie sich außerhalb ihrer vertrauten Gegend zurechtfand. Als sie auf den Tisch zugekommen war, hatte er sie genau betrachtet. Sie sah nicht einmal so übel aus, nur die unechten Perlen in ihren Ohren und das unscheinbare schwarze Kleid störten. Aber ihr Haar war wirklich auffallend dicht und glänzend, und ihre grünen Augen absolut außergewöhnlich.
„Was schlägst du also vor, das wir tun sollten?“ Sie wünschte, er würde sie nicht so ansehen – so kühl-kalkulierend. Vor allem wünschte sie, ihr Körper würde auf diesen Blick nicht mit einem erregenden Prickeln reagieren.
„Wir werden heiraten müssen“, sagte er tonlos.
„Was?!“ Die Gabel, die sie gerade zur Hand genommen hatte, fiel klappernd auf den Teller zurück. Der Kellner kam dienstfertig herbeigeeilt, nur um von Cristiano mit einer unwirschen Geste unverrichteter Dinge wieder fortgescheucht zu werden.
Cristianos Wangen liefen vor Wut dunkelrot an. Ihre Reaktion verhieß nichts Gutes. Hatte er nicht mit Dankbarkeit gerechnet? „Musst du unbedingt ein öffentliches Schauspiel aus deinen Emotionen machen?“
Sie lachte bitter auf. „Meine schauspielerischen Fähigkeiten sind eben nicht so geschliffen wie deine.“
„Was soll das nun wieder heißen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Unwichtig.“
„Aber nein, im Gegenteil. Ich möchte es wissen.“
Sie war versucht, ihm zu sagen, dass er seinen Untertanen Befehle erteilen konnte, aber nicht ihr. Vielleicht würde es ihm wirklich ganz gut tun, endlich einmal ein paar Wahrheiten gesagt zu bekommen.
„Als ich dich kennenlernte, schienst du …“ Sie musste ihre Worte sorgfältig wählen, schließlich sollte er nicht wissen, dass er in wenigen Tagen ihr Herz erobert hatte. „Du schienst nett zu sein.“
Cristiano zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. „Nett?“, wiederholte er fassungslos. „Versuchst du jetzt, mich mit halbherzigen Komplimenten aus der Reserve zu locken?“
„Oh, das hat doch alles keinen Zweck“, presste sie müde hervor. „Ganz gleich, was ich auch sage … Ich weiß nur, dass wir nicht heiraten können.“
Er kniff die Augen zusammen. „Warum nicht?“
„Weil wir uns nicht lieben. Wir mögen uns nicht einmal!“
Ihre Unverschämtheit und Undankbarkeit waren unglaublich. „Wir haben zusammen ein Kind gezeugt“, erinnerte
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