Julia Extra Band 0326
erfuhr, dass sie sich immer noch auf Ithaka aufhielt. Er hatte sich sogar die Frage gestattet, ob sie vielleicht hoffte, er würde zurückkehren. Ihren Worten zufolge war sie allerdings nur hiergeblieben, um alles Rechtliche zu regeln, nicht weil sie sich durch ihr Treuegelübde an ihn gebunden fühlte.
Aber schließlich hatte sie ja auch unmissverständlich klargestellt, warum sie ihn überhaupt geheiratet hatte. Er war dumm genug gewesen, ihr zu glauben, dass sie Kinder wollte, sich sogar sehnlich wünschte, was natürlich gelogen war. Sie hatte sogar die Pille genommen, und als er sie zur Rede stellte, hatte sie wutentbrannt erwidert: „Kinder? Du machst wohl Witze? Wo habe ich das unterschrieben? Stand das etwa in dem Ehevertrag, den ich unterzeichnen musste?“
Eigentlich hatte er nie angenommen, dass ein derartiger Vertrag nötig wäre. Seine Anwälte hatten ihm jedoch dazu geraten. Und so hatte er mit widerstrebenden Gefühlen seine finanziellen Angelegenheiten darin geregelt. Das meiste zu ihrem Vorteil, was im Nachhinein ein Fehler gewesen war.
Denn schon kurze Zeit später hatte sich Penny als intrigante kleine Mitgiftjägerin erwiesen. Sie hatte ihn nur des Geldes wegen geheiratet und nie vorgehabt, ihren Teil der Abmachung einzuhalten. Sie hatte nie beabsichtigt, ihm den Erben zu schenken, den er sich so ersehnte. Selbst wenn er gesund und munter von der Troja zurückgekehrt wäre, wäre sie als Millionärin aus ihrer kurzen Verbindung hervorgegangen. Und von seinem Tod hätte sie sogar noch mehr profitiert.
Für sie war die Nachricht über sein Verschwinden bestimmt ein Grund zur Freude gewesen. Ganz sicher hatte sie dabei auf das Schlimmste gehofft.
Für sie musste es die Antwort auf all ihre Gebete gewesen sein, als genau das eintrat, was sie wollte. Er war nicht zurückgekehrt und hatte ihr das Feld überlassen. Endlich konnte sie sich das Unternehmen unter den Nagel reißen. Der Weg dahin war nun frei. Dafür hatte sie sich nicht einmal von ihm scheiden lassen müssen. Ja, er hatte es ihr wirklich verdammt einfach gemacht.
Zarek strich sich durch das schulterlange Haar, während er sich im Spiegel betrachtete. Seine Augen wirkten dunkel, und um seinen Mund lag ein harter Zug, der trotz des Barts deutlich zu erkennen war. Es gab eine viel bessere Möglichkeit, mit der Situation umzugehen, und Penny hatte ihm gerade selbst die perfekte Gelegenheit dazu geboten.
Er war viel zu lange fort gewesen, wenn auch unfreiwillig. Deshalb hatte er die letzten zwei Wochen damit verbracht, sich ein Bild der Lage zu verschaffen. Nun war es Zeit zu handeln.
Entschlossen betrat er das kleine, einfache Badezimmer und öffnete den Schrank, um eine Schere und seinen Rasierapparat herauszunehmen. Er musste endlich seine Tarnung ablegen und sich zu erkennen geben.
Zarek Michaelis war zurückgekehrt. Und schon bald würden es alle erfahren.
Auch seine treulose Ehefrau.
Er freute sich schon auf ihren Gesichtsausdruck, wenn ihr klar wurde, dass sie leer ausgehen würde. Und auf ihre Reaktion, wenn sie erfuhr, dass ihr tot geglaubter Ehemann noch lebte und wild entschlossen war, sein früheres Leben weiterzuführen.
„Du musst endlich eine Entscheidung treffen, Penelope.“ Hermione beugte sich vor und blickte sie durchdringend an, während sie mit den langen Fingernägeln auf den polierten Tisch trommelte, um ihre Aussage zu unterstreichen. „Wir können die Dinge nicht so weiterlaufen lassen.“
„Wir?“, wiederholte Penny, die um jeden Preis vermeiden wollte, dass ihre Schwiegermutter den Verlauf der Vorstandssitzung bestimmte.
Natürlich war ihr die ganze Zeit klar gewesen, dass sie sich irgendwann zu einem Entschluss durchringen musste. Die anderen lagen ihr damit schon seit über einem Jahr in den Ohren. Und in ihrem tiefsten Inneren wusste sie, dass sie sich bereits entschieden hatte. Doch sie war nicht glücklich damit.
„Wir sind alle Aktionäre“, erinnerte Hermione sie scharf, woraufhin Penny innerlich zusammenzuckte.
„Kleinaktionäre“, konterte sie im selben Tonfall, damit niemand merkte, wie schwer es ihr fiel, angesichts des Unvermeidlichen die Fassung zu wahren. Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen.
„Aber trotzdem ist die Odysseus Reederei Familiensache“, bemerkte Petros, Hermiones zweiter Sohn und Jasons jüngerer Bruder. Ungeduldig rutschte der stämmige Grieche auf seinem Stuhl nach vorne. „Und du verhinderst, dass wir an der Leitung des Unternehmens teilhaben“, warf
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