Julia Extra Band 0325
würde sich den viel beschäftigten Geschäftsmann persönlich vorknöpfen. Und zwar sofort. Als Britney wieder hinter ihren Schreibtisch ging, steuerte Morgan die Tür an, durch die die Frau gerade gekommen war. Sie vermutete, dass sie in Bryans Büro führte. Doch als sie kurz entschlossen eintrat, stand sie in einem Konferenzraum. An dem langen Tisch aus Kirschholz saßen Männer in Business-Anzügen mit Unterlagen vor sich. Aber sie starrten nicht auf ihre Tabellen und Kurven, sondern auf die schwangere Frau in der Tür.
Morgans Blick fiel auf den Mann am anderen Ende des Raums.
Gut aussehend? Nein. Faszinierend beschrieb ihn treffender. Er hatte fast schwarzes Haar und ebenso dunkle Augen. Sein Gesicht war kantig mit deutlich hervortretenden Wangenknochen und markanten Brauen, die sich in diesem Moment zu einem finsteren Stirnrunzeln zusammenzogen. Über den vollen Lippen war die Nase schmal und schief genug, um charaktervoll zu wirken.
Morgan schluckte. Selbst wenn er saß, war nicht zu übersehen, wie groß und kräftig er war. Noch nie im Leben hatte sie auf dunkle, ernste Typen gestanden, aber etwas an diesem Mann reizte sie zutiefst. Lag das wirklich nur daran, dass er ihr irgendwie vertraut vorkam?
Seine Worte hallten wie ein Donnerschlag durch den Raum. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte er streng.
„Entschuldigung“, begann Morgan, und als sie unwillkürlich einen Schritt nach hinten machte, stieß sie gegen die Sekretärin, die sofort nach ihrem Arm griff. Es war keine besorgte Geste. Die Frau wollte sie nicht stützen, sondern wie eine Übeltäterin abführen. Wütend riss sie sich los. „Ich muss mit Bryan Caliborn sprechen“, verkündete sie. „Und das sofort. Ich dachte, er ist vielleicht hier.“
„Das ist er auch.“ Sämtliche Blicke richteten sich auf den Mann am Ende des langen Konferenztisches. Er stand auf. Eins fünfundachtzig, schätzte Morgan. Und jeder Zentimeter davon strahlte Macht und Autorität aus. Wieder hatte sie das eigenartige Gefühl, dass sie ihn kannte. Trotzdem schockierten seine nächsten Worte sie. „Ich bin Bryan Caliborn“, sagte er kühl.
„Nein.“ Morgan schüttelte den Kopf. Sie war sicher, dass sie sich verhört hatte. „Sie sind nicht …“
Sie brachte den Satz nicht zu Ende. Die Fruchtblase platzte und sammelte sich in einer nicht zu übersehenden Pfütze auf dem polierten Parkettboden. Die Sekretärin schrie leise auf und sprang zurück, um ihre teuren Pumps in Sicherheit zu bringen.
Die Leute am Konferenztisch starrten die ungebetene Besucherin mit großen Augen an und wichen auf ihren Stühlen zurück, als wäre Morgans Zustand ansteckend. Nur der Mann, der behauptete, Bryan zu sein, bewegte sich. Leise fluchend marschierte er um den Tisch herum auf sie zu.
„Entschuldigung“, flüsterte Morgan entsetzt und wäre am liebsten im Boden versunken.
Da das unmöglich war, wollte sie sich umdrehen und wegrennen. Na ja, an Rennen war wohl nicht zu denken, eher an Watscheln. Aber bevor sie die Flucht ergreifen konnte, setzte die nächste Wehe ein. Morgan wandte sich um und fixierte die Couch im Empfangsbereich. Vielleicht würde sie es dorthin schaffen, dann konnte sie sich setzen und abwarten, bis das Schlimmste vorüber war.
Doch schon nach dem ersten Schritt gaben ihre Knie nach, und sie musste sich am Türrahmen festhalten. Sie presste die andere Hand auf den Bauch und unterdrückte ein Wimmern. Das hier lief nicht so, wie sie es geplant hatte. Schon sehr, sehr lange lief bei ihr alles schief.
„Britney, rufen Sie einen Krankenwagen!“, bellte der große Mann. „Anscheinend haben bei Ihnen die Wehen eingesetzt“, sagte er etwas leiser zu Morgan.
Gut beobachtet, dachte sie. Sie fühlte sich erbärmlich. Keiner der Ratgeber, die sie gelesen hatte, und kein Kurs, zu dem sie gegangen war, hatte sie auf diesen Schmerz vorbereitet.
Sie musste sich hinsetzen. Jetzt brauchte sie eines der Medikamente, von denen die Hebamme im Schwangerschaftskurs erzählt hatte. Und ihre Mutter. Bevor Morgan zu Boden sinken konnte, fühlte sie, wie zwei muskulöse Arme sie hochhoben und in das Büro neben dem Besprechungsraum trugen.
Er legte sie auf die Ledercouch und kehrte einen Moment später mit etwas zurück, das nach einem zusammengeknüllten Trenchcoat und einem Glas Wasser aussah. Er schob den Mantel unter ihren Kopf und reichte ihr das Glas.
Die Sekretärin streckte den Kopf durch die halb geschlossene Tür. „Der Krankenwagen kommt jeden
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